21. Oktober 2023, 6:13 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Auf einem heiligen Hügel über der Stadt Athen thront seit beinahe 2500 Jahren das wohl bekannteste Monument Griechenlands. In ihrer bewegten Geschichte wurde die Akropolis mehrfach geplündert, in die Luft gesprengt und von fremden Invasionsmächten zweckentfremdet. Und auch Touristen trugen lange dazu bei, das Welterbe zu zerstören.
Mehr als 150 Meter über den Dächern der Stadt Athen erhebt sich auf einem Sandsteinhügel eine der berühmtesten antiken Stätten der Welt. Gemeint ist die Akropolis, ein etwa 170 mal 350 Meter großer Komplex, der hier seit fast 2500 Jahren überdauert. Wörtlich übersetzt etwa mit „Stadt auf dem Gipfel“, gilt sie vielen Menschen als Geburtsort der Demokratie, und war einst ein Hort für Kunst und Wissenschaften. Heute ist die Akropolis längst Unesco-Welterbe und lockt jedes Jahr Millionen von Touristen aus aller Welt an. Dabei grenzt es bei ihrer bewegten Geschichte nahezu an ein Wunder, das sie überhaupt noch besteht.
Laut der offiziellen Tourismus-Webseite von Griechenland beginnt die Vorgeschichte der Akropolis bereits ab etwa 4000 vor Christus. Anhand gefundener Töpferei-Scherben konnte man nachweisen, dass der Hügel, auf dem sie heute steht, bereits damals besiedelt gewesen sein muss. Im 13. Jahrhundert vor Christus dann wird sie ob ihrer strategisch günstigen Lage vom Herrschergeschlecht der Mykener erstmals zu einer Verteidigungsanlage ausgebaut. Noch heute sind Teile der antiken Mauern der Zitadelle erhalten. Etwa 500 Jahre später dann wurde sie zu einem zentralen Ort der Götterverehrung.
Zerstört und wieder auferstanden
Zu dieser Zeit entstanden auf dem Akropolis-Hügel erste Tempelanlagen und Schreine, zum Beispiel für die weiblichen Gottheiten Athene und Artemis. Erstere ist bis heute auch Patronin der Stadt Athen. Diverse Bronzen sowie Statuen aus Marmor und Terrakotta zeugen von der frühgeschichtlichen Periode. Die Geschichte der Akropolis, wie wir sie heute kennen, beginnt aber erst im Jahre im Jahr 490 vor Christus. In einer epischen Schlacht besiegen die Griechen ihre Erzfeinde, die Perser, bei Marathon. Zum Gedenken an diesen historischen Sieg baut man auf dem Berg über der Stadt einen gewaltigen Tempel, eine erste Version des heutigen Parthenon.
Nur zehn Jahre später jedoch wird die Akropolis zum ersten Mal geplündert und durch Feuer zerstört, als persische Truppen auf einem Rachefeldzug in Athen einfallen. Aus den Ruinen baut man daraufhin zwei neue, verstärkte Verteidigungsmauern rund um die Anlage. In ihren Überresten kann man auch heute noch Strukturen der alten Tempel erkennen. In der Mitte des 5. Jahrhunderts v. Chr. bricht dann für Griechenland und Athen eine neue Blütezeit an. Unter dem Herrscher Perikles wird die Akropolis zu einer atemberaubenden Kultstätte ausgebaut.
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Geburtsstätte der Moderne
Zu dieser Zeit entstehen viele der wichtigsten Gebäude, die man auch heute noch erkennen kann. So zum Beispiel der Parthenon-Tempel, der immer wieder fälschlicherweise für die Akropolis selbst gehalten wird. Er ist allerdings bis heute das unbestrittene Wahrzeichen des antiken Monuments über Athen. Auch das sogenannte Erechtheion, das gewaltige Propyläen-Tor sowie der Tempel der Athene datieren aus dieser Ära. Die berühmtesten Baumeister ihrer Zeit wie Iktinos, Kallikrates und Mnesikles widmen sich dem monumentalen Meisterwerk. Bildhauer und Künstler wie Pheidias, Alkamenes und Agorakritos liefern wiederum ihren Beitrag zu der Anlage, in der die griechischen Götter verehrt werden. Allen voran natürlich Athene in ihren Funktionen zum Beispiel als Göttin des Krieges und der Handarbeit.
Laut der Webseite der Unesco, die die Akropolis seit 1987 als Welterbe führt, wird der Ort zu einem wahren Mekka der Wissenschaften und Künste. Erste demokratische Bestrebungen werden hier genauso geboren wie philosophische Gedanken, aber auch das Theater und andere Meilensteine der Menschheit wie die Redefreiheit. Im Laufe der Jahrhunderte wird die Akropolis immer weiter aus- und umgebaut. So errichten die römischen Besatzer hier zum Beispiel 27 v. Chr. einen kleinen Tempel zu Ehren ihres Herrschers Augustus und der Stadt Rom.
Die Akropolis wird zur Kirche
Die vielleicht größten Veränderungen erlebt die Akropolis ab dem 6. Jahrhundert nach Christus, als man hier sprichwörtlich die alten Götter austreibt. Die Tempel werden kurzerhand zu christlichen Kirchen umfunktioniert, der legendäre Parthenon so vorübergehend zum Parthenos Maria, gewidmet der Mutter von Jesus. Er dient den Athenern zeitweise als Stadt-Kathedrale, andere Heiligtümern wandeln sich zu Kapellen und/oder Unterkünften für geistliche Würdenträger. Gleichzeitig bauten fremde Herrscher wie die Franken und das Osmanische Reich die Anlage in den folgenden Jahrhunderten zu einer mittelalterlichen Festung aus.
Ein besonders dunkle Stunde erlebte die Akropolis am 26. September 1687, als eine Explosion im Zuge einer Belagerung durch die Venezianer große Teile des Parthenon-Tempels zerstörte. Die türkischen bzw. osmanischen Besatzer/Machthaber hatten die Anlage damals auch als Lager für Schießpulver benutzt, was die Verheerung erklärt. Bereits 1645 war es auf der Akropolis zu einer Schießpulver-Explosion gekommen, nachdem ein Blitz eingeschlagen war. Doch das sollte noch nicht einmal die schlimmste Verwüstung sein, der sich die heiligen Hallen im Laufe der Zeit ausgesetzt sahen.
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Schamlose Plünderungen
Vielmehr waren es Plünderer, die lange Jahre zum immer weiter fortschreitenden Verfall der einst so glanzvollen Akropolis beitrugen. So berichtet das Museum des Ortes von Touristen, die sich hier immer wieder zum Andenken an ihren Besuch „Souvenirs“ mitnahmen. Der schlimmste von ihnen war dabei zweifellos der Brite Thomas Bruce, Earl von Elgin. 1801 bis 1802 plünderte er, damals Botschafter, die Anlage regelrecht leer. Das alles wohlgemerkt mit einer offiziellen Erlaubnis des osmanischen Sultans. Diesem hatte er weisgemacht, es gehe um eine archäologische Untersuchung. Zahlreiche der Stücke, die er damals schamlos stahl, verkaufte er anschließend ans Britische Museum, wo sie zum Teil bis heute ausgestellt sind.
Nachdem Griechenland ein unabhängiger Staat geworden war, zogen sich die Türken 1833 endgültig von der Akropolis als Militärposten zurück. Bereits ein Jahr später erklärte man den Ort zur archäologischen Stätte, von 1885 bis 1890 fanden dann erste umfassende Ausgrabungen statt. Bereits 1874 hatte das Akropolis-Museum eröffnet, in dem man bis heute bedeutende Funde besichtigen kann. Die Unesco würdigt die Felsen-Festung als Inspiration nicht nur für andere antike Bauwerke, sondern auch für kontemporäre Architektur. Zudem handele es sich um ein einzigartiges Zeugnis der Entwicklung der Religion in Griechenland.
Der Seite „Acropolis Tickets“ zufolge ist der Komplex von November bis Ende März täglich von 8 bis 17 Uhr geöffnet, von April bis Ende Oktober von 8 bis 20 Uhr. Der letzte Einlass erfolgt jeweils eine halbe Stunde früher. Mindestens zwei bis drei Stunden sollten Besucher bei der Erkundung der antiken Anlage einplanen. Ab 12 Euro kann man ein Ticket erwerben, die Buchung vorab und online empfiehlt sich. Weitere Informationen zu einem Besuch in Griechenlands Welterbe-Tempelanlage finden Sie ebenfalls auf der Webseite.