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Er war ursprünglich ein Gewächshaus

Der Zwinger – so entstand Dresdens opulenter Museumsbau

Zwinger
Der Zwinger ist heute wohl Dresdens bekanntester Prachtbau. Doch was aussieht wie ein Schloss, war ursprünglich einmal ein Gewächshaus Foto: dpa Picture Alliance/dpa-Zentralbild | Jan Woitas
Robin Hartmann Autorenkopf
Freier Autor

11. Oktober 2023, 15:20 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Der Zwinger in Dresden ist nicht nur einer der schönsten Prunkbauten der Stadt, sondern beherbergt als Museum bereits seit seiner Entstehung auch wichtige Kunstschätze. Erbaut von einem mächtigen Herrscher, diente er aber ursprünglich einem ganz anderen Zweck. Und war bereits im Jahr seiner Eröffnung Schauplatz der wohl opulentesten Hochzeit, die es hierzulande jemals gab.

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Wohl so ziemlich jeder Dresden-Tourist dürfte bei seiner Tour durch die Stadt an der Elbe auch den Zwinger auf dem Programm haben. Wie ein Palast für Könige und Kaiser mutet das mächtige Gebäude an, dabei diente es nie als Residenz für die Mächtigen. Denn die Bogengalerien und Pavillons, die heute eine der wichtigsten Kunstsammlungen Deutschlands beherbergen, wurden ursprünglich zu einem ganz anderem Zweck gebaut. Streng genommen war der Zwinger bei seiner Eröffnung nichts weiter als ein sehr großes, sehr teures Gewächshaus.

Es ist das Jahr 1709, als laut einer offiziellen Seite des Zwinger Kurfürst August der Starke von einem Ort träumt, der seiner gigantischen Kollektion von Zitrusgewächsen wahrhaft würdig wäre. August ist ein besessener Sammler, häuft im Laufe seines Lebens unter anderem weit über 1000 Orangenbäume an. Diese dienen im 18. Jahrhundert nicht nur seinem Privatvergnügen, sondern vielmehr als unübersehbares Zeichen seiner Macht. Denn nördlich der Alpen sind die empfindlichen Bäume nur schwer zu kultivieren. Wem es gelingt, der zeigt damit auch, dass er über entsprechende Geldmittel verfügt. Und so zeichnet August schließlich per Hand seine Vision von einem besonders prächtigen Kaldarium.

Eine gebührende Eröffnung

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Das Kronentor ist eines der prachtvollsten Elemente des Zwinger. Früher wie heute betreten Gäste darüber die imposante Anlage Foto: Getty Images

Der sächsische Landesbaumeister Matthäus Daniel Pöppelmann, seit 1705 im Amt, wird mit der verantwortungsvollen Aufgabe betraut, Augusts Traum zu verwirklichen. Und er macht sich unverzüglich an die Arbeit. Er verändert die Skizze seines Herrschers und erbaut zunächst zwei Bogengalerien mit großen Fenstern, flankiert von zwei Pavillons und mit einer großen Treppenanlage in der Mitte. Beide Männer beraten sich während des Baus permanent, ändern ständig die Entwürfe. Als Standort für das Prunk-Gewächshaus wählen sie einen zentralen Platz zwischen der äußeren und der inneren Festungsmauer der Stadt. Früher wurde er genutzt, um anstürmende Feinde hier festzuhalten oder „einzuzwingen“. Daher hat die Orangerie auch ihren Namen.

In den Folgejahren nimmt Augusts einzigartiger botanischer Garten immer mehr Form an. So entstehen zum Beispiel das Kronentor und das Nymphenbad. Renommierte Maler und Bildhauer schmücken den Prunkbau mit Deckengemälden und Skulpturen. 1719, zehn Jahre nach Baubeginn, wird der Zwinger dann eröffnet. Und zwar mit einem Fest, wie es das Land noch nie gesehen hat. August vermählt seinen Sohn Friedrich August mit der Habsburger-Kaisertochter Maria Josepha. Der Herrscher hofft, sich auf diese Weise auch noch die Kaiserwürde für sein Geschlecht sichern zu können. Dass er sich dieser würdig betrachtet, zeigt er dann auch mit einer wahrhaft rauschenden Hochzeitsfeier.

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Die Hochzeit des Jahrhunderts

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Heute beherbergt der Zwinger eine der bedeutendsten Kunstsammlungen Deutschlands Foto: Getty Images

Ganze vier Wochen feiert der Adel und das gesellschaftliche Who is Who das junge Brautpaar auf dem Festplatz des Zwingers. August lässt sich seinen famosen Spaß sechs Millionen Taler kosten. Um alle Gäste beherbergen zu können, baut man noch einmal großräumig an. Den Höhepunkt der Festivitäten stellt eine Reiterschau dar, bei der 600 Statisten und 460 Pferde opulent kostümiert durch das Kronentor auf dem Festplatz Einzug halten. In einem Reiterballett stellen sie die Geburt der Elemente nach und vollführen kunstvolle Figuren. August möchte so zeigen, dass seine Zuchtmeister in Sachen Klasse mit der Habsburger Hofreitschule konkurrieren können. Natürlich geht das Event, gekrönt von eben diesem sogenannten „Jupiterfest“, als Hochzeit des Jahrhunderts in die Geschichte ein.

Auch Augusts Zitrusgewächse gedeihen im neuen Zwinger prächtig. 1726 gehören ihm mehrere tausend Pflanzen von mehr als 30 verschiedenen Sorten. Schon unter seiner Ägide wird der Bau aber auch zu einem Hort der Kunst ausgebaut. Die Sammlung wächst stetig und ist heute einer der bedeutendsten des Landes. Schließlich müssen Augusts geliebte Orangen dieser neuen Leidenschaft gar weichen, woraufhin die Bäume in den nahen Herzogin-Garten verbracht werden. Dort haben sie ihr Winterquartier, im Sommer stehen sie fortan im Innenhof des Zwingers. Doch das erweist sich letztlich als Todesurteil für Augusts Botanik-Sammlung.

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Zerstörung und Wiederaufbau

Denn 1880 ist das Herbarium durch Vernachlässigung und spielende Kinder derart angegriffen, dass man sich zu einem endgültigen Umzug nach Pillnitz bzw. Großsedlitz entscheidet. Der Zwinger, Dresdens berühmtestes Gewächshaus, ist nun endgültig ein Tempel der Kunst. Bereits 1847 bis 1855 hatte der Architekt Gottfried Semper die heute nach ihm benannte Galerie bauen lassen, in der immer noch die Gemäldesammlung „Alte Meister“ zu sehen ist. Seit 2017 aber beherbergt der Zwinger laut „Sächsische Zeitung“ auch wieder mehr als 80 Orangenbäume. Diese hatte man, wie einst August selbst, 2014 in Italien gekauft, und im Barockgarten Großsedlitz hochgezüchtet.

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Seine dunkelste Stunde erlebt der Zwinger dann während des Zweiten Weltkrieges. 1945 wird er durch Bomben der Alliierten vollständig zerstört, Dresden zum schrecklichen Symbol der Zerstörung hierzulande. Die gesamte Stadt liegt in Schutt und Asche, und mit ihr auch eines der bedeutendsten Zeugnisse barocker Architektur in ganz Europa. Noch im selben Jahr begann der Wiederaufbau, der bis 1963 dauerte. Schon 1952 konnte der erste Ausstellungsraum wieder eröffnen. Ab 1985 begann man mit der Gesamtsanierung des Gebäudekomplexes, der heute wieder in alter Würde erstrahlt.

Heute zeigt der Zwinger Touristen nicht nur bedeutende Sammlungen, sondern ist auch ein Ort der Forschung. Einen Überblick über sämtliche Ausstellungen gibt die offizielle Webseite. Vom 1. April bis 31. Oktober sind Innenhof und Außengalerie des Zwinger täglich von 6 bis 22.30 Uhr für Gäste geöffnet. Hier ist der Zugang für Jedermann umsonst. Die multimediale Ausstellung „Zwinger XPerience“ ist aktuell täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet und kostet für Erwachsene 12 Euro Eintritt, Kinder bis 16 Jahren zahlen nur 4,50 Euro. Die Gemäldegalerie „Alte Meister“ ist ebenfalls außer Montag täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet, der Eintritt beträgt hier 14 Euro. Personen unter 17 Jahren haben freien Zutritt.

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