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Unzählige Menschen starben bei der Errichtung

Die Chinesische Mauer – ein mehr als 2000 Jahre alter Weltwunder-Bau

Chinesische Mauer
Einst mehr als 20.000 Kilometer lang, ist die Chinesische Mauer eines der beeindruckendsten je von Menschenhand geschaffenen Bauwerke. Und hält einen ziemlich einzigartigen Rekord Foto: Getty Images
Robin Hartmann Autorenkopf
Freier Autor

15. Mai 2023, 5:24 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Sie erstreckt sich über tausende Kilometer und ist eines der beeindruckendsten von Menschenhand geschaffenen Bauwerke aller Zeiten. Doch die Chinesische Mauer, Zeichen der Macht zahlreicher Herrscher-Dynastien, wurde auch mit dem Blut unzähliger Menschen errichtet. Noch heute gilt sie als ein Symbol für Chinas Stärke, und ist eines der modernen sieben Weltwunder. Einen weitere skurrilen Rekord hat sie zudem ganz für sich allein.

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Immer wieder wird heutzutage mit dem Gedanken spekuliert, was wohl passieren würde, wenn Außerirdische auf die Erde kämen. Nun, zumindest eines ist sicher: Bereits vom Weltraum aus würden sie die Chinesische Mauer sehen. Eines der beeindruckendsten jemals von Menschenhand erschaffenen Bauwerke erweiterten zahllose Herrscher-Dynastien das mächtige Verteidigungsbollwerk stetig. Noch heute steht die Mauer sinnbildlich als DAS Symbol des Reiches der Mitte und seiner Stärke. Skurril, denn ihren Hauptzweck erfüllte sie eigentlich nie.

Es ist um das Jahr 220 vor Christus, als Kaiser Qin Shi Huang laut „History“ den Bau einer gigantischen Mauer in Auftrag gibt. Er ist der erste Herrscher eines vereinigten China, das zuvor aus untereinander zerstrittenen Königreichen und Staaten bestanden hatte. Daher gab es auch bereits zahlreiche Abwehrlinien und Wehranlagen: Erste Zeugnisse davon führen zurück bis ins siebte Jahrhundert vor Christus. Qin Shi Huang ordnete an, diese zu entfernen, respektive, wo es Sinn ergibt, diese miteinander zu verbinden. Es ist die Geburtsstunde des bis heute wohl ambitioniertesten Bauprojekts der Menschheitsgeschichte.

Ein auf Blut gebautes Weltwunder

Chinesische Mauer
Blutgetränktes Weltwunder: beim Bau der Chinesischen Mauer starben mehrere hunderttausend Menschen Foto: Getty Images

Sein Name lautet Wan-li Ch’ang-ch’eng, übersetzt die „Die 10.000 Li lange Mauer“ – heute schlicht bekannt als die Chinesische Mauer. Li ist eine alte chinesische Maßeinheit, wobei zwei Li in etwa einem Kilometer entsprechen. Man kann also davon ausgehen, dass die erste Version der heutigen Chinesischen Mauer grob 5000 Kilometer lang werden sollte. Ein nicht nur für damalige Zeiten geradezu irrwitziges Projekt. Unter dem hochdekorierten General Meng Tian beginnt schließlich der Bau der Anlage – verwendet werden Erde, Steine und Holz. Man verspricht sich davon einen effektiven Schutz gegen sich bis dahin immer wieder ereignende Angriffe aus dem Norden.

Die Chinesische Mauer und ihre Errichtung fordern einen unvorstellbaren Blutzoll. General Tian setzt eine gewaltige Armee aus Soldaten, Sträflingen und Bauern ein. Man schätzt, dass während des Baus 400.000 Menschen ihr Leben verlieren. Für Sentimentalität ist keine Zeit: Wer stirbt, wird meist nicht beerdigt, sondern einfach als zusätzliches „Baumaterial“ mit eingemauert. Die Anlage ist also sprichwörtlich auf dem Blut des chinesischen Volkes errichtet. „Encyclopedia Britannica“ zufolge erfolgt die Fertigstellung des Mammut-Projektes auch dafür in absolut atemberaubender Rekordzeit. Innerhalb von nur einer Dekade ist ein wahres Weltwunder vollbracht, das folgende Herrscher-Dynastien noch fast zwei Jahrtausende lang erweitern sollen.

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Die Mauer verfehlte ihren Zweck

Dennoch verliert die Chinesische Mauer schon sehr bald wieder an Bedeutung. Mit dem Tod von Kaiser Qin Shi Huang im Jahre 207 v. Chr. endet die Qin-Dynastie, und die gigantische Abwehrlinie beginnt zu verfallen. Zahlreiche nachfolgende Herrscher-Geschlechte erinnern sich ihrer dann wieder, lassen sie reparieren, ausbauen und erweitern. Doch auch die Große Mauer kann nicht verhindern, dass Feinde in das riesige Land eindringen. So wird China zum Beispiel unter der Ägide des Dschingis Khan erobert und 1206-1386 von den Mongolen beherrscht. Unter ihnen erfüllt die Mauer nicht direkt einen militärischen Zweck. Dennoch werden Soldaten stationiert, um die gerade erst etablierte Seidenstraße zu verteidigen.

Die Chinesische Mauer, wie wir sie heute kennen, entsteht dann jedoch erst sehr viel später unter der Ming-Dynastie. Diese regiert China von 1368 bis 1644. Unter ihnen erlebt China eine beispiellose Blütezeit, in der zahllose Bauprojekte realisiert werden. Ab 1474 beginnt man dann auch damit, die Mauer auszubauen und sukzessive zu erweitern. Sie wird in eine Süd- und eine Nordlinie aufgeteilt, die sogenannte innere und äußere Mauer. Diese verstärkt man jeweils mit drei gewaltigen, schwer bewachten Festungen, die vor allem der Verteidigung der Hauptstadt Peking dienen sollen.

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Vom Mond aus zu sehen

Chinesische Mauer
Bis zu 65.000 Besucher am Tag. Mitunter kann es auf dem Badaling-Abschnitt der Chinesischen Mauer so aussehen Foto: Getty Images

Dennoch gelingt es erneut Invasoren, die Chinesische Mauer zu überwinden, und so beginnt schließlich 1644 die Qing-Dynastie. Diese setzt auf eine neue Strategie, um ihre Macht zu sichern. Sie schließen mit den sie umgebenden Reichen Frieden, sodass die Mauer als Verteidigungsanlage quasi ihren Zweck verliert. Weite Teile der zu diesem Zeitpunkt schon etwa 20.000 Kilometer langen Mauer beginnen daraufhin zu verfallen. Dennoch wird die Chinesische Mauer wie kein anderes Bauwerk zu einem Symbol des Nationalstolzes eines ganzen Landes. Ihr heute bekanntester und meistbesuchter Abschnitt Badaling befindet sich 70 Kilometer nordwestlich von Peking.

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Bereits 1987 erlangt die Chinesische Mauer den Status eines Unesco-Welterbes. Laut der Organisation hält sie zudem einen ziemlich einmaligen Rekord. Demnach ist sie das einzige von Menschen geschaffene Bauwerk, dass man vom Weltraum, bzw. sogar von der Oberfläche des Mondes aus sehen kann. Der Badaling-Abschnitt wurde in den 1950er Jahren für den Tourismus restauriert, und jeden Tag besuchen ihn tausende Menschen sowohl aus China und aus der ganzen Welt. Die Unesco beklagt jedoch, die Mauer habe durch die Errichtung zahlloser auf den Tourismus ausgerichteter Geschäfte eher eine kulturelle Erniedrigung erfahren.

Laut der Seite „China Travel Guide“ können täglich bis zu 65.000 Menschen den nur gut drei Kilometer begehbaren Badaling-Abschnitt besuchen. Die Stimmung hier erinnert denn auch eher an ein Volksfest. Das mag auch daran liegen, dass der Eintritt zu dem modernen Weltwunder sehr günstig ist. In der Nebensaison vom 1. Novbember bis zum 31. März kostet er gerade einmal knapp fünf Euro, in der Hauptsaison vom 1. April bis 31. Oktober knapp 5,50 Euro. Die Chinesische Mauer ist für Besucher jeden Tag von 6.30 bis 16.30 Uhr geöffnet. Die Seite empfiehlt als beste Reisezeiten zur Mauer die Monate April bis Mai bzw. September bis Oktober.

Themen Asien China
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