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„Telespargel“

Der Berliner Fernsehturm – das Wahrzeichen der deutschen Hauptstadt

Berliner Fernsehturm
Der Berliner Fernsehturm ist das bekannteste Wahrzeichen der deutschen Hauptstadt. Ursprünglich sollte er aber gar nicht am Alexanderplatz stehen Foto: Getty Images
Robin Hartmann Autorenkopf
Freier Autor

8. Mai 2023, 17:46 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Kein Bauwerk steht heute so symbolisch für die deutsche Hauptstadt wie der Berliner Fernsehturm. Dabei war der „Telespargel“, wie er mitunter auch verächtlich genannt wurde, lange Zeit ein Ausdruck des Klassenkampfes im geteilten Deutschland. Heute ist er nicht nur das unbestrittene Wahrzeichen der wiedervereinigten Metropole, sondern auch einer ihrer größten Touristenmagneten. Dabei sollte er ursprünglich ganz woanders stehen.

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Der Alexanderplatz ist einer der Orte, den jeder Hauptstadt-Tourist mit absoluter Sicherheit auf seiner To-do-Liste hat. Denn hier ragt, 368 Meter hoch, der Berliner Fernsehturm in den Himmel: heute DAS Wahrzeichen der City und Deutschlands höchstes Bauwerk. Von quasi überall in der Stadt kann man den Turm mit seiner riesigen rotierenden Kugel sehen, er ist sowohl Orientierungspunkt als auch das Symbol der wiedervereinigten Metropole an der Spree. Davon konnte noch nicht die Rede sein, als er vor mehr als 50 Jahren eingeweiht wurde. Denn damals diente er nicht nur als gigantischer Sendemast, sondern wurde für den Klassenkampf im geteilten Deutschland missbraucht.

In den 1950er Jahren entsteht in der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (DDR) der Plan, eine Sendeanlage zu bauen. Mittels dieser sollen die Bewohner im Osten der Stadt zuverlässig DDR-Fernsehen empfangen können, wie die offizielle Seite des Berliner Fernsehturms berichtet. Die Deutsche Post, zuständig für den Bau, hat dafür auch schon ein Gelände in den Berliner Müggelbergen im Blick. Vom Alexanderplatz als Standort ist damals noch keine Rede. SED-Parteichef Walter Ulbricht hat das Projekt höchstpersönlich zur Chefsache erklärt, um „sein“ Volk am Überlaufen zum verhassten Westfernsehen zu hindern.

Standort völlig ungeeignet

Berliner Fernsehturm
In der ganzen Stadt weithin sichtbar: Der Berliner Fernsehturm ist das höchste Bauwerk in Berlin und ganz Deutschland. Foto: Getty Images

Schnell wird aber auch klar: Um einen flächendeckenden Empfang gewährleisten zu können, muss der Berliner Fernsehturm hoch werden. Sehr hoch, um genau zu sein, eine architektonische Pionierleistung sozusagen. Das passt den Parteioberen natürlich wunderbar in den Kram, denn ganz nebenbei wollen sie mit dem Bau die Überlegenheit des Sozialismus gegenüber dem Westen beweisen. Da gibt es nur leider ein nicht ganz unerhebliches Problem. Denn der zunächst gewählt Standort ist für den bereits begonnenen Bau völlig ungeeignet.

Der Grund: Der Berliner Fernsehturm würde nach seiner Fertigstellung viel zu nah an der Einflugschneise des ebenfalls geplanten Flughafen Schönefeld stehen, und so durch seine Höhe womöglich die Sicherheit des Flugverkehrs beeinträchtigen. 1956 stellte man daher den Bau laut „Berliner Morgenpost“ wieder ein, woraufhin die Suche nach einem neuen Standort beginnt. Zunächst ist dafür der Volkspark Friedrichshain in Aussicht, doch wirtschaftliche Probleme machen auch diesem Projekt den Garaus. Der Bau der Berliner Mauer hat einfach zu viel Geld verschlungen.

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4800 Tonnen schwer

Bereits Ende der 50er Jahre hat der DDR-Architekt Hermann Henselmann seinen Entwurf von einem 300 Meter hohen Berliner Fernsehturm vorgestellt, komplett mit einem Restaurant und Aussichtskugel auf 230 Metern Höhe. Die Kugel soll symbolisch an die sowjetischen Sputnik-Satelliten erinnern und in Sozialismus-Rot erstrahlen. 1964 schließlich ist es dann so weit. Der Alexanderplatz als Standort für den Sendemast ist von Walter Ulbricht selbst gewählt. Und so beginnt der Bau am „Fernseh- und UKW-Turm der Deutschen Post“, so die offizielle Bezeichnung in schönstem Beamtendeutsch.

Der Berliner Fernsehturm entsteht so innerhalb von nur gut vier Jahren durch die sogenannte Kletterbauweise. Dabei wächst das innen liegende Stahlgerüst des Funkmastes immer ein wenig schneller als die sie umgebende Hülle aus Beton. Die gewaltige Kugel wird schließlich mit Kränen in einzelnen Segmenten hochgehievt, wo man diese dann in 200 Metern Höhe befestigt. 4800 Tonnen wiegt das Ungetüm dem Berliner Stadtmagazin „Tip“ zufolge am Ende. Am 7. Oktober 1969, dem 20. Geburtstag der DDR, feiert man schließlich die große Einweihung.

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„Telespargel“, „Imponierkeule“, „Protzstengel“

Weithin, und vor allem auch im Westen sichtbar, thront der Berliner Fernsehturm seitdem in der Stadtmitte, und hat damit das Regime, das ihn bauen ließ, um bereits mehr als 30 Jahre überlebt. In der Stadt ist er heute einfach nur kurz als Fernsehturm bekannt, obwohl sich mit den Jahren jede Menge skurrile Spitznamen wie „Telespargel“, „Imponierkeule“, „Protzstengel“ bildeten. Doch unbestritten ist er heute eine der, wenn nicht sogar die größte, Touristenattraktion der gesamten Stadt. Etwa eine Million Menschen aus der ganzen Welt besuchen ihn jährlich.

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Das dürfte natürlich vor allem an Berlins wohl spektakulärstem Ausblick liegen. Denn von der Panorama-Plattform in 203 Metern Höhe kann man an guten Tagen bis zu 80 Kilometer weit ins Land schauen. In 207 Metern Höhe befindet sich das Restaurant des Berliner Fernsehturms. Das Besondere an der Aussichtskugel: Innerhalb von einer Stunde rotiert sie einmal um die eigene Achse. Wer also lange genug oben bleibt, sieht die gesamte Stadt, ohne sich dabei bewegen zu müssen. Wegen der immensen Beliebtheit der Attraktion ist eine Ticket-Reservierung online vorher dringend zu empfehlen. Für einen der begehrten Plätze in dem Restaurant ist sie quasi unerlässlich.

Innerhalb von nur 40 Sekunden bringt der Fahrstuhl Gäste auf die Aussichtsplattform. Dank münzbetriebenen Fernrohren kann man von hier auf Wunsch sogar bis nach Brandenburg blicken. Von März bis Oktober ist die Panorama-Etage von 9 bis 23 Uhr geöffnet, den Rest des Jahres von 10 bis 22 Uhr. Für das Restaurant gelten dieselben Öffnungszeiten. In diesem Jahr bleibt der Berliner Fernsehturm laut offizieller Seite am 6. November geschlossen. Tickets sind für Erwachsene aktuell ab 22,50 Euro zu haben, für Kinder ab 12,50 Euro. Sämtliche Preise und weitere Angebote entnehmen Sie bitte der Webseite. Bitte unbedingt beachten: Der Besuch ist für Menschen mit eingeschränkter Mobilität leider nicht möglich.

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