26. Februar 2021, 16:42 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Die Cheops-Pyramide in Ägypten ist zwar die höchste, nicht aber die größte Pyramide der Welt. Die steht in Mexiko, genau genommen in San Andrés Cholula. Zu sehen ist von dem uralten Bauwerk, das eine Grundfläche von 450 x 450 Meter hat, allerdings nur wenig, denn es wird von einer dicken Erdschicht bedeckt.
365 Kuppeln sollen die 38 Kirchen der südmexikanischen Stadt Cholula haben – eine für jeden Tag des Jahres. So zumindest besagt es die Legende der „heiligen Stadt“. Eine dieser Kirchen, die Iglesia de Nuestra Señora de los Remedios, steht auf einer Erhebung, die man Jahrhundertelang für einen ganz normalen Berg hielt. Bis schließlich ein Forscher, vermutlich per Zufall, entdeckte, dass sich im Untergrund unter dem Gotteshaus ein uraltes Bauwerk verbarg, das sich als die größte Pyramide der Welt entpuppen sollte….
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Erbaut wurde das immense Bauwerk, das mit 4,45 Millionen Kubikmetern fast das doppelte Volumen der Cheops-Pyramide in Äqypten hat, vor ungefähr 2200 Jahren. Als Tempel errichtet, hat man die Pyramide damals für religiöse Rituale verwendet. Auch Opfergaben haben sich hier vermutlich zugetragen – zahlreiche menschliche Knochen hat man in den alten Gemäuern gefunden. Laut dem Online-Portal „aztec-history.com“ sollen sich auch zahlreiche Kinderskelette unter den Knochen befinden.
In mehreren Schichten gebaut
Faszinierend: Die Pyramide ist nicht nur ein einzelnes Bauwerk, sondern besteht aus Schichten, die in Abständen von mehreren Jahrhunderten gebaut wurden. Der britische Nachrichtensender „BBC“ bezeichnete die Pyramide deshalb in Anlehnung an die ineinander schachtelbaren russischen Holzpuppen als Matroschka. Nachdem die vielschichtige Pyramide lange Jahre wichtiger Bestandteil der Bürger Cholulas war, verwilderte sie irgendwann zusehends. Schließlich verschwand sie vollends unter einer Erdschicht.
Legenden besagen, dass die Azteken selbst den Tempel mit Erde bedeckten, um ihn vor Eindringlingen zu verstecken und ihn vor der damit verbundenen Zerstörung zu schützen. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass die Azteken einen anderen Tempel unweit der Pyramide errichteten und ihre Rituale in dem neuen Gotteshaus abhielten. Dadurch verfiel die große Pyramide und begann langsam, in der Natur zu verschwinden, wie etwa „Spiegel online“ berichtet. Was auch immer der Grund war – die Pyramide geriet mit den Jahrzehnten mehr und mehr in Vergessenheit.
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Keiner ahnte, was unter der Erde verborgen war
1519, nachdem die Spanier eingefallen waren, zehn Prozent der Einwohner Cholulas getötet und die Stadt übernommen hatten, hat man viele Kirchen erbaut, darunter auch die Iglesia de Nuestra Señora de los Remedios. Der Berg, inzwischen längst nicht mehr als Pyramide erkennbar, bot sich als guter Standort für eine Kirche an. Nicht nur war er erhöht, sondern auch idyllisch vor dem Vulkan Popocatépetl gelegen.
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Erst mehr als 300 Jahre später, im Jahr 1884, entdeckte der Archäologe Adolph Bandelier Teile der Pyramide, als er mit Ausgrabungen in der Umgebung beschäftigt war. Um das Bauwerk zu erforschen, wurde Mitte des 20. Jahrhunderts ein Tunnelsystem in das Innere gebaut, das noch heute begehbar ist. Den Westtweil der größten Pyramide der Welt hat man freigelegt und restauriert. Von der anderen Seite aus betrachtet sieht es noch aus wie ein ganz normaler Berg.
Heute ist die große Pyramide von Cholula eine beliebte Touristenattraktion. Die Pyramide wird von den Einheimischen noch heute als Tlachihualtepetl bezeichnet, was so viel wie „von Menschen Hand erschaffener Berg“ bedeutet. Ein Reisender schreibt in seiner Bewertung der Sehenswürdigkeit bei Tripadvisor: „Ein absolutes Muss – erkunden Sie die Tunnel und bewundern Sie die Opulenz der Kirche. Drei Schichten von Geschichte in einem.“