5. Februar 2023, 5:59 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Die Loire-Schlösser erinnern an Zeiten, in denen man noch mit Pferdefuhrwerken gereist ist und in denen Fürsten und Könige ihre Macht überall mit prachtvollen, türmchengekrönten Schlössern demonstrierten. Viele der Bauten haben eine bewegte Geschichte, einige sogar eine blutige. Aber alle sind heute Lieblingsziele von Touristen.
400 Schlösser gibt es im Loire-Gebiet zwischen Orléans und Nantes. Die Schlösser liegen direkt am Fluss oder an einem der Nebenflüsse wie Indre oder Cher. Grund für die große Ansammlung ist die Geschichte: Zwischen 1337 und 1453 war die Loire Grenzfluss zwischen französischen und englisch besetzten Gebieten, und deshalb entstanden viele Festungen, die später zum Fundament der noch heute bestehenden Schlösser wurden.
Schlösser als Sommersitz des Adels
Denn der französische Adel hatte erkannt, wie schön das Tal mit dem milden Klima ist, und zog sich mit Vorliebe an die Loire zurück. Eine Zeit lang spielte sich das politische und kulturelle Leben des Adels beinahe vollkommen an der Loire ab. Später dienten die Schlösser immerhin noch als Sommersitz.
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Es braucht viel Zeit, um wirklich alle der Loire-Schlösser zu besuchen. Einige aber sind besonders berühmt und prachtvoll. TRAVELBOOK zeigt 7 der schönsten und bekanntesten Schlösser an der Loire.
1. Prachtvoll und wehrhaft: Amboise
Das Schloss von Amboise steht in der gleichnamigen Kleinstadt auf einem Felsplateau an der Loire. Und es ist aus vielen Gründen berühmt. Benannt ist es nach einer Familie, die das Schloss 400 Jahre lang besessen hatte. Im Jahr 1434 wurde es königlicher Besitz und war Sitz mehrerer Könige. Das Bauwerk gehört zu den prachtvollsten an der Loire.
Und es ist eines mit einer düsteren Vergangenheit: An diesem Ort fand die Hugenotten-Verschwörung gegen den erst 16-jährigen Franz II. statt, der unter starkem Einfluss der Katholischen Kirche stand. Die Verschwörer aber wurden erwischt und hingerichtet, die königliche Familie zog sich danach weitgehend aus Amboise zurück. Heute ist das Schloss ein Museum.
Adresse: Montée de l’Emir Abd el Kader, 37400 Amboise
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2. Leonardo da Vinci und Clos Lucé
Nur ein kleines Stück vom Schloss Amboise entfernt steht das Schlösschen Clos Lucé, zwischen beiden Schlössern gibt es sogar eine unterirdische Verbindung. Clos Lucé war lange Zeit Wohn- und Arbeitsplatz von Leonardo da Vinci, der eines seiner berühmtesten Werke dorthin mitnahm: die „Mona Lisa“. Heute beherbergt Clos Lucé ein da-Vinci-Museum.
Adresse: 2 Rue du Clos Lucé, 37400 Amboise
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3. 17 Könige und eine Verschwörung: Blois
Auf halbem Weg zwischen Tours und Orléans liegt Blois, dessen Hauptattraktion das mächtige Schloss mit gleichem Namen ist. Ludwig XII. machte es zur wichtigen Residenz der gekrönten Häupter. Sieben Könige und zehn Königinnen residierten im Lauf der Jahrhunderte im Schloss Blois – ihre prächtigen Räumlichkeiten sind heute noch zu sehen. Spektakulär sind die gewaltige, aufwendig verzierte achteckige Freitreppe und die vielen Geheimfächer in der Holzvertäfelung.
Eine düstere Vergangenheit hat das Schloss Blois auch. Denn Heinrich III. ließ im Jahre 1588 den Herzog von Guise im Schloss ermorden.
Adresse: 6 Place du Château, 41000 Blois
4. Märchenschloss mit vielen Türmen: Chambord
Wie ein gewaltiges Märchenschloss mit unzähligen Türmchen und Schornsteinen sieht das Schloss Chambord aus. Es ist mit seinen 400 Zimmern eines der größten Schlösser an der Loire, und wer es sieht, der ahnt, dass der Bau die königliche Kasse ziemlich geplündert haben muss. Wer Chambord besucht, kann viele der Säle sehen und auf der berühmten doppelläufigen Wendeltreppe nach oben steigen. Auch für die Umgebung braucht man Zeit: Zum Schloss gehört ein Park, der mit einer 32 Kilometer langen Mauer umschlossen ist.
Adresse: Château, 41250 Chambord
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5. Chenonceau, das Schloss der Frauen
Im Schloss Chenonceau, das auf einer Brücke mit fünf Bögen über dem Fluss Cher thront, lebten einst hauptsächlich Frauen. Chenonceau war ein Geschenk Heinrichs II. an seine Geliebte Diana von Poitiers. Später wohnten die Geliebten von Heinrich IV., Gabrielle d’Estrées, Louise Dupin und Katharina de Medici, auf Chenonceau und sie alle ließen ihre eigenen Vorlieben in die (Um-)Gestaltung des Schlosses einfließen.
Wertvolle Gemälde von Tintoretto, Rubens und anderen großen Meistern, flämische Tapisserien und Möbel finden sich im Schloss, die Einrichtung ist stilsicher und prächtig. Zu den Lieblingsbeschäftigungen auf Chenonceau gehört ein Nachtspaziergang in den Gärten, die mit der gleichen Liebe und Sorgfalt gestaltet wurden wie das Schloss selbst.
Adresse: 37150 Chenonceaux, Frankreich
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6. Diamant im Wasser: Azay-le-Rideau
Honoré de Balzac fand sehr lyrische Worte, um das zauberhafte kleine Schloss von Azay-le-Rideau im Indretal zu beschreiben: „Geschliffener, facettenreicher Diamant, gepresst im Indre, auf durch Blumen verborgenes Pfahlwerk erhoben….“. Das Wasserschloss ist gleichzeitig prächtiges französisches Schloss und charmantes italienisches Palais. Seinen Namen verdankt es der Burg des Ritters Ridel d’Azay, auf deren Fundamenten Karl VII. das Schloss 1523 erbauen ließ. Attraktionen sind die monumentale Freitreppe und die italienisch anmutende Ausstattung mit vielen Skulpturen. Wer abends kommt, der sollte vom Landschaftspark aus aufs Schloss blicken. Oder besser auf die Wasserfläche. Dort nämlich spiegelt sich die Schlossfassade – ein wunderschöner Anblick.
Adresse: Rue de Pineau, 37190 Azay-le-Rideau
7. Saumur: Pferde und viel Pracht
Zwischen Nantes und Tours erhebt sich das Schloss Saumur auf einem Felsplateau über der Stadt gleichen Namens. Es entstand 1370 im Auftrag von Herzog Ludwig I. Dessen Wunsch war ein Gebäude, das mindestens so prächtig war wie die Schlösser seiner Brüder König Karl V. und Herzog Jean von Berry.
Heute sind viele der Verzierungen und Ornamente, die Saumur einst schmückten, verschwunden, aber die Pracht ist noch immer zu erahnen. Das Bauwerk mit den vier Türmen, vielen Balkonen, Treppen und Statuen ist heute ein Museum. Das „Musée des arts decoratifs“ beherbergt Möbel und Wandteppiche und das „Musée de cheval“ erzählt die Entwicklung der Stadt Saumur zur Reiterstadt. Im Ort residiert „Le Cadre Noir“, die berühmteste Reitschule Frankreichs.
Adresse: 49400 Saumur
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Loire-Schlösser: Die Auswahl ist riesig
Es gibt noch unzählige weitere Loire-Schlösser. Große, kleine, etwas verfallene und prächtige. Beauregard und Chaumont, Cheverny und Langeais, Villandry und Ussé – die Zahl ist gewaltig. Man sollte sich Zeit nehmen, viele der herrlichen Bauwerke zu besuchen oder wenigstens aus der Nähe zu sehen. Zum Beispiel bei einer Tour auf dem Loire-Radweg.
(Text: Silke Böttcher)