9. Juli 2023, 7:39 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Etwa im 17. Jahrhundert vor Christus löschte ein gewaltiger Vulkanausbruch auf der Insel Santorin die antike Stadt Akrotiri aus. Erst 1967 wurde sie wiederentdeckt, seitdem kommen immer mehr erstaunliche Erkenntnisse über eine einstige Hochkultur ans Tageslicht. Manche glauben sogar, dass es sich bei Akrotiri tatsächlich um das legendäre Atlantis gehandelt haben könnte.
Man kann wohl mit Recht sagen, dass die Kykladen-Insel Santorin einer der touristischen Hotspots überhaupt von Griechenland ist. Doch nur wenige dürften wissen, dass es auch einer der geschichtsträchtigsten Orte des Landes ist. Nur ein paar Kilometer entfernt von der Hauptstadt Firá befindet sich eine Ausgrabungsstätte, die auf den ersten Blick vielleicht unspektakulär erscheinen mag. Dabei handelt es sich aber um die Überreste der untergangenen antiken Stadt Akrotiri. Und diese wird nicht nur häufig auch als das „Pompeji von Griechenland“ bzw. der Ägäis bezeichnet, sondern könnte auch der Ursprung einer jahrtausendealten Legende sein.
Laut der „Greek News Agenda“ kann man das historische Akrotiri wohl getrost als eine frühe Stätte der griechischen Hochkultur bezeichnen. Wie die bereits seit 1967 hier laufenden Ausgrabungen zeigen, war die Stadt für die damalige Zeit ungewöhnlich fortschrittlich. So gab es nicht nur bis zu dreistöckige Gebäude und gepflasterte Straßen, sondern auch ein Abwassersystem und wohl sogar Toiletten in den Häusern. Der Ort wurde seit seiner Entstehung etwa 3500 vor Christus zu einem der wichtigsten Handelszentren der Ägäis, pflegte Beziehungen nicht nur zum griechischen Festland, sondern auch bis nach Syrien und Ägypten.
Keine Leichenfunde
Gefundene Wandbilder, Möbel und Haushaltsgegenstände deuten darauf hin, dass die Bewohner von Akrotiri ein sehr luxuriöses Leben geführt haben müssen. Doch etwa 1600 vor Christus dann verschwand die Stadt sprichwörtlich vom Erdboden. Ausgelöscht von einer gewaltigen Naturkatastrophe. Ein Vulkanausbruch, der heute als die „Minoische Eruption“ bekannt ist, zerstörte nicht nur Akrotiri, sondern auch die gesamte Insel Santorin, verheerte sogar Orte auf der Nachbarinsel Kreta. Auswirkungen waren bis nach Ägypten zu spüren, die Insel versank unter einer meterdicken Ascheschicht.
Der Ausbruch war gleichzeitig das Ende von Akrotiri. Wie in einer Zeitkapsel wurde die Stadt unter der Aschedecke begraben und konserviert. Anders als im italienischen Pompeji hat man hier allerdings keine Toten gefunden. Wissenschaftler schlossen daraus, dass der Vulkanausbruch wohl für die Bewohner Santorins nicht ganz überraschend kam. Bereits vorher habe es demnach eine Reihe von heftigen Erdbeben gegeben. Diese veranlassten wohl die Bewohner von Akrotiri, ihre Heimat zu verlassen. Dass man in der Ruinenstadt derart viele gut erhaltene Gegenstände fand, deutet allerdings darauf hin, dass viele wohl glaubten, bald zurückzukehren.
War Akrotiri das echte Atlantis?
Dem „MDR“ zufolge mag es aber auch einen anderen Grund geben, warum man in Akrotiri niemals sterbliche Überreste entdeckte. Demnach könnten die Menschen auf Santorin auch einfach vollständig verbrannt worden sein. Bis zum Jahr 1967 nun versank Akrotiri in Vergessenheit, bis unter dem Professor Spyridon Marinatos und der Archäologischen Gesellschaft von Athen erste Ausgrabungen begannen. Die Funde, besonders die künstlerisch gestalteten Fresken in fast jedem Haus, erstaunen die Wissenschaftler bis heute. Auch die entdeckte Keramik sucht ihresgleichen. Aber es ist ein anderer Umstand, weswegen Akrotiri von sich reden macht.
Denn immer wieder kam in der Vergangenheit die Theorie auf, bei dem Ort könnte es sich um das tatsächliche, sagenumwobene Atlantis handeln. Laut WELT weisen zahlreiche Beschreibungen des griechischen Philosophen Platon über den Mythen-Ort erstaunliche Parallelen zu Akrotiri auf. Nicht zuletzt der Umstand, dass auch Atlantis der Legende nach durch Erdbeben und Überschwemmungen ausgelöscht wurde. Als auf Santorin der Thera-Vulkan explodierte, verursachte der Ausbruch mindestens neun Meter hohe Tsunami-Wellen.
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Der Mythos bringt Profit
Bislang finden sich allerdings noch keine wirklich harten Fakten für die Theorie. So positionierte Platon in seiner Atlantis-Sage in die Mitte der Stadt einen Poseidon-Tempel, geweiht dem gleichnamigen griechischen Meeresgott. Auf der mittlerweile zwei Hektar großen Grabungsfläche von Akrotiri fand man einen solchen allerdings bislang nicht, auch wenn die Exkavationen noch lange andauern werden. Trotzdem oder gerade deshalb schlägt man natürlich auf Santorin aus dem Atlantis-Mythos Profit. So gibt es neben dem Museum des prähistorischen Thera (so früher auch der Name von Santorin) auch noch das „Lost Atlantis Experience Museum“.
Besucher können hier unter anderem per Kinovorführung die gewaltige Vulkaneruption nachempfinden. Und natürlich fehlen auch Platons Beschreibungen von Atlantis nicht. Wie gut sich mit dieser Mär offenbar verdienen lässt, zeigt der doch stramme Eintrittspreis von 14 Euro für Erwachsene, Kinder bis 12 Jahre zahlen immer noch sieben Euro. Die archäologische Ausgrabungsstätte von Akrotiri selbst ist bis Ende Oktober von 8 bis 20 Uhr geöffnet und kostet 12 Euro Eintritt. Ein Besuch hier ist nicht nur eine beeindruckende Zeitreise, sondern auch eine ganz persönliche Spurensuche nach einer der größten Legenden überhaupt. Der Legende um die untergegangene Stadt Atlantis.