22. Juli 2020, 10:49 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Mehr als 600 Schlösser und Burgen, manche davon mehr als 1000 Jahre alt – und das auf einer Fläche kleiner als Hessen. Das erwartet Besucher in Wales. Das Land hat weltweit die meisten Burgen pro Quadratkilometer! TRAVELBOOK erklärt, warum das so ist und zeigt, welche Burgen Sie nicht verpassen sollten.
Einige sind verwunschene Ruinen, die verfallen und von Pflanzen überwachsen werden, andere sind seit vielen Jahrhunderten durchgängig bewohnt. Sie alle stehen in einem Land, das viele nicht direkt mit Burgen verbinden. Dennoch nennt sich Wales selbst auch „Land der Schlösser“ – und das vollkommen zu Recht. Nirgendwo sonst auf der Welt gibt es pro Quadratkilometer so viele Schlösser wie hier. Auf einer Größe von circa 20.000 Quadratkilometern (zum Vergleich: Das Bundesland Hessen hat etwa 21.000 Quadratkilometer) befinden sich hier mehr als 600 Schlösser.
Dabei muss man wissen: Im Englischen werden Schlösser und Burgen beide als castle bezeichnet. Die deutsche Sprache unterscheidet Burgen, die einer militärischen Nutzung dienten, von Schlössern, die als Wohnsitz für Adlige dienten oder noch dienen. Doch warum hat ausgerechnet Wales so viele der spektakulären Bauwerke?
Das größte Burgen-Projekt des Mittelalters
Wales hat eine lange und bewegte Geschichte, die von zahlreichen Konflikten geprägt wurde. Durch den Bau von Burgen versuchten zahlreiche Eroberer, ihre Herrschaft in Wales zu festigen. Besonders viele wurde während der Feldzüge und Besatzungen von Eduard I. im 13. und 14. Jahrhundert erbaut. Es war das größte mittelalterliche Burgenbauprogramm in Europa und verschlang mehr als 60.000 britische Pfund – das entsprach dem zehnfachen des königlichen Jahresgehalts. Die Burgen waren bis zu den Rosenkriegen im 15. Jahrhundert, in denen die Adelshäuser Lancaster und York gegeneinander kämpften, von militärischer Bedeutung – doch nach diesem Konflikt verfielen sie. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts begannen die Sanierungsarbeiten an einigen Schlössern und Burgen.
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TRAVELBOOK stellt drei beeindruckende Burgen aus Wales vor:
Carew Castle
Carew Castle liegt im Südwesten von Wales nahe der Grafschaft Pembrokeshire. Die Burg war schon zu Zeiten der Römer bewohnt, fiel jedoch im 11. an die Familie Nest. Deren Tochter, die Prinzessin Nest ferch Rhys, ist noch heute für ihre Schönheit unter den Walisern bekannt – und für ihre berühmten Nachkommen, zu denen unter anderem George Washington und Prinzessin Diana gehörten, wie wales.com schreibt.
Nach einer bewegten Historie, in der die Burg mehrfach die Besitzer wechselte, wurde sie 1686 endgültig verlassen und verfiel. Heute ist ihre Ruine ein Teil des Pembrokeshire-Coast-Nationalparks. Aufgrund des Coronavirus darf die Burg aktuell zwar nicht besichtigt werden, der Park ist allerdings geöffnet.
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Powis Castle
Dieses Schloss, das in der Grafschaft Powys liegen, haben die Waliser einem Prinzen mit kompliziertem Namen zu verdanken: Gruffydd ap Gwenwynwyn der es, so wales.com, Mitte des 13. Jahrhunderts erbauen ließ. In den folgenden Jahrhunderten gehörte die Burg zunächst der Familie Pole, dann der Familie Herbert, der namensgebenden Familie Powis und schließlich Robert Clive, dem ersten Baron Clive. Er war britischer General in Indien, wurde auch „Clive of India“ genannt und auf ihn geht auch die heutige Ausstellung von indischen Artefakten im Clive Museum des Powis Castle zurück.
Neben dieser Ausstellung ist das Powis Castle, das seit 1952 im Besitz des National Trust ist, heute vor allem für seine barocken Gärten bekannt. Eben jene sowie auch der Schlosshof sind seit 10. Juli wieder geöffnet, allerdings müssen vorab Tickets gebucht werden. Infos gibt es hier.
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Cardiff Castle
Das Cardiff Castle befindet sich, wie der Name schon verrät, in der walisischen Hauptstadt Cardiff. Die mittelalterliche Burg und das dazugehörige viktorianische Herrenhaus finden Besucher an der südöstlichen Ecke des Bute Parks. Kaum zu glauben: Die ersten Mauern wurden schon um 55 nach Christus errichtet. Über den Resten der damals erbauten Kastelle bauten die Normannen etwa 1000 Jahre später zunächst eine Holz- und später eine ausgebaute Burg, die bis ins 18. Jahrhundert weiter zum Schloss ausgebaut wurde.
Das circa 3,7 Hektar große Schlossgelände wird heute als Museum genutzt – erlangte aber auch als Drehort für mehrere Fernsehserien Bekanntheit, darunter die britischen Serien „Doctor Who“ und „Sherlock“. Das Cardiff Castle ist von März bis Oktober täglich von 9.00 Uhr bis 18.00 Uhr und von November bis Februar von 9.00 Uhr bis 17.00 Uhr geöffnet. https://dynamic.mapcreator.io/?id=ddcdb0a13628fcbbca5edd4805dfbe95c65c1969