„Cenedl heb iaith cenedl heb galon“ – „Eine Nation ohne Sprache, ist eine Nation ohne Herz“. Dieses walisische Sprichwort ist vielleicht schwer auszusprechen, zeigt aber, wie wichtig diesem kleinen Land seine Individualität, seine eigene Sprache, ist. Denn gerne verschwindet der kleinste Landesteil Großbritanniens im Schatten der großen Schwester England. Schade, denn gerade Wales ist ein Reiseziel, das aus zahlreichen Gründen einen Besuch wert ist. Die außergewöhnliche Sprache ist nur einer davon …

Wie wäre es mit über 600 Burgen und Schlössern, drei traumhaft schönen Nationalparks, einer 1400 Km langen Küste, versteckten Wasserfällen und hoch aufragenden Berggipfeln – und das alles auf einer Fläche, ungefähr so groß wie Hessen? Gerade mal 3,1 Millionen Menschen leben in Wales und die empfangen Gäste mit der typisch walisischen Gastfreundschaft. Neben den einzigartigen Naturschönheiten warten charmante Dörfer, lebhafte Märkte und urige Pubs auf deinen Besuch. Wales ist ein gelungener Mix aus Landleben und urbaner Coolness, aus Kultur und Geschichte. Das kulturelle Erbe des kleinen Landes lässt sich am besten durch einen Besuch der mittelalterlichen Burgen, der alten Ruinen und der malerischen Dörfer erfahren, denn hier bleibt die Geschichte von Wales lebendig.
Hier kommen sechs eher unbekannte Städte, die definitiv alle Vorzüge von Wales präsentieren. Übt am besten schon mal die Aussprache …
Criccieth: Das Tor zu einem wahren Naturparadies
In Nordwales liegt das Küstenstädtchen Criccieth, das vom Criccieth Castle aus dem Jahr 1230 überragt wird und als Tor zur Halbinsel Llŷn gilt. Kulturinteressierte sollten sich die Burg auf jeden Fall ansehen, denn sie liegt auf einer erhöhten Landzunge und bietet eine fantastische Aussicht über das Meer. Ein Besuch in dem mittelalterlichen Haus Penarth Fawr gleicht einer wahren Zeitreise ins 15. Jahrhundert. Hier erhält man einen seltenen Einblick in das Leben des walisischen Adels. Wer Lust auf die magische Wirkung von Heilwasser hat, kann vom Haus Penarth Fawr in ca. 15 Minuten ins Dorf Llangybi zur heiligen St. Cybi’s Well wandern. Magisch ist auch das Hillfort Tre’r Ceiri, eine der am besten erhaltenen Hügelfestungen Großbritanniens aus der Eisenzeit, mit Rundhäusern, Toren und Wällen in einem bemerkenswert intakten Zustand.
Einen sagenhaften Ausblick aufs Meer bei jedem Wetter hat man vom Restaurant Dylan’s aus, in einem wunderschönen Gebäude im Art-déco-Stil direkt am Strand. Es wurde vom Architekten Clough Williams Ellis in den 1930er Jahren entworfen, der auch das italienisch-anmutende Dorf Portmeirion rund 15 km entfernt schuf.
Machynlleth: Walisische Kunst, soweit das Auge reicht

Nach „Mach“ kommen alle, die Lust haben, über einen historischen Wochenmarkt zu schlendern, dessen Tradition per königlichem Dekret im Jahr 1291 eingeführt wurde, oder durch die vielen Antiquitätenläden, alternativen Lifestyle-Boutiquen und Kunsthandwerksläden zu bummeln. Zudem ist Mach ein wahres Mekka für Kunstliebhaber, denn in den vielen Galerien wie beispielsweise dem MOMA Machynlleth, dem dortigen Museum für moderne Kunst, werden Werke bedeutender walisischer Künstler ausgestellt. In Machynlleth befand sich im Jahre 1404 auch das Parlament des walisischen Nationalhelden Owain Glyndŵr, dessen Geschichte im The Owain Glyndŵr Centre erzählt wird. Du bist zufällig am Maifeiertag in der ehemaligen Hauptstadt von Wales? Glück gehabt, denn dann gibt es auf dem alljährlichen Comedy Festival einiges zu lachen.
Raus aus der Stadt: RSPB Ynys-hir ist ein Vogel- und Naturschutzgebiet, in dem nicht nur Ornithologen auf ihre Kosten kommen. Das mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnete Ynyshir Restaurant and Rooms zählt zu den fünf besten Restaurants Großbritanniens – ein Traum für Gourmets. Und im UNESCO-Biosphärenreservats Dyfi Valley, einem von mehreren Orten in Mittelwales, kann man etwas über die heimischen Rotmilane lernen.
Cardigan: Eine Stadt für alle Wünsche

Laut des britischen Time Out Magazins steht Cardigan an dritter Stelle auf der Liste der 15 Orte in Großbritannien, die man unbedingt besuchen sollte – und das zurecht! Die Kleinstadt bietet von einer spannenden Geschichte über hübsche Läden bis hin zur Nähe zum Meer wirklich alles, was man sich für einen Urlaub wünscht. Beschreiben lässt sich Cardigan am ehesten als Mix aus einem altmodischen walisischen Marktstädtchen und einer Hippie- und Künstlerexklave. Sehenswert ist die 900 Jahre alte Festungsanlage Cardigan Castle, die trotz des hohen Altes auch einen modernen Touch hat, denn eine einzigartige Ausstellung des Emmy Gewinners Matthew Rhys erzählt die bemerkenswerte Geschichte des Ortes. Zudem kann man in Cardigan Castle übernachten und hervorragend essen.
Ein weiterer Übernachtungstipp ist Fforest, ein paradiesischer Rückzugsort mitten in der Natur, nur wenige Minuten außerhalb der Stadt. Auf einem über 200 Hektar großen Gelände aus Wäldern und Wiesen kann man auf einer Farm, in Glamping-Pods oder -Hütten und Tippis unter dem Sternenhimmel nächtigen.
St. Davids: die kleinste Stadt Großbritanniens

Klein, aber oho? Das passt zu dem Städtchen an der Südwestspitze von Wales! Seinen Stadtstatus hat St Davids mit nur 1800 Einwohnern der eindrucksvollen Kathedrale aus dem 12. Jahrhundert zu verdanken. Ihretwegen ist St. Davids, benannt nach dem Schutzpatron von Wales, bereits seit Jahrhunderten ein Wallfahrtsort. Bei einem Besuch, der aus dunkelrosanem Sandstein errichtete Kathedrale, kann man nicht nur die beeindruckende Schatzkammer besichtigen, sondern sich im Cathedral Coffee Shop auch mit hausgemachten Speisen stärken. Wunderschön sind außerdem die gotischen Ruinen des Bischofspalastes auf der gegenüberliegenden Flussseite. Im Sommer bieten sie eine dramatische Kulisse für Theateraufführungen unter freiem Himmel.
Ein Highlight für Wanderer ist der Pembrokeshire Coast Path, der Küstenwanderweg des Nationalparks, der Teil des 1400 km langen Wales Coast Paths ist. Ein herrlicher Rundweg führt zur St Non’s Chapel. Der Sage nach brachte hier die Heilige Non ihren Sohn David zur Welt und das Wasser aus der Quelle St Non’s Well soll heilende Kräfte haben. Einfach mal ausprobieren!
Cowbridge: Lebenswerter geht’s nicht!

Beispiel gefällig? Die Lage von Cowbridge im schönen Vale of Glamorgan – zum Meer sind es gerade einmal 15 Minuten mit dem Auto und nach Cardiff knapp eine halbe Stunde. Natürlich gibt es viele schöne Geschäfte, Pubs und Restaurants im Zentrum, aber ein echtes Highlight ist der Physic Garden, ein kleines Idyll, in dem seit über 200 Jahren alte Heilpflanzen und Kräuter wachsen, die einst als Medizin verwendet wurden. Bleiben wir bei Gärten, dieses Mal allerdings etwas hochherrschaftlicher: Die unter Denkmalschutz stehenden Dyffryn Gardens, ein einmaliges Beispiel edwardianischer Landschaftsarchitektur rund um das stattliche Herrenhaus, ziehen einen sofort in den Bann. Weil das ganz schön hungrig macht, kehrt man anschließend am besten bei The Penny Farthing für einen Lunch oder ein Dinner ein.
Was auf keinen Fall fehlen darf, ist ein Abstecher ans Meer. Entweder an die dramatische Küste der Glamorgan Heritage Coast, zum Leuchtturm Nash Point, für Strandspaß bietet sich Southerndown an oder für eine kleine Wanderung rund um die Ruine von Ogmore Castle. Selten kann man City-Feeling und Strandleben so einfach verbinden.
Chepstow: das Beste aus Vergangenheit und Moderne

Das offensichtliche Highlight zuerst: Castell Cas-gwent (Chepstow Castle) ist die älteste erhaltene nachrömische Steinburg in ganz Großbritannien und allein schon deswegen einen Besuch wert. Aber auch die Lage hoch über dem Fluss Wye gehört wegen der grandiosen Aussicht zu den Pluspunkten dieser historischen Sehenswürdigkeit. Bleiben wir bei der Geschichte: die Stadtmauern von Chepstow, die zwischen 1272 und 1278 vom normannischen Herrscher Roger Bigod III. zur gleichen Zeit erbaut wurden, als er die Burg ausbaute, sind auch heute noch ein beeindruckendes Merkmal der Stadt und bemerkenswert gut erhalten. Ebenfalls ein historischer Superlativ ist die St. Mary’s Priory Church, denn sie ist das früheste Beispiel romanischer Architektur in Wales. Erbaut im 11. Jahrhundert als Teil eines Benediktinerpriorats ist sie ähnlich alt wie der normannische Bergfried von Chepstow Castle.
Aber auch jenseits der Kultur lässt sich im Zentrum einiges entdecken. In den hübschen Gebäuden im gregorianischen und viktorianischen Stil gibt viele Boutiquen und kleine Geschäfte. Wer fürs Shoppen etwas Geld braucht, versucht sein Glück einfach auf der Chepstow-Rennbahn. Sie ist bekannt als Austragungsort des Welsh National, das jedes Jahr im Dezember stattfindet.
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Übernachten würdest du gerne in luxuriösen Herrenhäusern, in Burgen, kleinen gemütlichen Hotels, B&Bs oder in Restaurants mit Zimmern bis hin zu urigen naturnahen Glampinghütten oder Baumhäusern? Mehr dazu hier

Fotos: Crown Copyright (2025) Welsh Government
