30. Oktober 2022, 12:33 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Der U-Bahnhof Toledo in der italienischen Stadt Neapel ist vermutlich der schönste von ganz Europa. Bis zu 50 Meter unter der Erde gelegen, besuchen ihn wohl ebenso viele Touristen wie Fahrgäste. Das liegt daran, dass er zu einem atemberaubenden Gesamtkunstwerk entworfen wurde. Und er ist damit nur eine von zahlreichen sogenannten „Kunst-Stationen“ der Stadt.
Mal ehrlich: U-Bahnhöfe sind normalerweise nicht unbedingt ein Ort, an dem man gerne länger als nötig verweilt. Fernab von Tageslicht und frischer Luft haben sie nicht selten eine etwas muffige, ja manchmal gar beklemmende Atmosphäre. Doch in der italienischen Stadt Neapel gibt es eine Station, die wohl von mindestens genauso vielen Touristen wie Fahrgästen besucht wird. Herzlich willkommen im U-Bahnhof Toledo.
Ihren Namen hat die 2012 eröffnete Station laut „Napoli unplugged“ von dem Spanier Pedro Alvares de Toledo. Dieser herrschte von 1532-52 als Vizekönig über die Stadt Neapel. Noch heute erinnert auch die hier gelegene Shoppingstraße Via Toledo an ihn – er war derjenige, der sie bereits 1536 erbauen ließ. Ganz in der Nähe des U-Bahnhof Toledo befindet sich auch das Quartieri Spagnoli, das Spanische Viertel der Stadt. Doch es ist vor allem der Bahnhof, der heute Gäste aus aller Welt in die Gegend lockt. Denn der ist ein absolut einmaliges Gesamtkunstwerk.
Auch interessant: „So groß wie Katzen“ – Bahnhöfe in München kämpfen mit Rattenplage
Station zum staunen
Bis zu 50 Meter unter die Erde geht es im U-Bahnhof Toledo. Damit ist er einer der am tiefsten gelegenen Bahnhöfe der gesamten Stadt. Für Fahrgäste wie Besucher bieten sich auf mehreren Stockwerken unzählige Gelegenheiten zum Staunen, und natürlich auch für den ein oder anderen Instagram-Schnappschuss. Entworfen von dem spanischen Architekten Oscar Tusquets Blanca, ist schon der Eingangsbereich eine wahre Augenweide.
Auch interessant: Die besten und schlechtesten Bahnhöfe in Deutschland
Auf der einen Seite des Atriums findet sich ein altes spanisches Wandbild, das während der Ausgrabungen für den U-Bahnhof Toledo entdeckt wurde. Aufwendig restauriert, fügte man es in das Design der Station mit ein. Die andere Wand ist verziert mit einem beeindruckenden Mosaik. Entworfen von dem südafrikanischen Künstler William Kentridge, fertigten es neapolitanische Künstler eigens für die spektakuläre Station. Es erstreckt sich über die gesamte Länge des Eingangsbereiches. Zu sehen sind unter anderem 16 Figuren, die sowohl für die Geschichte der Stadt Neapel als auch die italienische Mythologie bedeutsam sind.
Inspiriert vom Meer
Eine weitere Besonderheit sind die Farben der Stockwerke. Das obere ist in Schwarz gehalten und repräsentiert damit laut „Atlas Obscura“ die Farbe des Asphaltes der modernen Zivilisation. Eine Etage tiefer wechselt der Ton dann zu Oker und Gelb. Diese symbolisieren die Farbe der Heimaterde und der Sonne. Weitaus am beeindruckendsten ist aber die am tiefsten gelegene unterste Etage. Sie erstrahlt in einem fast mystischen Blau, ist sie doch von den Themen Licht und Meer inspiriert.
Sogar bis nach hier unten reicht das Tageslicht, und zwar dank eines in den U-Bahnhof Toledo eingebauten, über alle Stockwerke laufenden Schachts namens „Crater de Luz“, also „Licht-Krater“. Durch ihn erreichen die Strahlen der Sonne auch die „Unterwelt“ der Station. Das Highlight aber: Eine Lichtinstallation des Künstlers Robert Wilson imitiert hier, bis zu 50 Meter unter der Erde, die Bewegung der Meeres-Wellen, und kreiert so eine magische Atmosphäre. So werden Besucher wie Touristen quasi zu den Gleisen „gespült“.
Auch interessant: Bahnhof in Japan hat weder Ein- noch Ausgang
Seit fast 70 Jahren entstehen immer neue Werke Die U-Bahn von Stockholm – die wahrscheinlich längste Kunstgalerie der Welt
Silverpilen Stockholms Geisterzug, in dem angeblich Menschen verschwanden
Wolkenkratzer in London The Shard – das höchste Gebäude in Westeuropa
Ausgezeichneter Bahnhof
Eine weitere der zahlreichen Attraktionen des U-Bahnhof Toledo sind seine Wartesitze aus Vulkanstein. Bereits ein Jahr nach seiner Eröffnung wurde er daher auch in London mit einem Stadtentwicklungs-Preis ausgezeichnet. Bei dem Wettbewerb „Öffentliches Gebäude des Jahres“, veranstaltet von der Firma Emirates Glass, gewann er in der Kategorie Transport. Auch taucht er regelmäßig in internationalen Hitlisten der schönsten Bahnhöfe Eurpas auf. Doch er ist bei Weitem nicht die einzige Station in der Stadt, in der man beeindruckende Kunst bestaunen kann. In ganz Neapel gibt es mittlerweile zahlreiche der sogenannten Stazione dell‘ Arte, also Kunst-Stationen. Sie alle befinden sich entlang der Linie 1, einer von nur zwei in der Stadt.
Auch auf dem Portal Tripadvisor zeigen sich die User begeistert. „Absolut überwältigt von diesem U-Bahnhof“, schreibt einer. Ein zweiter meint: „Die schönste Metro-Station in ganz Europa.“ Ein Dritter fügt hinzu: „Ein sehr beeindruckender, schöner und fotogener Bahnhof“. Wer jetzt neugierig geworden ist: Um den U-Bahnhof Toledo in seiner ganzen Pracht zu erleben, benötigt man einen Fahrschein für die Metro. Dieser kostet laut offizieller Seite der Stadt aktuell 1,10 Euro. Das Tagesticket, mit dem man alle öffentlichen Verkehrsmittel der Stadt nutzen kann, ist für 4,50 Euro zu haben.