8. März 2024, 7:20 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Sie verbrachte fast 50 Jahre in Gefangenschaft: Die Gräfin Constantia von Cosel wurde 1716 auf die Burg Stolpen verbannt, wo sie bis zu ihrem Tod blieb. Zum Verhängnis wurden der Adligen politische Interessen und Eifersuchtsdramen.
Nur etwa 30 Kilometer von der sächsischen Landeshauptstadt Dresden entfernt steht seit dem 12. Jahrhundert die Burg Stolpen – eine Festung, die eine bewegte Geschichte unter anderem als langjähriger Sitz der damaligen Bischöfe von Meißen hinter sich hat. Berühmtheit erlangte sie aber nicht dadurch oder ihre spätere Funktion als sächsische Landesfestung, sondern durch eine Frau, die hier fast 50 Jahre gefangen gehalten wurde.
Es ist das Jahr 1704, als der sächsische Kurfürst August der Starke die damals 24-jährige Anna Constantia kennenlernt. Sie ist ein wunderschönes Mädchen mit einem allerdings eher zweifelhaften Ruf. Geboren als eine von Brockdorff und Tochter eines Ritters, hatte sie bis 1702 am Hof von Wolfenbüttel gelebt. Diesen musste sie aber verlassen, nachdem sie ein Kind geboren hatte, von dem vermutet wird, der Vater sei wohl ein Adliger gewesen. Die darauf folgende Ehe mit dem sächsischen Geheimrat Adolf Magnus von Hoym hatte laut der offiziellen Webseite der Burg Stolpen gerade einmal zwei Jahre gehalten, dann reichte der Gatte selbst die Scheidung ein.
Liebe und Krise
Angeblich habe von Hoym August den Starken persönlich vor seiner Ex-Frau gewarnt. Dennoch machte dieser sie zu seiner Mätresse und gab ihr 1705 einen Teil des heute noch berühmten Taschenbergpalais als Residenz. In einem geheimen Vertrag, der ihr später zum Verhängnis werden sollte, wurde sie im Dezember 1705 zur Gemahlin des Königs erklärt für den Fall, dass die offizielle Kurfürstin, also Augusts Frau, sterben sollte. 1706 wurde Anna Constantia zur Gräfin von Cosel ernannt und schenkte August bis 1712 drei Kinder.
Schnell wurden allerdings ihr Temperament und ihre versuchte Einflussnahme am Hof berüchtigt. Das Blatt wendete sich endgültig gegen sie, als sich August der Starke aufgrund politischer Interessen eine neue Mätresse nahm, nämlich die Gräfin Maria Magdalena von Dönhoff. Die Liaison mit ihr sollte Augusts Position auf dem polnischen Thron unterstreichen, den er bereits 1697 bestiegen hatte. In der Folge kam es zwischen Anna Constantia und August zu einem Streit um das vertraglich zugesicherte Eheversprechen. Dieser uferte derart aus, dass sich August zum Handeln gezwungen sah.
Lebenslänglich auf Burg Stolpen
Mit nur 36 Jahren wurde Anna Constantia Gräfin von Cosel am Weihnachtsabend 1716 auf die Burg Stolpen verbannt, wo sie bis 1765, also insgesamt 49 Jahre lebte. Im Alter von 84 Jahren stirbt sie. Es gibt unterschiedliche Aussagen und Annahmen, ob sie bis zu ihrem Tod auf der Burg bleiben musste oder die letzten Jahre dort bleiben wollte. Auch ist zum Teil von Kerkerhaft zu Beginn der Verbannung die Rede. Aber ihre letzten Jahre konnte sich Constantia von Cosel frei auf der Burg bewegen. Noch heute befindet sich das Grab der berühmtesten adligen Gefangenen Deutschlands in der Kapelle der Burg. Ihr Leben wurde mehrfach verfilmt, zuletzt 2005 unter dem Titel „Gräfin Cosel – Aufstieg und Fall einer Mätresse“.
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In der Burg Stolpen zeugt heute eine ständige Ausstellung vom einsamen Leben der Gräfin. Auf drei Etagen können Besucher im Cosel-Turm auf den Spuren von Anna Constantia wandeln. Die Burg wird laut offizieller Webseite jährlich von 100.000 Menschen besucht. Rund um das Jahr finden hier zahlreiche kulturelle Veranstaltungen statt, für Schulklassen gibt es außerdem Führungen mit dem Burggeist „Basaltus“.