5. Mai 2024, 9:12 Uhr | Lesezeit: 10 Minuten
In Deutschland gibt es zahlreiche Tropfsteinhöhlen, und einige davon sind ganz besonders beeindruckend. TRAVELBOOK stellt sieben einzigartige Höhlen und ihre Entdeckungsgeschichten vor.
Wer eine Tropfsteinhöhle betritt, begibt sich auf eine Zeitreise in die Vergangenheit. Die Luft ist feucht, die Temperatur kühl, das Licht dunkel. Von den Decken hängen Tropfsteine herab, sogenannte Stalaktiten, vom Boden wachsen die Gegenstücke, die Stalagmiten, empor. Und wenn man sich genauer umsieht, lassen sich in vielen dieser Höhlen Überreste aus längst vergangenen Zeiten entdecken. Auch in Deutschland gibt es einige Tropfsteinhöhlen, die auf beeindruckende Weise geformt wurden und auf eine spannende Entdeckungsgeschichte zurückblicken. TRAVELBOOK stellt sieben von ihnen vor und verrät, warum sich ein Besuch lohnt.
1. Die Atta-Höhle: Sie beherbergt eine kulinarische Spezialität
Die Atta-Höhle befindet sich in der Stadt Attendorn in Nordrhein-Westfalen und ist benannt nach der Fürstin Atta, die auch Namensgeberin der Stadt ist. Laut der offiziellen Webseite wurde die Höhle am 19. Juli 1907 per Zufall von Steinbrucharbeitern entdeckt. Insgesamt weist die gigantische Tropfsteinhöhle eine Gesamtlänge von 6670 Metern auf, von denen heute etwa 1800 Meter für die Öffentlichkeit zugänglich sind. Besucher können bei einer 40-minütigen Führung verschiedene Räume besichtigen, wie die Wolkenhalle, die Orgelgrotte, die Gletscherschlucht oder den Kristallpalast.
Der würzige Atta-Käse
Zudem hat die Höhle noch eine Besonderheit. In den Gängen der Atta-Höhle reift eine kulinarische Spezialität: der Atta-Käse. Er ist wegen seiner würzigen Note besonders beliebt. Meist lagern in der Höhle um die 300 bis 400 Käselaibe, die die Besucher direkt vor Ort verkosten und kaufen können.
Öffnungszeiten: Die Tropfsteinhöhle ist vom 27. April bis zum 25. August 2024 täglich ab 10 Uhr geöffnet. Der letzte Einlass ist um 16:30 Uhr. Weitere Öffnungszeiten können sie der offiziellen Webseite entnehmen.
Preise: Erwachsene zahlen 13,00 Euro, Kinder von 5 bis 14 Jahren 7,50 Euro. Zudem gibt es Familienkarten und Ermäßigungen.
Adresse: Attendorner Tropfsteinhöhle, Finnentroper Str. 39, 57439 Attendorn
2. Die Teufelshöhle: Der Eingang war den Einheimischen bekannt
Unser zweiter Geheimtipp ist die Teufelshöhle, eine natürliche Karsthöhle nahe der oberfränkischen Stadt Pottenstein im Landkreis Bayreuth in Bayern. Auch sie wurde per Zufall entdeckt. Der Eingang zur Höhle war den Einheimischen laut der offiziellen Webseite bereits seit Jahrhunderten unter dem Begriff „Teufelsloch“ bekannt, jedoch dachte man stets, es handele sich dabei lediglich um ein Loch von 85 Metern Tiefe.
Schon damals fand man dort Knochenmaterialien, vielfältige Formen von Tropfsteinen und anderes organisches Material. Da man jedoch davon ausging, dass es hinter der Wand am Ende des Lochs nicht mehr weiter geht, wurde dem Teufelsloch lange Zeit keine Beachtung geschenkt.
Erst im Jahr 1922 entschied sich der Forscher Hans Brand, weitere Untersuchungen anzustellen und entdeckte die Teufelshöhle in Pottenstein. Ihm offenbarte sich ein über mehrere Etagen verlaufendes Höhlensystem. Von der insgesamt 3000 Meter langen Tropfsteinhöhle in Deutschland ist etwa die Hälfte für Besucher zugänglich. Eine Führung durch die gut ausgebaute und leicht begehbare Höhle dauert in etwa 45 Minuten.
Das Höhlenbärenskelett
Auch die Teufelshöhle hat Besonderheiten. Zum einen befindet sich in ihr ein vollständiges Höhlenbärenskelett, das den Besuchern einen Einblick in das frühere Höhlenleben gibt, und zum anderen ist in der Höhle eine sogenannte Heilstollentherapie möglich. Diese kann zum Beispiel bei allergischen Hautkrankheiten, chronischer Bronchitis, Heuschnupfen oder Raucherentwöhnung angewendet werden.
Öffnungszeiten: Der Einlass findet laut der offiziellen Webseite täglich bis zum 3. November 2024 ab 9 Uhr statt. Der letzte garantierte Einlass ist um 16 Uhr. Individuelle Führungen außerhalb der Öffnungszeiten sind auf Anfrage möglich.
Preise: Für Erwachsene ab 16 Jahren kostet der Eintritt 7,00 Euro, für Kinder im Alter von 4-15 Jahren 4,00 Euro. Zudem gibt es aus Familienkarten und Ermäßigungen.
Adresse: Teufelshöhle, Schüttersmühle 5, 91278 Pottenstein, Deutschland
3. Wimsener Höhle: Tiefste Unterwasserhöhle Deutschlands
Das Wasser in der Wimsener Höhle, auch Friedrichhöhle genannt, schimmert grünlich und ist glasklar. Sie gilt als die tiefste erforschte Unterwasserhöhle und ist die einzige in Deutschland, die mit dem Boot befahren werden kann, heißt es auf der eigenen Webseite.
Die Höhle befindet sich in der Schwäbischen Alb und hat eine Länge von 1260 Metern. Ihr Inneres gleicht einem Labyrinth aus Gängen und Kammern, die im Laufe von Millionen von Jahren durch das stetige Fließen von Wasser geformt wurden. Besucher können mit einem Fährmann jedoch nur 70 Meter in die Wimsener Höhle hineinfahren, danach reicht der Wasserspiegel bis zur Höhlendecke und verhindert eine Weiterfahrt. Auf dem Weg erhalten die Besucher spannende Informationen rund um die Geschichte und die Geologie der Höhle. Urkundlich erwähnt wurde sie zum ersten Mal 1447.
Immer wieder tauchen Forscher auch in den hinteren Teil der Höhle, denn dort befindet sich eine sogenannte Schatzkammer. Hier wurden bereits menschliche Knochen und Keramiken gefunden, von denen mindestens ein Knochen aus der Bronzezeit stammt.
Öffnungszeiten: Derzeit hat die Höhle immer montags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet.
Preise: Erwachsene und Jugendliche ab 12 Jahren zahlen 7,00 Euro, Kinder von 6 bis 12 Jahren 6,00 Euro. Zudem gibt es ermäßigte Preise für Kleinkinder und Gruppen.
Anfahrt: Wimsener Höhle, Wimsen 1, 72534 Hayingen
4. Die Rübeländer Tropfsteinhöhlen: Zwei benachbarte Höhlen
Die Baumannshöhle – bekannt für ihren berühmten Besuch
Nur etwa eine Autostunde vom Brocken im Harz entfernt befinden sich zwei der ältesten Naturschauhöhlen Deutschlands: die Hermannshöhle und die Baumannshöhle. Ähnlich wie bei den bereits erwähnten Tropfsteinhöhlen in Deutschland wurde auch die Baumannshöhle zufällig entdeckt, und zwar durch den Bergmann Friedrich Baumann im 16. Jahrhundert.
Zudem gab es einen bekannten Besucher, der die Baumannshöhle sogar mehrmals besuchte – nämlich Johann Wolfgang von Goethe. Er wurde sogar zum Namensgeber des größten Hohlraumes im Inneren der Baumannshöhle, dem Goethesaal. Heute befindet sich an dieser Stelle eine unterirdische Naturbühne, auf der unter anderem Theaterveranstaltungen und Konzerte stattfinden.
Die benachbarte Hermannshöhle
Die Hermannshöhle liegt ungefähr fünf Gehminuten von der Baumannshöhle entfernt. Sie ist besonders sehenswert aufgrund ihrer einzigartigen Tropfsteininformation, dem Olmensee und der funkelnden Kristallkammer, heißt es auf der offiziellen Webseite.
Auch die Baumannshöhle kann besichtigt werden. Es werden ca. alle 20 Minuten klassische geführte Rundgänge mit den Höhlen-Guides angeboten – die Gruppengröße beträgt bis zu 40 Personen.
Öffnungszeiten: Beide Höhlen sind ab dem 1. Mai täglich von 9:30 bis 16:30 geöffnet. Eine Besichtigung ist ausschließlich mit Führung möglich.
Preise: Bei einem Besuch mit Führung liegen die Kosten bei 9,50 Euro für Erwachsene und bei 6,50 Euro für Kinder von vier bis vierzehn Jahren. Zudem gibt es auch hier Familienkarten und Ermäßigungen. Die Tickets berechtigen lediglich zum Besuch einer Tropfsteinhöhle, jedoch werden auch Kombi-Tickets angeboten. Die Kosten dafür können Sie der offiziellen Webseite entnehmen.
Anfahrt:
Für die Baumannshöhle: Parkplatz an der Straße „Mühlental“ in 38889 Rübeland, Einfahrt vor dem Mühlental 11 oder der Parkplatz an der Blankenburger Straße 35 in 38889 Rübeland.
Für die Hermannshöhle: Parkplatz an der Burgstraße 17 in 38889 Rübeland, an der Flußseite, gegenüberliegend befindet sich ein Privatparkplatz (Hangseite) oder Parkplatz zwischen der Blankenburger Straße 11 und 12 in 38889 Rübeland (am Freibad).
5. Die König-Otto-Tropfsteinhöhle: Die barrierefreie Höhle
Die König-Otto-Tropfsteinhöhle ist, nach eigenen Angaben, nicht nur eine der schönsten Höhlen Deutschlands, sondern auch eine der wenigen barrierefreien und damit für Rollstuhlfahrer geeignet. Sie befindet sich in der Oberpfalz bei Velburg und wurde 1895 per Zufall von einem Schäfer aus St. Coleman entdeckt.
Insgesamt hat die Höhle eine Länge von 450 Metern, von denen 270 Meter begehbar sind. Beeindruckend sind vor allem die mit Wasser gefüllten Sinterbecken, zum Teil meterhohe Stalagmiten und die faszinierenden Tropfsteinformationen. Eine Besichtigung dauert etwa 45 Minuten und führt 70 Meter in die Tiefe. Während des Rundgangs erwartet die Besucher das Highlight der Höhle: die sogenannte Adventshalle. Ein Bereich mit gewaltigen Stalagmiten, der erst im Jahr 1972 entdeckt wurde.
Öffnungszeiten: Laut der offiziellen Webseite geht die diesjährige Saison geht noch bis zum 31. Oktober 2024. Bis dahin kann man die Höhle dienstags bis freitags von 11 bis 16 Uhr besichtigen. An Samstagen, Sonn- und Feiertagen ist sie von 10 bis 17 Uhr geöffnet.
Preise: Erwachsene zahlen 8,00 Euro, Kinder bis 15 Jahre 5,00 Euro. Zudem gibt es Familienkarten und Ermäßigungen..
Anfahrt: König-Otto-Tropfsteinhöhle, St. Colomann 11, 2355 Velburg (Vom Parkplatz sind es 5-8 Minuten Gehweg zur Höhle)
6. Barbarossahöhle: Eine geologische Rarität
Die Barbarossahöhle ist eine von weltweit nur zwei existierenden Schauhöhlen im Anhydritgestein, heißt es auf der Webseite der Höhle. Dabei handelt es sich um einen Mineralstein, den es in unterschiedlichen Farben gibt, zum Beispiel grau blau, violett oder weiß. Entdeckt wurde die Höhle im Jahr 1860 von dem Unternehmer Wilhelm von Born aus Dortmund.
Dieser war gerade dabei, einen Stollen bei Rottleben unterhalb der Ruine Falkenburg und direkt an der alten Salzstraße von Steinthaleben nach Bad Frankenhausen vorantreiben zu lassen. Die Bergleute trafen bei den Arbeiten nach einer Strecke von 178 Metern plötzlich auf natürliche Hohlräume von beeindruckender Größe und Schönheit – die Barbarossahöhle.
Heute können Besucher auf einer Fläche von 13.000 Quadratmetern imposante Gewölbe, grünlich schimmernde, kristallklare Seen und ungewöhnliche Gesteinsformationen bewundern. Eine Führung durch die Höhle dauert ungefähr 50 bis 60 Minuten und es wird eine Wegstrecke von 800 Metern zurückgelegt.
Öffnungszeiten: In der Sommersaison vom 1. April bis zum 31. Oktober hat die Höhle von Dienstag bis Sonntag von 10:00 bis 17:00 Uhr geöffnet.
Preise: Erwachsene Zahlen 9,50 Euro und Kinder von 3-16 Jahren zahlen 6,00 Euro. Zudem gibt es Familienkarten und Ermäßigungen.
Anfahrt: Barbarossahöhle im GeoPark Kyffhäuser, Mühlen 6, OT Rottleben
99707 Kyffhäuserland
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7. Die Feengrotten: Eine farbenreiche Untertagewelt
Die Feengrotten leuchten in bunten Farben und sind eher durch Zufall entstanden. Denn vor vielen Jahren waren Bergarbeiter eigentlich auf der Suche nach Gold, Silber und Metallen, als sie stattdessen das gefragte Gestein Alaunschiefer fanden. Durch dessen Abbau entstanden verschiedene Hohlräume, welche sich im Laufe der Zeit zu einer farbenprächtigen Tropfsteinwelt verwandelten.
Heute finden in den unterirdischen Gängen täglich Führungen statt, bei denen die Besucher nicht nur die Feengrotten besichtigen, sondern auch Wissenswertes über das Leben der Bergleute, den früheren Bergbau und die Entstehung der heutigen Feengrotten erfahren. Dabei durchlaufen sie verschiedene Bereiche wie die Feengrotten, das Feenweltchen, das Grottoneum und den Heilstollen.
Darüber hinaus werden verschiedene Führungen zu speziellen Themen angeboten, wie z.B. eine Taschenlampentour, die Erlebnisführung „Schicht im Schacht“ oder eine Führung „für Romantiker“.
Öffnungszeiten: Die Feengrotten sind täglich von 11 bis 17 Uhr geöffnet, das Grottoneum von 10 bis 18 Uhr. Weitere Öffnungszeiten entnehmen Sie bitte der offiziellen Webseite.
Preise: Ein Kombiticket für die Höhlen kostet 25,00 Euro für Erwachsene, 19,50 Euro für Kinder von 5 bis 16 Jahren und 6,50 Euro für Kinder von 1 bis 4 Jahre. Weitere Ticketoptionen finden Sie ebenfalls der offiziellen Webseite.
Anfahrt: Feengrotten, Feengrottenweg 2, 07318 Saalfeld