7. Mai 2023, 14:11 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Nur wenige Kilometer entfernt von der französischen Metropole Paris liegt der wohl bekannteste und vielleicht prunkvollste Palast auf der ganzen Welt. Schloss Versailles, das Lebenswerk des „Sonnenkönigs“ Ludwig XIV. Doch die Geschichte des märchenhaften Ortes begann schon vor dem exzentrischen Regenten. Heute ist der Palast eine der größten Touristenattraktionen der Welt.
Vor den Toren der Lichterstadt Paris liegt mit dem Schloss Versailles der wohl bekannteste Palast der Welt. Kaum ein anderer ehemaliger Herrschaftssitz reicht in Sachen Prunk und Größe an dieses wahrhaft epochale Bauwerk heran. Und obwohl seine Geschichte bereits vor nun genau 400 Jahren begann, erstrahlt das Schloss immer noch in einem Glanz, der seinesgleichen sucht. Geprägt durch vier Könige, die Französische Revolution und auch zahlreiche Erschütterungen, ist es heute eine der größten Touristenattraktionen auf der ganzen Welt. TRAVELBOOK erzählt die Geschichte des Schloss Versailles.
Es ist das Jahr 1607, als Frankreichs späterer König Ludwig XIII. laut der offiziellen Webseite des Palastes zum ersten Mal für einen Jagdausflug von Paris in das nur 16 Kilometer entfernte Versailles reist. Er findet weitläufige Wälder mit reichen Wildbeständen vor und schließt den Ort in sein Herz. Als er 1621, mittlerweile Regent, zurückkehrt, beschließt er, sich hier ein kleines Jagdschloss zu bauen. Versailles liegt ideal zwischen seinen Herrschaftssitzen in Paris und Saint-Germain-en-Laye und soll ihm künftig als Rückzugsort dienen. Von dem späteren Glanz des Schloss Versailles ist bei der Fertigstellung 1623 allerdings noch nichts zu sehen. Im Gegenteil, ein Zeitgenosse beschreibt den Ort als Bauwerk, auf das „ein wahrer Gentleman nicht wirklich stolz wäre“.
Das Lebenswerk des „Sonnenkönig“
Und so ist es erst sein Sohn, König Ludwig XIV., der den Grundstein für den heute legendären Prunk-Palast legt. Schon ab 1651 jagt er als damals erst 13-jähriger Junge hier und ist fortan regelmäßig zu Gast auf dem Jagdschloss seines Vaters. Zehn Jahre später beginnt er damit, den Bau sukzessive erweitern zu lassen. Eine Aufgabe, die zu seinem Lebenswerk wird, und die er selbst als Architekt bis zu seinem Tod im Jahre 1715 begleiten soll. Er erweitert das vorher recht schlichte Anwesen um zahlreiche Gebäude, lässt unter anderem den Nord- und Südflügel sowie die Königliche Kapelle anbauen. Damit beginnt eine glanzvolle Ära, die das Schloss Versailles zu dem Ort macht, der er heute ist.
1682 lässt Ludwig XIV., der auch der „Sonnenkönig“ genannt wird, seinen Hofstaat und die Regierung nach Versailles verlegen. Damit hat er sämtliche ihm ergebene Beamten und Adlige direkt um sich. Das Schloss Versailles ist Stein gewordener Ausdruck seiner Macht und Souveränität. Im märchenhaften Spiegelsaal empfängt er wichtige internationale Prominenz, in seinen unglaublichen weitläufigen Gärten feiert man rauschende Feste. Mehr als 50 Jahre lang lässt er sein geliebtes Schloss erweitern und ausbauen, gibt dafür die unglaubliche Summe von 100 Millionen Livre aus. Das dürfte laut der Seite „Währungsrechner“ in etwa einem vierfachen in Euro entsprechen, anderen Quellen zufolge sogar mehr.
Auch interessant: Schloss Lichtenstein: Das Schloss, das wegen einem Buch gebaut wurde
Die Legende lebt weiter
Dennoch gerät Schloss Versailles nach dem Tod Ludwig XIV. für mehrere Jahre in Vergessenheit. Der Hofstaat zieht wieder nach Paris, und der märchenhafte Bau wird zu einem Objekt der Schaulust für den internationalen Adel. Zar Peter der Große ist so begeistert, dass er den Palast im Jahr 1717 gleich zweimal besucht. Erst 1722 dann erwacht Versailles wieder zum Leben, denn Ludwig XV., nunmehr selbst König, will das Lebenswerk seines Vaters weiterführen. Und ihm dabei natürlich auch eine ganz eigene Note geben. Schüchterner als sein Vater, lässt er allerdings vor allem kleine Räume anlegen, in denen er sich wohler fühlt. Zahlreiche Räume werden zudem vollständig renoviert, das Königliche Opernhaus vollendet. Skurril: Der Autor Wolfgang Metternich erklärte der „Frankfurter Neuen Presse“, im Schloss Versailles habe sich bei zeitweise 30.000 Bewohnern nur eine einzige, dem König gehörende Toilette befunden.
Für immer auf tragische Weise verbunden ist die Geschichte des Schloss Versailles mit König Ludwig XVI. und seiner Frau Marie-Antionette. 1774 an die Macht gekommen, verbringt er die meiste Zeit seines Lebens in dem Palast, den natürlich auch er noch umbauen und erweitern lässt. Doch trotz seines Glanzes und zahlreicher Feste hat das Schloss an Anziehungskraft verloren. Der Adel weilt nun endgültig lieber in Paris, und währenddessen beginnt im Volk ob des ausschweifenden Lebensstils des Monarchen und vor allem seiner Frau der Zorn zu brodeln. Schließlich zwingt sie die Französische Revolution 1789, ihr geliebtes Schloss zu verlassen. Vier Jahre später werden beide öffentlich hingerichtet.
Wechselvolle Jahrzehnte
Das Schloss Versailles selbst bleibt im Zuge der jahrelangen Unruhen zwar stehen, wird aber zahlreicher Kunstschätze beraubt, die mitunter heute immer noch im Louvre zu sehen sind. Am 25. August 1793 schließlich beginnt eine fast ein ganzes Jahr lang dauernde Auktion, bei der Möbel aus dem Protz-Palast verkauft werden. Insgesamt stehen mehr als 17.000 Gegenstände zum Angebot. Gleichzeitig ist das Schloss selbst längst schon zu einer Touristenattraktion geworden, in dem es geführte Touren gibt. 1796 eröffnet dann hier erstmals auch selbst ein Museum.
Nachdem der Adel Schloss Versailles bereits 1789 für immer verlassen hat, nimmt der Ort in den folgenden Jahrzehnten vor allem eine repräsentative Rolle ein. 1837 eröffnet hier ein Museum, das den ruhmreichsten Momenten der französischen Geschichte gewidmet ist. 1871 findet in seinem Spiegelsaal die deutsche Reichsgründung statt, zwischen 1873 und 1954 lässt man insgesamt fünfzehn Präsidentschaftswahlen in Versailles abhalten. Auch der Friedensvertrag, der den Ersten Weltkrieg beendet, wird im Jahr 1919 hier unterzeichnet. Zu diesem Zeitpunkt ist der Palast bereits stark renovierungsbedürftig – und erlebt eine unerwartete Rettung durch einen Mann aus den Vereinigten Staaten.
Auch interessant: Schloss Chenonceau: Frankreichs „schwimmender“ Prunk-Palast
Das meisbesuchte Museum der Welt Der Louvre – Frankreichs legendärer Kunst-Tempel
Geschenk eines Königs an seine Frau Schloss Charlottenburg – Berlins schönster Liebesbeweis
Über Jahrhunderte hatten Frauen hier das Sagen Schloss Chenonceau – Frankreichs „schwimmender“ Prunk-Palast
Heute ein Touristenmagnet
Es ist Milliardär John D. Rockefeller, der sich an Frankreichs prägende Rolle im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg erinnert. Mit zwei laut offizieller Webseite „enormen“ Spenden trägt er dazu bei, Schloss Versailles zu altem Glanz zurückzuführen. Und gibt damit gleichzeitig ein Beispiel für andere Philanthropen, die es ihm bis heute immer wieder nachtun. Die letzte Renovierung ist datiert aus dem Jahr 2016 – und heute ist das Schloss vielleicht populärer denn je: Mit etwa 10 Millionen Besuchern pro Jahr ist es eine der beliebtesten touristischen Destinationen auf der ganzen Welt.
Besucher können heute nicht nur das Schloss Versailles und seine Gartenanlage besuchen, sondern auch zahlreiche Ausstellungen, Konzerte, Opern, Ballett-Aufführungen und Shows, zum Beispiel mit Pferden. Über die Vielzahl der Events gibt die offizielle Webseite Auskunft. Das Schloss selbst ist aktuell in der Nebensaison außer montags jeden Tag von 9 bis 17.30 Uhr geöffnet, die Gärten täglich von 8 bis 18 Uhr. Zu ihnen ist der Eintritt frei, es sei denn, es findet dort eine Show statt. Die genauen Öffnungszeiten aller Attraktionen entnehmen Sie bitte der Webseite. Der Eintritt zum Schloss und all seinen Anlagen kostet aktuell 21,50 Euro, für den Besuch ist vorab online ein Zeitfenster zu buchen. Nach Versailles kommt man von Paris aus entweder mit dem Zug, hier gibt es gleich drei mögliche Zugstationen. Die Preise variieren je nach Verbindung und Anbieter. Wer möchte, kann aber auch mit dem Auto anreisen. Ganz in der Nähe des Schlosses gibt es Parkplätze.