10. April 2023, 16:46 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Vor bald 800 Jahren begannen die Bauarbeiten an einer von Deutschlands bekanntesten Kirchen, dem Kölner Dom. Heute ist er das Wahrzeichen der Stadt und eines der beeindruckendsten Gotteshäuser der Welt. Er hat 300 Jahren Baustopp, Plünderungen und Zerstörungen durch den Zweiten Weltkrieg getrotzt – und beherbergt noch heute eine der wichtigsten Reliquien des Christentums.
Denkt man an die imposantesten Gotteshäuser der Welt, so denken viele wohl neben Notre Dame in Paris und der Sagrada Familia in Barcelona sofort an den Kölner Dom. Gut 157 Meter ragen die beiden Türme der im gotischen Stil erbauten Kathedrale, an der insgesamt weit über 600 Jahre lang gebaut wurde, in den Himmel. Doch dass die gewaltige katholische Kirche heute überhaupt noch steht, grenzt an ein Wunder. Bereits im Mittelalter einer der wichtigsten Pilgerorte Europas, ist sie Ziel für zahllose Gläubige und Touristen aus aller Welt gleichermaßen. Wohl nicht zuletzt, weil sie einen der bedeutendsten Schätze des Christentums bewahrt.
Die Geschichte des Kölner Dom beginnt laut dessen offizieller Seite lange vor dem beeindruckenden Sakralbau, den wir heute kennen. So ist Köln schon im Jahr 313 nach Christus ein bedeutender Ort für Katholiken. Vermutlich stand bereits unter dem Heiligen Maternus, damals Bischof der Stadt, an der heutigen Stelle des Doms ein Gotteshaus. Funde wie ein Taufbecken belegen in jedem Fall, dass sich im 6. Jahrhundert hier eine große Kirche der französischen Merowinger-Dynastie befunden hat.
Eine der wichtigsten Reliquien der Kirchengeschichte
873 dann wird der sogenannte Alte Dom nach einer mehr als 70-jährigen Bauzeit eingeweiht. Er geht zurück auf die Karolinger-Könige, zu denen unter anderem auch Karl der Große gehörte. 1164 ist dann das Jahr, das wohl bis heute am wichtigsten für die Geschichte des Kölner Doms ist. Denn zu dieser Zeit erhält die Kirche ihre bis heute wichtigste und immer noch ausgestellte christliche Reliquie. Dabei handelt es sich um die Knochen einiger der bedeutendsten biblischen Figuren überhaupt: der Heiligen Drei Könige. Der Kölner Erzbischof Rainald von Dassel lässt sie 1164 aus Mailand nach Köln bringen, ein Geschenk seines Kaisers Friedrich I., auch bekannt als Barbarossa.
Die Stadt Köln wird damit zu einem der wichtigsten Pilgerorte Europas, besucht nicht nur von unzähligen Gläubigen, sondern fortan auch von jedem mittelalterlichen deutschen König. Es gibt niemanden, der den heiligen Knochen nicht seine Aufwartung erweisen möchte. Der sogenannte Dreikönigsschrein ist auch heute noch das größte und künstlerisch bedeutendste erhaltene Goldschmiedewerk des Hochmittelalters in ganz Europa. Dabei hätte er um ein Haar nicht einmal die Grundsteinlegung des heutigen Kölner Dom überlebt.
Beinahe völlig abgebrannt
Denn als diese 1248 stattfindet, greifen die Bauherren zu unorthodoxen Maßnahmen. Um den Domchor errichten zu können, beschließt man, zunächst den östlichen Teil des Alten Doms, der immer noch steht, mittels Feuer „abzureißen“. Dieses gerät jedoch derart außer Kontrolle, dass auch der westliche Teil zu einem Großteil abbrennt. Nur mit Glück kann man den Dreikönigsschrein und andere wichtige Reliquien vor den Flammen retten. Danach kann endlich mit dem Bau des heutigen Kölner Dom begonnen werden. Am 26. September 1277 wird mit der Sakristei der erste Teil eingeweiht. Schon während der Errichtung finden hier die ersten Gottesdienste statt.
1322 folgt die Weihe des Domchors, der auch heute noch viele kunstvoll gearbeitete Figuren und Statuen aus dem 13. und 14. Jahrhundert enthält. Auch große Teile der mittelalterlichen Glasfenster sind hier nach wie vor erhalten. Um 1360 dann steht das Fundament für den Südturm, der den Nordturm heute mit einer Größe von 157,22 Metern um wenige Zentimeter „überragt“. Dieser ist nämlich „nur“ 157,18 Meter hoch. 1448 und 49 erhält der Kölner Dom zwei weitere seiner immer noch vorhandenen Wahrzeichen, die mächtigen Glocken, genannt Speziosa und Pretiosa.
300 Jahre Baustopp
Um das Jahr 1520 kommt es allerdings zur Einstellung der Bauarbeiten am Kölner Dom. Und dabei handelt es sich nicht etwa um eine kurzzeitige Unterbrechung, sondern um einen Zeitraum von ganzen 300 Jahren. Grund dafür ist laut dem offiziellen Portal der Stadt Köln sowohl Geldmangel als auch ein stark nachlassendes Interesse an gotischer Architektur. Der Südturm ist zu dieser Zeit gerade einmal 56 Meter hoch, der Nordturm lediglich fünf Meter. 1794 sieht es so aus, als sei endgültig das Ende des Gotteshauses gekommen.
Truppen der Französischen Revolution besetzen die Baustelle des Kölner Dom, er wird daraufhin für Gottesdienste geschlossen. In den Folgejahren missbraucht man ihn unter anderem als Lager für Kriegsgefangene und schmilzt Teile der Domschätze ein, hölzerne Einrichtung verwendet man als Brennholz. Der Bau verfällt zusehends. Ab 1803 dennoch wieder als Kirche genutzt, ersteht der Dom jedoch 1823 aus seiner Asche wieder auf. Zahlreiche geistige Größen Deutschlands wie Goethe, Joseph von Eichendorff und der Architekt Schinkel hatten sich für seinen Weiterbau eingesetzt. Doch zunächst ist man bis 1842 erst einmal neun Jahre lang mit Restaurierungs-Arbeiten beschäftigt.
Vollendung und Erhalt
Unter König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen erfolgt im selben Jahr die Grundsteinlegung zur Vollendung des Kölner Doms. 60 Prozent der dafür benötigten Gelder spenden Kölner Bürger selbst. Dafür gründen sie den Zentral-Dombau-Verein, der bis heute existiert und zur Erhaltung des Stadt-Wahrzeichens beiträgt. Nun geht alles vergleichsweise schnell, und so kann die „ewige Baustelle“, wie der Dom im Volksmund längst heißt, 1880 endlich vollendet werden. Ein Bauwerk der Superlative nach allen Maßstäben, und zur damaligen Zeit das höchste Bauwerk auf der ganzen Welt.
Dass der Kölner Dom den Zweiten Weltkrieg übersteht, grenzt nahezu an ein Wunder. Mehr als 70 Brandbomben und weitere Einschläge treffen ihn, große Teile des Bauwerks sind danach zerstört. Einen der Turmpfeiler repariert man noch während der Kämpfe notdürftig mit Ziegelsteinen, um ihn vor den Einsturz zu bewahren. Durch geschickten Schutz bzw. vorherige Entfernung überstehen auch nahezu alle wichtigen Kunstwerke der Kirche. Bis zum 700. Jubiläum der ursprünglichen Grundsteinlegung im Jahr 1948 kann man die schlimmsten Schäden wieder beseitigen. 1996 dann wird der Kölner Dom aufgenommen in die Liste des Unesco-Welterbes.
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33.000 Euro tägliche Kosten
Die Bauarbeiten bzw. Restaurationen an der Prunkkirche gehen allerdings bis heute weiter. Laut der offiziellen Tourismus-Webseite des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen ist der Kölner Dom mit mehr als sechs Millionen Besuchern einer der populärsten Touristenattraktion in Deutschland.
Wer den Kölner Dom besichtigen möchte, kann dies als Tourist laut offizieller Seite werktags in der Regel zwischen 10 und 17 Uhr tun. Sonntags ist dies zwischen 13 und 16 Uhr möglich, nicht jedoch während der regelmäßig stattfindenden Gottesdienste. Bitte informieren Sie sich daher vor einem Besuch unbedingt noch einmal über den Gottesdienstkalender. Wer die Aussicht vom Südturm auf der Plattform in 100 Metern Höhe genießen möchte, zahlt aktuell als Erwachsener sechs Euro, die genauen Öffnungszeiten sind der Webseite zu entnehmen. Die Domschatzkammer ist bis auf einige religiöse Feiertage täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet, der Eintritt beträgt hier ebenfalls sechs Euro.
Das Geld wird wohl auch benötigt, denn laut der Kulturstiftung Kölner Dom kostet es pro Tag unglaubliche 33.000 Euro, den Betrieb im Kölner Dom aufrecht zu erhalten. Im Jahr verschlingt das Gotteshaus aufgrund von Ausgaben für Personal, Beheizung sowie für Restauration und Bauarbeiten 12 Millionen Euro. Auch wer eine der zahlreichen möglichen Führungen im Dom bucht, trägt mit seinem Eintrittspreis also unmittelbar zum Erhalt des Doms bei – und auch dazu, eine Geschichte weiterzuschreiben, die vor bald 800 Jahren begann.