12. September 2019, 18:00 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Über 100 Kilometer soll er lang werden, der längste Tunnel der Welt. Unter dem finnischen Meerbusen sollen die finnische Hauptstadt Helsinki und die estnische Hauptstadt Tallinn miteinander verbunden werden. Ein ehrgeiziges Projekt von einem Mann, der scheinbar genug Zeit hat und die nötige Motivation: dem Angry-Birds-Erfinder Peter Vesterbacka.
Es war das Kult-Spiel einer ganzen Generation: Angry Birds, ein Smartphone- bzw. Computerspiel, bei dem der Spieler animierte Vögel auf animierte Schweine schießt. Nach zahlreichen Ablegern kam 2016 sogar ein Kinofilm zu dem Spiel. Das Franchise machte nicht nur die finnische Computerspiele-Firma Rovio Entertainment weltbekannt, sondern auch den damaligen Kopf der Firma, Peter Vesterbacka, der oft „Mighty Eagle“ genannt wird, nach dem mächtigsten Vogel bei Angry Birds.
In 25 Minuten von Helsinki nach Tallinn
2016 verließ Versterbacka Rovio und war seitdem auf der Suche nach einem neuen Projekt. Das scheint er mit dem „FinEstBay“ gefunden zu haben – dem mit 103 Kilometern zukünftig längsten Tunnel der Welt. Zwei parallel verlaufende Röhren mit jeweils zwei Gleisen sollen künftig Helsinki und Tallin miteinander verbinden. Dann könnte man von der einen bis zur anderen Hauptstadt in nur 25 Minuten mit dem Zug fahren, anstatt bisher anderthalb Stunden mit dem Schiff, wie „Spiegel Online“ schreibt. Sinn würde der Tunnel also schon machen, doch ist es überhaupt möglich, ihn innerhalb von fünf Jahren zu bauen?
Aktuell fehlt Versterbacka zumindest von staatlicher Seite noch der Rückhalt. So sind zwar sowohl Politiker aus Finnland als auch aus Estland grundsätzlich für den Bau eines solchen Tunnels. Allerdings wolle man das Projekt noch sorgfältiger planen und außerdem Fördergelder von der EU einfordern. Die hält sich bisher jedoch zurück und will stattdessen lieber die Fährverbindung ausbauen.
Sind fünf Jahre Bauzeit realistisch?
Doch dass aktuell noch Fördergelder fehlen, ist für das Projekt gar nicht so relevant. Schließlich gibt es bereits einen Investor, der 15 Milliarden Euro sponsert – der chinesischen Fonds Touchstone Capital Partners. Genau diese Nähe zu China wird allerdings von der EU kritisch gesehen.
Ebenfalls als problematisch gilt das aktuelle Eröffnungsdatum. Denn bislang ist noch nicht klar, ob es wirklich möglich ist, den Tunnel bis 2024 zu vollenden. Erst 2018 wurde in einer Studie berechnet, dass der Bau mindestens 15 Jahre dauern würde. Das deckt sich mit der Bauzeit ähnlich komplexer Tunnelprojekte, so dauerte der Bau des 50 Kilometer langen Eurotunnels knapp acht Jahre.
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Tickets können schon gekauft werden
Doch Gründungspartner Kustaa Valtonen zeigt sich im Gespräch mit TRAVELBOOK optimistisch: „Die Planungsarbeiten haben ja bereits vor drei Jahren begonnen und die eigentlichen Bauarbeiten am Tunnel werden innerhalb von etwa zwei Jahren beendet sein. Wir haben sehr viele Bohrer und werden von verschiedenen Seiten arbeiten – ich bin sehr zuversichtlich, dass wir den geplanten Eröffnungstermin halten können.“
Bei FinEstBay ist man vom Erfolg und baldigen Start des Projekts tatsächlich so überzeugt, dass schon jetzt Tickets verkauft werden. Online kann man aktuell im Shop ein One-Way-Ticket für 50 Euro, ein Return-Ticket für 100 Euro oder eine Flat für 1000 Euro bestellen. Ab Betriebsbeginn seien die Tickets dann ein Jahr lang gültig. Je nach Uhrzeit wäre eine Hin- und Rückfahrt mit dem Zug dann sogar günstiger als das Übersetzen mit der Fähre.