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Weltberühmt

Die tragische Geschichte vom schönen Schloss Neuschwanstein

Schloss Neuschwanstein
Kennen Sie die tragische Geschichte, rund um die Entstehung des Schloss Neuschwanstein? Foto: dpa Picture Alliance
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TRAVELBOOK Redaktion

17. April 2020, 12:37 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Im September 1869 Jahren wurde der Grundstein von Schloss Neuschwanstein gelegt – und nun gefunden. Ein Blick in die Geschichte des weltberühmten Märchenschlosses, was eigentlich die Geschichte einer traurigen Existenz ist.

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Auf der Bergspitze thront das weiße Schloss wie eine Majestät, die übers Land blickt: Seen, Hügel, Baumwipfel und eine tiefe Schlucht. In der Allgäuer Voralpenlandschaft wirkt das Bauwerk fast unwirklich, wie aus einem Märchen. Auch die mehr als 150-jährige Geschichte von Schloss Neuschwanstein könnte ein Märchen sein – eines von Träumen, Fantasien und vom Scheitern.

Geschichte von Schloss Neuschwanstein ist verbunden mit Ludwig II.

Der junge Thronfolger war in Geschäftsdingen unerfahren – und bekam das zu spüren. Das eigene Kabinett hat ihn oft ausgebremst, sagen Historiker. Im Jahr 1866 verlor die bayerische Armee im Bündnis mit Österreich eine Entscheidungsschlacht im Deutschen Krieg, die Schlacht bei Königgrätz gegen Bismarcks expandierendes Preußen. Ludwig II. soll die Niederlage als persönlichen Misserfolg gewertet haben.

Immer öfter sucht er Zuflucht in einer Traumwelt, denn in der Realität schien er nicht glücklich. Zeitzeugen bezeichneten ihn als „Exzentriker“, andere glaubten, er sei verrückt. Wahnsinnig klang auch seine Vision von einem prachtvollen Schloss auf einem zerklüfteten Felsen. Der Berg mit einer Ruine gegenüber von Schloss Hohenschwangau war ihm schon als Kind aufgefallen.

Ein romantisches Schloss auf dem Stand der Technik

Dort wolle er einen Bau „im echten Styl der alten deutschen Ritterburgen“ entstehen lassen, schrieb er in einem Brief an Richard Wagner und kündigte an, in drei Jahren einziehen zu wollen. Die Bühnenbilder von Wagners Opern und die Wartburg nahe der thüringischen Stadt Eisenach waren Inspiration für das romantische Schloss. Mit Dynamit wurde die Bergspitze zu einem schmalen Plateau gesprengt. Am 5. September 1869 erfolgte die Grundsteinlegung.

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Vom Sockel bis zur Turmspitze war das Schloss auf dem modernsten Stand der Technik des späten 19. Jahrhunderts. Geheizt wurde durch ein Rohrsystem, das im Winter warme Luft in die Räume blies. Essen wurde mit einem Speiseaufzug von der Küche direkt in den Speisesaal transportiert. Weitere Highlights waren fließendes, zum Teil warmes Wasser und eine automatische Toilettenspülung.

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Kontrast zur industriellen Revolution

In den Prunkräumen funkeln Edelsteine, Gold und Glas. Wände sind mit Szenen aus Lohengrin und Parzival bemalt, mit Rittern und Heiligen. Durch die Außenfassade im weißen Kalkstein glich Ludwigs Kunstwerk immer mehr einem hübschen Schwan, der sich langsam in die Höhe reckt. Das romantische Gebäude wurde ein Kontrast zur industriellen Revolution – und vermutlich zu Ludwigs Verhängnis.

Vom Torbau des Schlosses, wo Ludwig zeitweilig wohnte, konnte er die Bauarbeiten beobachten und er soll ständig neue Änderungswünsche gehabt haben. Mehr als das Doppelte der angedachten Summe kostete der Schlossbau, umgerechnet mehr als 100 Millionen Euro. Ein Ratgeber Ludwigs, Graf Holnstein, telegrafierte an Bismarck schon ein Jahr nach Baubeginn: „Ganz geheim. Der König von Bayern ist durch Bauten und Theater in große Geldverlegenheit geraten. Sechs Millionen Gulden würden ihm sehr angenehm sein, vorausgesetzt, dass die Minister nichts erfahren. Für diese Summe würde er sich auch zur Kaiserproklamation […] entschließen.“ Für Bismarck war diese Bitte eine Chance, die deutsche Einheit und den Beitritt Bayerns zum Reich auszuhandeln.

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Mysteriöser Tod Ludwigs

Ludwig II. erlebte die Fertigstellung von Schloss Neuschwanstein nicht mehr mit. Im Juni 1886 starb der König auf mysteriöse Weise, wohl ertrunken im Starnberger See. Kurz zuvor hatte ihn die bayerische Regierung für unmündig erklärt. Er wurde aus Schloss Neuschwanstein abgeführt, wegen angeblicher Geisteskrankheit.

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Nur sechs Wochen nach dem Tod des Märchenkönigs durften Besucher Schloss Neuschwanstein besichtigen. Die Bürger sollten sehen, wofür ihr König Unmengen an Geld verprasst hatte. Aber: Sie waren begeistert. Schloss Neuschwanstein wurde im Jahr 1892 in vereinfachter Form fertiggestellt.

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Was einst Rückzugsort eines menschenscheuen Königs werden sollte, ist nun Reiseziel von Millionen Touristen aus der ganzen Welt. Durchschnittlich werden 7000 Gäste am Tag durch die Säle getrieben – alle fünf Minuten eine neue Besuchergruppe. Über 70 Millionen Menschen haben bis dato Ludwigs pittoreske Räume betreten.

Im Rahmen einer umfangreichen Sanierung wurden Risse in den Außenmauern, instabile Buntglasfenster, verblasste Wandfarben, beschädigter Parkettboden, behoben. Abgesehen davon scheint es, als stünde alles noch genauso da, als wäre König Ludwig II. nur mal eben fortgegangen.

Autorenfoto

Tipp der Redaktion

„Eine Alternative zum touristisch überlaufenen Neuschwanstein ist Schloss Hohenschwangau. Die ursprüngliche Ritterburg ließ Maximilian II. im romantisierenden Stil der Neugotik umbauen und mit zahlreichen Fresken aus Sagen verzieren. Hohenschwangau diente ihm als Sommersitz.“
Themen Deutschland
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