23. Oktober 2022, 13:37 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Dass Träume manchmal wahr werden können, beweist das Schloss Lichtenstein in Baden-Württemberg. Denn ein Adliger hatte in einem Buch von einem Märchenschloss gelesen – und ließ dieses dann kurzerhand tatsächlich bauen.
Wer an deutsche Märchenschlösser denkt, dem wird vermutlich zuerst Schloss Neuschwanstein in Bayern einfallen. Doch auch in Baden-Württemberg gibt es ein solches Wunder-Bauwerk. Denn hier thront, hoch über dem kleinen Ort Honau und dem Echaz-Tal, das Schloss Lichtenstein. Und dessen Geschichte ist vermutlich weltweit einzigartig.
Denn wie die offizielle Seite des Schlosses Lichtenstein verrät, ist die Erbauung der majestätischen Burg, die spektakulär auf einem schroffen Felsen sitzt, einem Buch zu verdanken. Genauer gesagt, dem Roman „Lichtenstein“ von Wilhelm Hauff, der im Jahre 1826 erstmals erschien. In diesem beschreibt der Autor das Leben auf einem mittelalterlichen Schloss. Und genau diese Lektüre war es, die im Jahr 1840 den Adligen Wilhelm von Urach, den Grafen von Württemberg, zu einem in der deutschen Geschichte wohl einmaligen Schritt veranlasste.
Eine Geschichte wird Wirklichkeit
Demnach war Wilhelm derart begeistert von dem im Buch beschriebenen Schloss, dass er kurzerhand entschied, dieses tatsächlich bauen zu lassen. Er kaufte also seinem Vetter König Wilhelm von Württemberg ein altes Jagdschlösschen samt Ländereien ab, und ließ sich auf dessen Grundmauern eine Ritterburg im mittelalterlichen Stil errichten. Zwei Jahre dauerte der Bau, bevor Schloss Lichtenstein 1842 bezugsfertig war. Benannt ist die Burg übrigens nach dem Adelsgeschlecht derer von Lichtenstein, die von 1100 bis 1389 an selber Stelle bereits mehrere Burgen besessen hatten.
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Laut Schloss-Webseite hauchte „der erlauchte Bauherr mit seinen genialen Ideen“ dem Ort Leben ein, ließ sämtliche Räume kunstvoll einrichten und teilweise mit Wandmalereien schmücken. Derart prunkvoll gestaltete er sich sein Schloss Lichtenstein, dass zur feierlichen Eröffnung selbst der König vom Württemberg kam. Und noch heute beeindruckt die Burg im neugotischen Stil jedes Jahr unzählige Besucher. Imposant ist sie allein schon durch ihre Lage: Sie thront 817 Meter hoch über dem Echaz-Tal.
Ein Schloss als Videospiel-Kulisse
1869 stirbt Graf Wilhelm auf seinem geliebten Schloss Lichtenstein, doch bis heute befindet es sich im Privatbesitz der Familie von Urach. Immer noch hat die Familie hier im 2. und 3. Stockwerk des Baus auch Privatgemächer. Wer einmal sehen möchte, wie so eine richtige Adelsfamilie lebt(e), muss sich vorab für eine private Führung anmelden.
Auch sehr beliebt sind heute Hochzeiten auf Schloss Lichtenstein. Wer mag, kann vom März bis Dezember im hier befindlichen Standesamt heiraten. Zudem buchbar sind ein Sektempfang im Schlosshof sowie ein Fotoshooting vor der spektakulären Kulisse. Die Märchenburg dürfte übrigens auch weltweit einige Bekanntheit genießen – zumindest bei Fans von Videospielen. Laut „Atlas Obscura“ ist ein Level von Super Street Fighter II auf Schloss Lichtenstein angesiedelt.
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Öffnungszeiten und Preise
Im Januar und Februar bleibt es geschlossen, doch während der Öffnungszeiten von März bis Dezember kann man es täglich besuchen, auch an Wochenenden und Feiertagen. So beliebt ist Schloss Lichtenstein bei Besuchern, dass an normalen Tagen etwa alle 20 Minuten eine der 30-minütigen Führungen startet. Diese kosten für Erwachsene 12 Euro, für Kinder 6 Euro, ermäßigt 10 Euro. Und wer das passende Portemonnaie mitbringt, kann auf Anfrage sogar das ganze Schloss mieten.
Auf dem Portal Tripadvisor zeigen sich die User begeistert von Deutschlands Märchenschloss. „Ein verstecktes Juwel“, sagt einer. Ein zweiter meint: „Diesen Ort zu besuchen ist wie in der Zeit zurückzureisen.“ Ein dritter fügt hinzu: „Eines der schönsten Schlösser in Europa.“