Direkt zum Inhalt wechseln
logo Deutschlands größtes Online-Reisemagazin
Sie war einst die höchste Brücke der Welt

Puente Nuevo in Ronda – Spaniens Wunderbauwerk

Brücke von Ronda
Mehr als 40 Jahre Zeit waren nötig, um den Puente Nuevo (dt.: Neue Brücke) in Ronda zu bauen. Seit 1793 überspannt die Brücke die Ronda-Schlucht und den Fluss Guadalevín Foto: Getty Images
Robin Hartmann Autorenkopf
Freier Autor

5. Februar 2023, 15:06 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

98 Meter hoch spannt sich in der spanischen Stadt Ronda die Brücke Punte Nuevo über einen Abgrund. Heute ist sie das Wahrzeichen des Ortes – und eines der meistfotografierten Motive der Welt. Einst war sie sogar die höchste Brücke der Welt. Ihren Bau verdankt sie allerdings einer Katastrophe.

Artikel teilen

Es gibt Orte auf der Welt, die man schon lange kennt, bevor man die Chance hat, sie zu besuchen. Weil sie so spektakulär sind, dass das Internet voll ist mit Bildern von Ihnen. Bilder, die einen in Staunen versetzen. So ging es mir immer mit der Brücke von Ronda in Spanien, den Puente Nuevo. Doch nichts hätte mich auf die Ehrfurcht vorbereiten können, die ich empfand, als ich sie dann selbst besuchen durfte.

Ein wahrhaft gigantisches Konstrukt, spannen sich die Bögen der Brücke von Ronda doch 98 Meter hoch über der gewaltigen Schlucht Tajo del Ronda. Mit ihren steilen Felswänden trennt die Brücke auch heute noch Rondas beide Stadtteile El Mercadillo und La Ciudad voneinander. Tief im Tal rauscht unter dem Puente Nuevo der Fluss Guadalevín, seit 1793 überspannt von dem gewaltigen Wunder-Bauwerk. Doch dass es dieses heute überhaupt gibt, geht auf eine Tragödie zurück.

Tragischer Einsturz

Brücke von Ronda
Die Brücke von Ronda verbindet noch heute die beiden Stadtteile El Mercadillo und La Ciudad Foto: Getty Images

Denn laut der offiziellen Seite der Stadt gab es vor dem Puento Nuevo schon früher eine Brücke in Ronda. Sie war einst gebaut worden, um die beiden rasch wachsenden Teile der Stadt endlich komfortabel verbinden zu können. Doch ihr war kein günstiges Schicksal beschieden. Im Jahr 1735 wurde sie demnach nach nur acht Monaten Bauzeit eröffnet, was für damalige Verhältnisse ein absoluter Rekord war. Diese erste Brücke war 35 Meter hoch, doch nach nur sechs Jahren stürzte sie ein, was 50 Stadtbewohnern das Leben kostete.

Und so wurde eine neue Brücke von Ronda in Auftrag gegeben, der Puente Nuevo. Nuevo bedeutet auf Deutsch „neu“. Und bei diesem Mammut-Bau ließ man sich wohlweislich mehr Zeit. Sehr viel mehr, um genau zu sein. Begannen die Bauarbeiten am Puente Nuevo bereits 1751, waren sie erst 1793 endgültig abgeschlossen. Am Ende hatte der Architekt José Martín de Aldehuela ein Meisterwerk geschaffen, welches bis heute Bestand hat, und wohl jeden Betrachter in Ehrfurcht versetzt. Bis zum Jahr 1839 war der Puente Nuevo sogar die höchste Brücke der Welt. Doch leider sollte die Katastrophe von 1735 nicht das letzte Drama um das Bauwerk bleiben.

Auch interessant: 14 spektakuläre Brücken auf der ganzen Welt

Früher ein Foltergefängnis

Der Zeitung „Diario del Sur“ zufolge kam es auch im Jahr 1917 zum tragischen Tod von 15 Menschen, als ein Steinschlag in der Ronda-Schlucht sie regelrecht unter sich begrub. Und auch die Brücke von Ronda selbst spielte laut „Atlas Obscura“ im Spanischen Bürgerkrieg eine traurige Rolle. Denn in ihrem Brückenkopf befindet sich seit jeher ein heute als Museum genutzter Raum. 1936 bis 1939 wurde er jedoch als Gefängnis und vermutlich auch Folterkammer genutzt.

Heute überqueren täglich hunderte Menschen die Brücke von Ronda, und im April 2022 hatte ich das Glück, einer von ihnen sein zu dürfen. Die Stadt erschließt man sich am besten über den Park Alameda del Tajo, der eigentlich ein einziger Aussichtspunkt ist. Hier befindet man sich direkt auf den steilen Klippen der Stadt, von wo aus man einen gigantischen Blick über das weit unten liegende Tal hat. Genauso gut könnte man auf eine Modellbau-Kulisse schauen, so klein wirkt von hier oben alles.

Wie von Riesen erbaut

Brücke von Ronda
Von den steilen Klippen von Ronda aus hat man eine spektakuläre Aussicht auf die Umgebung Foto: Getty Images

Vorbei an der alten Stierkampfarena, kommt dann die Brücke von Ronda auch schon sehr bald in Sicht. Und verschlägt einem vom ersten Moment an die Sprache. Derart gewaltig wirkt die steinerne Konstruktion, dass man glauben könnte, sie müsse von Riesen geschaffen worden sein. Ein Gang über die Brücke ist natürlich Pflicht, und zu beiden Seiten eröffnen sich hier Panoramen, die einem den Atem stocken lassen.

Doch den besten Blick auf die Brücke von Ronda hat man von zwei Aussichtspunkten weiter unten im Tal, die man über einen kurzen Fußweg erreicht. Hier kommen gefühlt alle Selfie-Jäger der gesamten Stadt zusammen. Doch was sich da eröffnet, ist einfach majestätisch, wie aus einem Fantasy-Film. Ich habe die Brücke bestimmt eine Stunde lang nur wortlos bestaunt.

Auch interessant: In Vietnam: Die längste Glasbrücke der Welt

Mehr zum Thema

Staunen wie ein Kind

Doch es nur bei einem Besuch der Brücke zu belassen, wäre sträflich, denn Ronda an sich ist eine absolute Märchenstadt und bietet auf Schritt und Tritt Fotomotive für mehrere Alben. Wer die Ronda-Schlucht an sich bewundern möchte, kann diese über die terrassenartige Parkanlage Jardines de Cuenca erkunden. In den porösen Sandsteinen brüten insgesamt 15 Vogelarten, die man bei ihren waghalsigen Flügen beobachten kann. Entlang der Schlucht befinden sich diverse Bars und Restaurants, die miteinander um den besten Ausblick konkurrieren – und doch alle Sieger sind.

Ronda ist eine dieser Städte, die etwas mit einem machen. Ein Ort, den man am liebsten gar nicht mehr verlassen möchte. Und von dem man weiß, dass man irgendwann zurückkehren wird. Mein Tipp daher: Wenn Sie Ronda besuchen möchten, nehmen Sie sich mehr als einen Tag Zeit. Als ich wieder fahren musste, war ich auf jeden Fall mehr als neidisch auf die beiden deutschen Frauen, die sich in der Stadt überaus günstig für zwei Nächte eine Unterkunft gebucht hatten. Und wann hat man als Erwachsener schon noch einmal die Gelegenheit, wieder wie ein Kind zu staunen? Die Brücke von Ronda hat genau das mit mir gemacht.

Themen Europa Spanien
Deine Datensicherheit bei der Nutzung der Teilen-Funktion
Um diesen Artikel oder andere Inhalte über Soziale- Netzwerke zu teilen, brauchen wir deine Zustimmung für diesen .
Sie haben erfolgreich Ihre Einwilligung in die Nutzung dieser Webseite mit Tracking und Cookies widerrufen. Sie können sich jetzt erneut zwischen dem Pur-Abo und der Nutzung mit personalisierter Werbung, Cookies und Tracking entscheiden.