13. November 2022, 12:39 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Im Süd-Osten Islands steht das wohl skurrilste und liebenswerteste Gotteshaus der Insel. Die Hofskirkja sieht mit ihrer ungewöhnlichen Bauweise aus, als würde sie direkt aus dem Boden „wachsen“. Noch vor 50 Jahren für Besucher kaum zugänglich, ist sie heute ein kleiner Touristenmagnet geworden.
Besonders an einem sonnigen Frühlingstag, wenn das Gras saftig grün auf den Wiesen von Islands Süd-Osten sprießt, muss der Anblick wohl einfach magisch sein. Denn in der Region Öræfi, bei dem kleinen Ort Hof, liegt das wahrscheinlich schönste Gotteshaus der Insel. Die Hofskirkja, so ihr Name, scheint direkt aus dem Boden zu „wachsen“. Und ist ein selten gewordenes Zeugnis einer einst weit verbreiteten Baukunst.
Als sogenannte Graskirche ist die Hofskirkja besonders mit der Natur verwurzelt. Denn ihr Dach ist gedeckt mit Erde und Grassoden, die das Gebäude so einladend und gemütlich erscheinen lassen. Fast wie ein modernes Hobbithaus mutet es an, wie es so da in der Landschaft steht. Als eine von nur noch sechs in diesem Stil gebauten Kirchen ist sie ein kulturell wertvolles Unikat, das von einer längst vergangenen Zeit in Island kündet. Und heute dank ihrer Schönheit auch ein kleiner Touristenmagnet.
Aus Not so schön gebaut
Wie „Guide to Iceland“ berichtet, wurde die Hofskirkja in den Jahren 1883-85 erbaut. Das soll heißen, die liebenswerte Version, die wir heute vorfinden. Bereits im Jahr 1343 nämlich wird an dieser Stelle erstmals ein Gotteshaus erwähnt. Der berühmte einheimische Schreiner Páll Pálsson nahm sich damals des aktuellen Baus an. Über einem steinernen Fundament konstruierte er den Kirchenraum aus Holz, bevor das Dach auf die früher in Island typische Weise begrünt wurde.
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Dabei scheint das kleine Gebäude quasi im Boden zu versinken, ist deutlich in den es umgebenden Boden abgesenkt. Diese Bauweise dient zu seiner Isolierung gegen den kalten isländischen Winter. Laut „Atlas Obscura“ entstanden die mit Gras gedeckten Häuser aber keinesfalls aus ästhetischen Gründen. Vielmehr war Bauholz auf der Insel sehr knapp, denn die frühen nordischen und keltischen Siedler hatten die meisten Bäume bereits abgeholzt. Und so deckte man die Dächer, wie bei der Hofskirkja, eben mit Grassoden.
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Erst seit knapp 50 Jahren erschlossen
Ein faszinierendes Detail an dem Gotteshaus sind auch die es umgebenden Hügelgräber, ebenfalls dicht überwachsen mit Gras. Als die Hofskirkja im letzten Jahrhundert zu verfallen drohte, kaufte das Isländische Nationalmuseum das Gebäude. 1953-54 wurde die Kirche schließlich renoviert, kurz vor der Wiedereröffnung dann auch neu geweiht. Noch heute dient sie der Gegend um Öræfi als Pfarrkirche, finden hier Gottesdienste statt.
Dass aber auch immer mehr Touristen den Weg hierher finden, ist ein eher neues Phänomen. Denn bis 1974 war die Hofskirkja selbst für Isländer nur äußerst beschwerlich zu erreichen. Die Region war zu dieser Zeit nämlich noch nicht an das Verkehrsnetz angebunden, der Ort Hof komplett isoliert. Erst als man Brücken über die Flüsse in der Skeiðarársandur-Ebene baute, konnte man über die Ringstraße 1 das ungewöhnliche Gotteshaus ansteuern.
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Die Hofskirkja liegt gut 340 Kilometer entfernt von Islands Hauptstadt Reykjavik in der Nähe des Vatnajökull-Gletschers. Wegen ihres spektakulären Aussehens nehmen immer mehr Touristen den relativ langen Weg auf sich. Wohl wissend, dass entlang des Weges in Island quasi überall spektakuläre Sehenswürdigkeiten liegen. Betreten darf man die Kirche allerdings nur im Rahmen eines Gottesdienstes, für den Tourismus ist sie nicht geöffnet. Doch am beeindruckendsten sieht sie ja ohnehin von außen aus.