24. September 2023, 7:55 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Der Trevi-Brunnen in Rom ist eines der schönsten Wahrzeichen der Ewigen Stadt, und auch eine ihrer größten Touristenattraktionen. Eingeweiht vor mehr als 260 Jahren, zieht das beeindruckende Gesamtkunstwerk jeden Tag Besucher in Scharen an. Aber wüssten Sie, woher eigentlich sein Name stammt? Oder wie viel Geld jeden Tag in dem berühmten Brunnen landet? TRAVELBOOK erzählt seine Geschichte.
An der Piazza di Trevi in Rom steht, vor dem Palazzo Poli, der wohl schönste und bekannteste Brunnen auf der ganzen Welt. Jeden Tag strömen wahre Massen von Menschen, Touristen wie Einheimische, in das gleichnamige Trevi-Viertel, um seine unvergleichliche Schönheit zu bewundern. In der an Sehenswürdigkeiten nicht eben armen Ewigen Stadt nimmt der Trevi-Brunnen seit mehr als 260 Jahren einen ganz besonderen Platz ein, ist längst zu einem ihrer bekanntesten Wahrzeichen geworden. Und auch zu einem wichtigen Symbol der Wohltätigkeit.
Es ist das Jahr 1732, als laut „Travel+Leisure“ der römische Architekt Nicola Salvi von Papst Clemens XII. höchstpersönlich einen Auftrag bekommt. Zwei Jahre zuvor hatte er einen Wettbewerb ausgerufen, um einen Baumeister für eine neue Ikone der Stadt zu finden. Einen Brunnen von nie dagewesenen Ausmaßen und einmaliger Eleganz. Salvi hätte diese Ehre ursprünglich aber gar nicht zugestanden, denn er hatte gegen einen Mitbewerber aus Florenz den Kürzeren gezogen. Die stolzen Bürger der Stadt protestierten jedoch gegen den Umstand, dass ein Nicht-Römer ihren Trevi-Brunnen bauen sollte. Und so griff man schließlich doch auf Salvi zurück.
Ort einer alten Quelle
Als Standort für den neuen Brunnen wählte man einen Ort aus, an dem eines der ältesten Aquädukte der Stadt, also eine antike Wasserleitung, endete. Acqua Vergine, etwa das „jungfräuliche Wasser“, war einer der wichtigsten Orte in Rom. Viele Menschen kamen täglich hierher, um von dem besonders weichen, frischen Nass zu trinken, das vermutlich bereits seit 19 v. Chr. dort sprudelte. Jahrhundertelang versorgte sich sogar der Vatikan jede Woche aus diesem Quell, wie „Encyclopedia Britannica“ berichtet. Schnell war also klar, dass der Trevi-Brunnen viel mehr sein müsste als nur ein einfaches Wasserloch. Sondern ein Ort mit Symbolkraft.
Auch interessant: Wem gehört eigentlich das Geld aus dem Trevi-Brunnen?
Tatsächlich gelang Salvi die Erfüllung dieser Aufgabe so außergewöhnlich gut, dass der Trevi-Brunnen schnell zu einer Legende wurde. 26 Meter hoch und fast 50 Meter lang, beeindruckt das kolossale Gesamtkunstwerk auch heute noch Betrachter aus der ganzen Welt. Für die Fertigstellung seiner pompösen Vision benötigte man denn auch ganze 30 Jahre, und Salvi selbst sollte sie nicht mehr erleben. Bereits 1751 starb der geistige Vater des heute wohl bekanntesten Brunnens der Welt. Dessen Fertigstellung übersah nun bis zum Jahr 1762 sein Kollege Giuseppe Pannini. Der Bildhauer Pietro Bracci schuf diverse Skulpturen, unter anderem den Meeresgott Oceanus in seinem Zentrum.
Woher kommt der Name?
Der Name des Trevi-Brunnens kommt übrigens von seiner Lage, denn hier treffen drei Straßen (italienisch tre vie) aufeinander. Er ist gebaut aus demselben Gestein, aus dem man einst auch das Kolosseum errichtete, die wohl berühmteste Sehenswürdigkeit Roms. Heute ist sein Wasser leider nicht mehr trinkbar, aber das hat seiner Beliebtheit keinen Abbruch getan. Im Gegenteil, jeden Tag strömen zehntausende Menschen zu dem imposanten Brunnen. Auch, weil er längst Teil eines der wichtigsten Rituale für Besucher der Ewigen Stadt ist.
Denn diese werfen besonders gerne Münzen in den Trevi-Brunnen. Wie TRAVELBOOK bereits berichtete, kommen dabei bis zu 4000 Euro pro Tag oder gar 1,4 Millionen Euro im Jahr zusammen. Das hat mit einem beliebten Aberglauben zu tun, der auf den Film „Drei Münzen im Brunnen“ aus dem Jahre 1954 von Regisseur Jean Negulesco zurückgeht. Und so funktioniert das Ritual: Man nehme eine Münze in die rechte Hand, stelle sich mit dem Rücken zum Brunnen, schließe die Augen und werfe das Geldstück über die linke Schulter ins Wasser. Nur wer sich genau an diese Vorgehensweise hält, dem ist eine baldige Rückkehr nach Rom sicher. Wer noch eine zweite Münze in den Trevi-Brunnen wirft, darf noch dazu darauf hoffen, sich in einen Römer oder eine Römerin zu verlieben. Das dritte geworfene Geldstück bedeutet gar, dass man seine neue Bekanntschaft heiraten wird.
Der Ursprung der Legende
Heute wird der Trevi-Brunnen deshalb sogar rund um die Uhr von Polizisten bewacht. Diese passen auf, dass sich niemand an dem Brunnen bereichert, also Münzen einsteckt. Lange Zeit war das durchaus nicht unüblich, gab es keine genaue Regelung, wem eigentlich das Geld aus der Kaskade gehörte. 2006 dann erließ die Stadt nach Jahren des Wilderns einen Beschluss, dass das Geld von nun an Eigentum der Stadt sei. Und diese nutzt es zu einem sehr guten Zweck, spendet es nämlich an die italienische Caritas. Heute sammelt die Azienda Comunale Energia e Ambiente (Acea), also die städtische Energie- und Umweltbehörde, jeden Morgen die Münzen ein.
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Dazu wird zunächst das Wasser abgepumpt und sodann das Geld eingesammelt. Doch die Polizei zeigt auch noch aus einem anderen Grund Präsenz am Trevi-Brunnen. Man möchte nämlich verhindern, dass übermütige Besucher darin baden. Dieser „Brauch“, zu dem sich leider auch heute noch immer wieder Einzelne hinreißen lassen, geht wiederum zurück auf den Film „La Dolce Vita“ aus dem Jahr 1960. In dem Werk des Regisseurs Federico Fellini nimmt nämlich die Schauspielerin Anita Ekberg ein Bad in dem Brunnen. Und seitdem gibt es immer wieder Nachahmer, obwohl für den Verstoß heftige Geldstrafen von bis zu mehreren hundert Euro drohen.
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Eine unvergessliche Nacht
Natürlich hat der Trevi-Brunnen bereits auch in anderen Hollywood-Filmen eine Rolle gespielt. Spätestens seitdem ist er eine der größten touristischen Ikonen von Rom, und quasi jederzeit überlaufen. Ich erinnere mich jedoch an einen legendären Besuch im Jahr 2016, als ich das Meisterwerk fast für mich allein hatte. Gemeinsam mit meiner Freundin und einigen Bekannten war ich in der Stadt, um den Geburtstag unseres einheimischen Freundes Ivan zu feiern. Dabei kamen wir auf die Idee, all die berühmten Wahrzeichen der Metropole doch einmal bei Nacht zu erkunden. Dann wäre es nicht nur nicht mehr so heiß, sondern hoffentlich auch weniger Menschen unterwegs.
Unsere Hoffnung erfüllte sich voll und ganz, und so widmeten wir uns jeder auf andere Weise dem Glück, den Trevi-Brunnen fast menschenleer erleben zu dürfen. Ein Freund aus Litauen überraschte hier sogar seine Freundin mit einem Heiratsantrag. Nachdem sie „Ja“ gesagt hatte, saßen wir hier noch stundenlang zusammen. Eine Flasche Wein ging herum, und ich bestaunte einfach ehrfürchtig diese eindrucksvolle, barocke Schöpfung. Meine Freundin schnappte sich ihren Zeichenblock in der Hoffnung, etwas von der Schönheit auf Papier bannen zu können. Ein Erlebnis, das wir nie vergessen werden, und das uns seitdem mit Rom und seinem Trevi-Brunnen verbindet. Fahren Sie doch auch mal hin, und schreiben Ihre eigene Geschichte.