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Wegen Corona

In Italien erleben Wein-Fenster aus der Zeit der Pest ein Comeback

Ein „Buchette del vino“ in Florenz
Eine „Buchetta del vino“ in Florenz Foto: iStock/LVV
Larissa Königs
Larissa Königs Autorin

10. August 2020, 14:46 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten

Einen Wein oder Aperitif trinken, ohne sich der Gefahr sozialer Kontakte auszusetzen – ideal in Zeiten einer Pandemie. Das dachten sich auch schon die Menschen im Mittelalter und nutzten, als die Pest grassierte, sogenannte „Wein-Fenster“. Und eben jene erleben nun während der Corona-Pandemie ein Comeback.

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Sie heißen „Buchette del vino“ und wer schon einmal im italienischen Florenz war, könnte sie schon gesehen haben: die Weinfenster. Alleine in der Altstadt gibt es mehr als 100 von ihnen. Doch selbst Einheimische nehmen sie oft nicht wahr. Zugegeben, sie sind nicht besonders auffällig.

Die kleinen Fenster sind schlicht gestaltet und normalerweise entweder zugemauert oder anderweitig versperrt worden. Nur bei einigen verrät die Inschrift „Vino“ ihren ursprünglichen Zweck. Einst verkauften nämlich reiche Florentiner durch diese kleinen Fenster Wein, den sie in der Toskana anbauten. Die Fenster waren vor allem während einer dunklen Episode der Geschichte beliebt: der Pest.

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Die Weinfenster und die Pest

Als in den 1630er Jahren der gefürchtete „Schwarze Tod“ in Italien um sich griff, sahen einige Florentiner die Weinfenster als Möglichkeit, ihren Geschäften ohne die Gefahr einer Ansteckung weiter nachzugehen. Die Kulturvereinigung „Buchette del vino“, die sich der Erhaltung der Tradition der Weinfenster verpflichtet hat, zitiert auf ihrer Website Zeitzeugenberichte des Gelehrten Francesco Rondinelli. Er beschrieb, wie durch das Fenster eine Weinflasche ohne direkten Kontakt an die Käufer gegeben wurde und im Gegenzug über ein Metalltablett das Geld übergeben wurde. Das Geld wurde von den Wein-Verkäufern dann mit Essig desinfiziert.

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Mit den Jahrzehnten und Jahrhunderten gerieten die Weinfenster jedoch immer weiter in Vergessenheit. Im frühen 20. Jahrhundert wurde es vielen Privatpersonen zudem verboten, Wein zu verkaufen und die Fenster wurden endgültig nutzlos – doch das scheint sich nun zu ändern!

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Die „Buchette del Vino“ heute

Denn während der Corona-Pandemie erinnerten sich einige Bewohner Florenz wieder an ihre „Buchette del vino“. Verkauft wird traditionell Wein und andere Spirituosen, etwa in der „Osteria delle Brache“ in der Piazza Peruzzi oder im „Babae“ in der Piazza Santo Spirito.

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Andere, wie etwa das „Vivoli“ in der Via dell’Isola, nutzen die Weinfenster für ihre eigenen Produkte – im Fall des „Vivoli“, der ältesten Eisdiele in Florenz, für Eiscreme.

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Man habe das eigene „Buchetta del Vino“ zu einem „kleinen Loch der süßen Wunder“ verwandelt. Und laut den Kommentaren in den sozialen Netzwerken finden die Kunden die Idee, die alten Weinfenster wieder zu nutzen, ziemlich genial – egal, ob sie durch das Loch nun Vino oder Gelato gereicht bekommen.

Themen Italien

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