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Beliebter Treffpunkt und Touristenmagnet

Der Marienplatz – die Geschichte von Münchens pulsierendem Zentrum

Marienplatz
Der Marienplatz ist seit Jahrhunderten das Zentrum und das Herz von München. Und möglicherweise Schauplatz einer legendären Erfindung. Foto: Getty Images
Robin Hartmann Autorenkopf
Freier Autor

12. Juli 2023, 16:40 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Der Marienplatz in München ist seit Jahrhunderten das belebte Herz der Stadt an der Isar. Einst als Marktplatz genutzt, ist er heute ein beliebter Treffpunkt und ein Touristenmagnet gleichermaßen. TRAVELBOOK sagt, was sie hier entdecken können, von wo Sie die beste Aussicht über die City haben – und was der Marienplatz mit der wohl bekanntesten bayerischen Delikatesse zu tun hat.

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Wenn heute in München jemand sagt: „Treffen wir uns doch am Fischbrunnen“, dann weiß schon jedes Kind sofort: Es geht auf den Marienplatz. Seit Jahrhunderten ist die belebte Piazza das pulsierende Zentrum der Stadt an der Isar. In dieser Zeit hat sie sich von ihrem wichtigsten Handelsplatz zu einem der größten Touristenmagneten der Metropole an der Isar entwickelt. Kein Wunder, gibt es doch hier so einiges zu entdecken. Zum Beispiel gleich zwei Rathäuser, die immer wieder für Verwirrung sorgen. Oder einige der besten Ausblicke der Stadt. Und der Legende nach war der Marienplatz einst sogar der Geburtsort der heute wohl bekanntesten bayerischen Köstlichkeit.

Der offiziellen Seite der Stadt zufolge beginnt der Marienplatz sein Leben im 12. Jahrhundert als banale Straßenkreuzung. München wird 1158 neben den älteren Siedlungen Schwabing und Sendling ursprünglich wegen der idealen Lage des Ortes direkt an einer bedeutenden Salz-Handelsstraße gegründet. An eben dieser Stelle lassen sich nun auch Mönche nieder. Sie sind es dann, die der Stadt ihren Namen geben. Dieser bedeutet auf Lateinisch apud munichen, übersetzt „Bei den Mönchen“ – daraus wird schließlich München.

Marienplatz
Die Mariensäule ist eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten auf dem Marienplatz. Sie steht dort seit 1638 Foto: dpa Picture Alliance/ imageBROKER | Martin Siepmann

Marktplatz und Zentrum der Politik

1315 verleiht der damalige Kaiser Ludwig der Bayer der Stadt das Markrecht, und so beginnt auch die Geschichte des Marienplatzes. Denn hier treffen sich fortan Händler von nah und fern, um ihre Waren anzubieten. Damals heißt der Ort aber noch Schrannenplatz, nach dem süddeutschen Wort Schranne für Marktstand. Von Getreide über Eier und Mehl bis hin zu Wein wird hier alles gehandelt. An einem Brunnen in der Nordostecke des Platzes befindet sich der Fischmarkt, und daher hat die heute immer noch existierende Fontäne auch ihren Namen. So wird der Fischbrunnen schon früh zu einem inoffiziellen Orientierungspunkt Münchens.

Ab 1566 entwickelt sich der Marienplatz dann auch zu dem politischen Zentrum der Stadt, das er bis heute ist. Damals lässt man hier sogenannte Landschaftshäuser erbauen, in denen die Vertreter der unterschiedlichen Stände wohnen. Im Jahre 1638 erhält der Platz mit der Mariensäule eine seiner markantesten Sehenswürdigkeiten. Gewidmet ist sie der Heiligen Maria, der Patronin Bayerns, die noch heute mit Zepter und Krone auf Besucher hinunterschaut. Der damalige Kurfürst Maximilian ließ die zwölf Meter hohe Säule aus Dankbarkeit errichten, weil München den Dreißigjährigen Krieg (1618-48) unbeschadet überstanden hatte.

Marienplatz
Blick auf das Neue Rathaus auf dem Marienplatz. Der Ort ist heute bei Einheimischen wie Touristen gleichermaßen beliebt. Foto: Getty Images

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Verwirrung um die Rathäuser

Den Sockel der Säue zieren heute noch die vier zu Stein gewordenen Plagen der damaligen Zeit. Der Basilisk steht für die Pest, während der Löwe den Krieg symbolisiert. Die Schlange versinnbildlicht die Ketzerei und der Drache den Hunger. Bis heute werden an der Säule öffentliche Gottesdienste und Gebete abgehalten. Seit 1854 trägt Münchens Zentrum übrigens erst offiziell den Namen Marienplatz. In diesem Jahr zog der Markt um an die Blumenstraße, und der alte Name Schrannenplatz war damit Geschichte. Gleich hinter dem Platz befindet sich eine weitere Sehenswürdigkeit mit Bezug zum Glauben, nämlich St. Peter, die älteste Pfarrkirche der Stadt. Sie steht bereits seit dem Jahr 1278 an dieser Stelle, wenn auch nicht mehr in der ursprünglichen Version.

Von ihrem 56 Meter hohen Turm, den die Einheimischen auch liebevoll den Alten Peter nennen, hat man eine tolle Aussicht auf die Stadt. Die 300 Stufen Aufstieg lohnen sich definitiv. Sehenswert ist auch der fast 300 Jahre alte barocke Hochaltar, einer von München bedeutendsten Kirchenschätzen. Immer wieder für Verwirrung sorgen zwei Gebäude, die sich direkt auf dem Marienplatz befinden, und zwar das Alte und das Neue Rathaus. Der Grund: Das Neue Rathaus, das tatsächlich fast 400 Jahre jünger ist als sein Vorgänger, wird wegen seiner Bauweise im neogotischen Stil oft für das betagtere Gebäude gehalten. Tatsächlich wurde es aber erst zwischen 1867 und 1909 erbaut.

Glockenspiel und großartige Aussicht

Im Neuen Rathaus sitzen seit seiner Einweihung der Oberbürgermeister, der Stadtrat und die Verwaltung der Metropole. Im kleineren Alten Rathaus werden aber bis heute immer noch Festakte wie Preisverleihungen und Gedenkfeiern abgehalten. Auch vom Turm des Neuen Rathaus hat man eine tolle Aussicht auf den Marienplatz und die Stadt. Nach oben gelangt man entweder per Treppe oder mit dem Fahrstuhl. Das Gebäude hat 400 Zimmer, in denen 600 Menschen arbeiten. Der Turm ist von 10 bis 20 Uhr geöffnet, ein vorab gebuchtes Zeitfenster von 15 Minuten kostet allerdings aktuell stolze 6,50 Euro. Für alle Besucher kostenlos offen steht die prunkvolle juristische Bibliothek. Spätestens täglich um 11 und 12 Uhr wird das Neue Rathaus dann zum Schauplatz eines größeren Touristenauflaufes.

Um diese Zeit nämlich erklingt das berühmte Glockenspiel, welches mit 16 Figuren und 43 Glocken die Hochzeit von Herzog Wilhelm V. mit Renate von Lothringen 1568 nachstellt. Von März bis Oktober gibt es jeweils um 17 Uhr eine Sondervorstellung, zudem erklingt um 21 Uhr das Nachtspiel. Hierbei ertönt Musik aus Richard Wagners „Die Meistersinger von Nürnberg“ sowie Johannes Brahms‘ „Wiegenlied“. Das Glockenspiel ist das fünftgrößte in ganz Europa, alle Glocken zusammen wiegen sieben Tonnen.

Marienplatz
Das Glockenspiel am Neuen Rathaus des Marienplatz erklingt jeden Tag bis zu vier Mal Foto: dpa Picture Alliance/ picture alliance / Bildagentur-online/Joko | Bildagentur-online/Joko

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Eine legendäre Erfindung

Mehrmals im Jahr verwandelt sich der Marienplatz dann auch in einen Ort, an dem ausgelassen gefeiert wird. Seit den 1970er-Jahren mit einer Fußgängerzone ausgestattet und fast autofrei, findet hier zum Beispiel der große Münchner Christkindlmarkt statt. Im Juli jedes Jahres begeht man hier zwei Tage lang das Stadtgründungsfest, und bereits am Aschermittwoch gibt es das traditionelle Geldbeutelwaschen. Hierbei taucht man seine Börse in den Fischbrunnen, was in der Zukunft finanziellen Segen bringen soll. Ebenfalls im Sommer feiert hier fast schon traditionell der FC Bayern München mit seinen Fans den Gewinn der Deutschen Fußballmeisterschaft.

Was wohl nur die wenigsten wissen: Der Marienplatz soll auch der Geburtsort einer echten bayerischen Legende sein, nämlich der Weißwurst. Demnach waren im Jahr 1857 einem am Platz ansässigen Wirt die Schafsdärme ausgegangen, in die er normalerweise das Fleisch für seine Bratwürste füllte. In seiner Not griff er auf Schweinedärme zurück, traute sich aber nicht, diese zu braten, aus Angst, sie könnten platzen. So legte er seine Würste stattdessen in heißes Wasser, wo sie dann gar gebrüht wurden. In den zahlreichen Restaurants und Cafés rund um den Marienplatz hat heute jeder Besucher die Möglichkeit, dieser Legende selbst nachzuspüren. Darauf ganz entspannt ein Hefeweizen und eine Weißwurst.

Themen Deutschland München
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