5. Juni 2024, 17:43 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
In der Schweizer Stadt Zug steht mit der Seesicht eines der wohl ungewöhnlichsten Kunstwerke Europas. Es handelt sich dabei um eine begehbare Stahlskulptur, die über eine Treppe fünf Meter tief unter den Wasserspiegel des Zuger Sees führt. Seit 2015 lockt die einmalige Aussicht Einheimische wie Touristen an. Doch wer sie besuchen möchte, sollte sich beeilen.
An der Rössliwiese auf der Seeuferpromenade der Schweizer Stadt Zug befindet sich eines der einzigartigsten Kunstwerke des Alpenlandes. Denn hier genießt man eine ganz besondere und besonders ungewöhnliche Aussicht. Und zwar nicht auf die zahlreichen Berggipfel der Eidgenossenschaft, wie man vielleicht zunächst einmal vermuten würde. Nein, der Blick der Besucher geht im wahrsten Sinne des Wortes tiefer. Denn die sogenannte Seesicht befindet sich unter dem Wasserspiegel des Zuger Sees.
Hierbei handelt es sich laut der offiziellen Tourismuswebseite der Schweiz um eine begehbare Stahlskulptur von Roman Signer. Er gilt als einer der bedeutendsten zeitgenössischen Künstler der Schweiz, und erfand die Seesicht im Jahr 2015. Der Clou: Über eine Treppe mit 21 Stufen gelangt man fünf Meter tief unter die Wasseroberfläche des Sees, und genießt von dort aus durch ein Fenster einen Blick auf eine Welt, die dem Auge sonst verborgen bleibt.
Perspektivwechsel
Je nach Wetter, Tages- und Jahreszeit bekommt man dabei als Besucher unterschiedliche Eindrücke, wie die Schweizer Seite Kunstbulletin berichtet. Denn je nach Betrachtungsweise nimmt das Wasser des Zuger Sees andere Farben an, mitunter kann man als Beobachter sogar Fische sehen. Fünf Jahre in der Planung, realisierte Signer seine 450.000 Schweizer Franken teure Seesicht schließlich anlässlich des 25-jährigen Jubiläums des Kunsthauses Zug im Jahr 2015.
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Signer, seit 1972 freischaffender Künstler, beschäftigt sich auch in seinen anderen Werken mit den Elementen Wasser, Feuer, Erde und Luft, sowie auch mit dem Thema Zeit. Seine 17 Tonnen schwere Stahlskulptur Seesicht soll laut offizieller Webseite des Kunsthauses Zug auch einen Kontrast zum „lokalen Bauboom“ bieten. Wo anderswo immer schneller und größer in die Höhe gebaut werde, wolle er den Blick der Besucher in die Tiefe lenken.
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Dunkles Kapitel der Stadtgeschichte
Als Allegorie erinnert die Seesicht aber auch an eines der dunkelsten Kapitel der Geschichte von Zug. Am 5. Juli 1887 stürzte hier das Gerüst der gerade erst im Bau befindlichen Seeuferpromenade ein, wie die Luzerner Zeitung berichtete. In der Folge stürzten in der Zuger Vorstadt mehrere Häuser ins Wasser, wobei elf Menschen ihr Leben verloren. Dabei hatte eine vorherige Untersuchung des Baugrundes bereits ergeben, dass die Stelle äußerst risikobehaftet sein würde.
Wer die Seesicht von Roman Signer einmal besuchen möchte, sollte sich allerdings beeilen. Denn die Stadt hat die Installation des Werks nur bis zum Jahr 2025 bewilligt. Was danach damit passieren soll, ist aktuell noch unklar. Im Kunsthaus Zug kann man aber zahlreiche weitere Signer-Werke bewundern, die vor allem dank einer großzügigen Privat-Schenkung zusammengetragen werden konnten. Alle, die aber einmal sprichwörtlich unter die Oberfläche schauen möchten, sollten einen Besuch so langsam planen. Der Eintritt in das wohl ungewöhnlichste Kunstwerk der Schweiz ist frei.