19. Februar 2024, 14:05 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Die Trogbrücke Magdeburg ist eine technische Meisterleistung der Superlative. Nicht nur ist sie die längste Kanalbrücke auf der Welt, sondern auch die gewaltigste Stahlkonstruktion in ganz Europa. Damit schlägt sie sogar ein legendäres Pariser Wahrzeichen.
Unweit von Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt Magdeburg liegt eines der beeindruckendsten technischen Wunderwerke unseres Landes. Die Rede ist von der Trogbrücke Magdeburg, die gleich mehrere Rekorde für sich in Anspruch nehmen kann. Als Herzstück einer der wichtigsten Wasserstraßenkreuzes Deutschlands führt sie den Mittellandkanal über die Elbe. Eine Meisterleistung, deren Realisierung 75 Jahre dauerte.
Laut der Webseite des Wahrzeichens ist die Trogbrücke Magdeburg mit einer Länge von 918 Metern ein echter Rekordhalter. Sie ist nämlich die längste Kanalbrücke der Welt. Für ihre Konstruktion wurden insgesamt 24.000 Tonnen Stahl verwendet. Das ist mehr als dreimal soviel wie beim legendären Eiffelturm in Paris, der der Zeitung „Magdeburger Volksstimme“ zufolge „nur“ 7000 Tonnen Stahl verschlang. Damit hält die Trogbrücke noch einen weiteren Superlativ: Sie ist nämlich auch die gewaltigste Stahlkonstruktion Europas.
75 Jahre Bauzeit
Dass es die Trogbrücke Magdeburg heute aber überhaupt gibt, ist einer der größten Bauerfolge der Nachwendezeit. Denn laut offizieller Seite begann man mit ihrer Konstruktion ursprünglich bereits 1938. 1942 aber stoppte man den Bau wieder, denn die gesamte deutsche Industrie stellte wegen des Zweiten Weltkriegs auf „kriegswichtige“ Produktion um. Und so lagen die Ruinen der unfertigen Trogbrücke bis 1996 brach.
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Bereits drei Jahre zuvor, also 1993, hatte der nach der Wiedervereinigung nunmehr gesamtdeutsche Bundestag beschlossen, das Mammutprojekt doch fertig stellen zu lassen. Unter dem Arbeitstitel „Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nr. 17 – Wasserstraßenkreuz Magdeburg und Ertüchtigung des Mittellandkanals“ nahm man also die Arbeit 1998 auf. 1996 hatte man bereits die seit 1942 vor sich hinrottenden Überreste der alten Trogbrücke Magdeburg gesprengt. Am 10. Oktober 2003 eröffnete die neue Brücke dann nach sechs Jahren Bauzeit in Anwesenheit des damaligen Verkehrsministers Manfred Stolpe feierlich.
Spötter nennen sie die „Trugbrücke“
Dank der Trogbrücke Magdeburg war nun laut „Magdeburger Volksstimme“ erstmals eine durchgehende Wasserstraße geschaffen, die vom Rhein bis nach Polen führte. Das Wasserstraßenkreuz erwies sich dabei auch als wahrer Kosten-Rekordhalter, verschlang inklusive der neuen Brücke schwindelerregende 500 Millionen Euro. Dabei gab es von Anfang an Zweifel an der Rentabilität des Projektes.
Denn schnell war klar: Es wurde zumindest anfangs bei Weitem nicht so viel Ware über die Trogbrücke Magdeburg bzw. die neue Strecke transportiert wie ursprünglich prognostiziert. Die lange ersehnte Wasser-Verbindung erhielt darum in der Vergangenheit mitunter schon den Spottnamen „Trugbrücke“. Einer der Gründe dafür könnte sein, dass aufgrund der relativ geringen Breite der Brücke von 32 Metern der Verkehr hier im Einbahnstraßensystem stattfinden muss. Laut der offiziellen Seite der Stadt Magdeburg spart die Überfahrt über die Brücke den Schiffen aber immer noch drei Stunden Zeit.
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Begehrte Führungen
Zudem ist die Trogbrücke Magdeburg das ganze Jahr über befahrbar. Eine spezielle Luftsprudelanlage sorgt dafür, dass das Wasser auch bei großer Kälte eisfrei bleibt. Freuen dürfte sich die Region auch über das Potenzial des Ortes als einer der großen Touristenmagneten. Schon ab 3,50 Euro pro Person werden rund um die gewaltige Konstruktion zahlreiche Führungen angeboten. Begehrt sind auch Fahrten über die Brücke mit Ausflugsschiffen. Zudem ist die Brücke einer der sprichwörtlichen Höhepunkte auf der Magdeburger Strecke des beliebten Elberadweges.
So verwundert es nicht, dass sich rund um den gigantischen Bau auch Gastronomie und Hotellerie angesiedelt hat. Und auch auf dem Portal Tripadvisor zeigen sich die User beeindruckt von Deutschlands Weltrekord-Brücke. „Von diesem Bauwerk muss man begeistert sein“, schreibt einer. Ein zweiter fügt hinzu: „Für Technikinteressierte sehr zu empfehlen.“ Ein Dritter ergänzt: „Die Maße sind schon beeindruckend. Noch beeindruckender war der Blick von oben!“ Übrigens: Mit dem Wasser aus der Trogbrücke Magdeburg könnte man der „Magdeburger Volksstimme“ zufolge 500.000 Badewannen füllen. Auch das ist vermutlich ein weiterer Rekord.