13. Mai 2023, 7:52 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Die Klöster von Meteora zählen zu den wohl beeindruckendsten Zeugnissen menschlichen Glaubens auf der ganzen Welt. Spektakulär gelegen im Inneren Griechenlands auf hunderte Meter hohen Sandsteinfelsen, überdauern sie bereits seit Jahrhunderten. TRAVELBOOK-Autor Robin Hartmann hat die Heiligtümer, die heute auch einer der größten Touristenmagnete des Landes sind, besucht.
Es gibt Orte, die scheinen einen magisch anzuziehen, obwohl man noch niemals dort gewesen ist. Seit ich einmal als Kind den James Bond-Streifen „In tödlicher Mission“ gesehen hatte, waren die Klöster von Meteora für mich ein solcher Ort. In dem Action-Streifen sind sie ein Schauplatz der Handlung, scheinen auf hunderte Meter hohen Sandsteinfelsen förmlich schwerelos zu schweben. Bilder von den spektakulär gelegenen Klöstern hat bestimmt fast jeder schon einmal irgendwo gesehen. Doch nichts kann einen wirklich auf das Gefühl vorbereiten, wenn man die Heiligtümer dann mit eigenen Augen sieht.
Als meine Freundin und ich in Thessaloniki Urlaub machten, fuhren wir von dort mit dem Fernbus in den kleinen Ort Kalambaka. Dieser und das Nachbardorf Kastraki sind der ideale Ausgangspunkt, wenn man die Klöster von Meteora erkunden möchte. Sie thronen quasi als Kronjuwelen auf den gewaltigen Felsriesen, die die beiden Orte sprichwörtlich überschatten. Ende März war es in Kalambaka noch recht ruhig, aber die Infrastruktur, die fast ausschließlich aus Hotels, Ferienwohnungen, Restaurants, Souvenirshops und Reiseagenturen zu bestehen scheint, vermittelte einen guten Eindruck davon, wie es hier wohl in der Hauptsaison aussehen mag. In fast jedem Lokal und Shop sprach man auch zumindest ein wenig Deutsch, Englisch sowieso, als Tourist hat man hier also keinerlei Schwierigkeiten.
Mehr als 1000 Jahre Geschichte
Das alles ist natürlich dem Wunder zu verdanken, das die Klöster von Meteora in ihren hohen Felsnestern sind. Der offiziellen Tourismuswebseite des Ortes zufolge geht die Geschichte der Besiedlung durch Gläubige hier mehr als 1000 Jahre zurück. Demnach kamen bereits im 9. und 10. Jahrhundert griechisch-orthodoxe Einsiedler-Mönche in die Gegend, um in Höhlen in den mächtigen, etwa 60 Millionen Jahre alten Monolithen zu leben. Einheimische, die diese heiligen Männer verehrten, halfen ihnen zu überleben, indem sie Wasser, Lebensmittel, Kleidung und Baumaterialien spendeten.
Im 14. Jahrhundert dann kam ein Mönch namens Athanasios in die Gegend, und gründete mit dem Megalo Meteoron das erste der Klöster von Meteora. Letzterer Name geht auf die griechische Sprache zurück und bedeutet so viel wie „in der Luft schwebend“. Megalo Meteoron, auch Metamorphosis genannt, ist bis heute nicht nur das älteste, sondern auch das größte der sechs noch erhaltenen heiligen Häuser. Während der Blütezeit gab es einst 24 von ihnen. Die anderen Klöster heißen Varlaám, Rousánou, Agía Triáda, Agios Stéfanos und Agios Nikólaos Anapavsás. Sie werden noch heute bewohnt von insgesamt etwa 50 Nonnen und 17 Mönchen.
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Landschaft wie aus einem Fantasy-Film
Um die Klöster von Meteora zu besuchen, gibt es mehrere Möglichkeiten. Zum einen fährt aus Kalambaka bzw. Kastraki ein Linienbus die Heiligtümer an, die durch gut ausgebaute Serpentinenstraßen miteinander verbunden sind. Leider scheint das tatsächlich einzige, das sich im Internet nicht mit deutschen Suchbefehlen finden lässt, eine verlässliche Information über das griechische Bus- bzw. öffentliche Verkehrssystem zu sein. Mir ist es jedenfalls nicht gelungen. Man kann sich aber natürlich auch bequem per Mietwagen bzw. -roller auf den Weg zu den Klöstern machen. Auf diese Weise kann man stoppen, wo man möchte, denn an spektakulären Foto-Spots mangelt es auf dem Weg die gewundenen Bergstraßen hoch nun wirklich nicht.
Im Gegenteil. Je höher man kommt, desto mehr hat man den Eindruck, sich in einer Landschaft direkt aus einem Fantasy-Film zu befinden. Die Sandsteine sind derart gigantisch in ihren Dimensionen, das es einem die Sprache verschlägt. Die Klöster von Meteora auf ihnen wirken wie Elemente aus einem abstrakten Modellbau-Wettbewerb. Die Panorama-Aufnahmen, die ich von der Natur und den Klöstern nach Hause schickte, riefen dort jedenfalls tagelang ungläubiges Staunen hervor. Und nicht weniger staunte ich, der das Ganze ja gerade mit eigenen Augen sah. Und es doch nicht wirklich glauben konnte, mich manchmal selbst zwicken wollte, so unwirklich erscheint dieser majestätische Anblick.
Grausame Folterszenen
Auf unserer Reise besuchten wir an zwei Tagen die Klöster Rousánou, Varlaám und Agios Stéfanos. Sie zeichnen sich wie alle Klöster von Meteora nicht nur aus durch ihre einmalige Lage, sondern auch durch ihre prachtvoll gestalteten Räume. Aufwendige, jahrhundertealte Fresken zeugen in bunten Bildern vom griechisch-orthodoxen Glauben, als wären sie erst eben gemalt worden. Achtung, für Familien mit Kindern sind sie aber eher nichts, denn die Bilder zeigen oft grausame Folterszenen. Da werden Heilige enthauptet, zerstückelt, verbrannt, gesteinigt und auf zahlreiche andere Weisen zu Tode gebracht. Leider hatte ich nicht die Gelegenheit, jemanden zu fragen, was es sich mit dieser expliziten Darstellung von Grausamkeit auf sich hat.
Bei dem Besucher-Ansturm, der teils schon Ende März auf die Klöster von Meteora herrschte, scheint es schwer vorstellbar, dass sie überhaupt erst seit einigen Jahrzehnten für den Tourismus zugänglich sind. Denn die Straßen, die heute bequem zu den Heiligtümern führen, wurden erst in den 1960er Jahren überhaupt gebaut. Heute sind die Klöster einer der größten Besuchermagnete des Landes, bereits seit 1988 gehören sie zum Unesco-Welterbe. Ein wenig entweiht wurde für mich die Magie der Orte durch den mitunter wirklich massiven Andrang, wenn sich wahre Lawinen von Menschen aus doppelstöckigen Reisebussen ergossen und plappernd und knipsend über die Klöster herfielen.
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Ruhe beim Wandern
Ein wenig der monastischen Ruhe und des Friedens, den hier einst die Einsiedler empfunden haben mögen, kann man aber auch als Tourist nachvollziehen. Denn nicht nur über Straßen lassen sich die Klöster von Meteora erreichen, sondern auch auf Wanderwegen. Sowohl von Kalambaka als auch von Kastraki aus führen sie in Einsamkeit und Stille auf schmalen Pfaden zu den Felsnadeln hinauf. Die himmlische Ruhe wird von Vogelgezwitscher begleitet, hier und da flitzt eine Eidechse über den Weg, kriecht gemächlich eine Schlange vorbei. In der Ferne klingeln blechern die Glocken von Kühen und Ziegen, andere Menschen haben wir auf dem Weg nach oben keine getroffen. Je höher man sich zu Fuß vorarbeitet, desto spektakulärer werden auch die Ausblicke auf Felsen, Klöster und das weite Tal darunter.
Kleiden und benehmen Sie sich respektvoll
Ganz wichtig: Bitte kümmern Sie sich selbst vorab darum, dass Sie einem Besuch entsprechend angemessen respektvoll gekleidet sind. Das ist mehr oder weniger die einzige Bedingung, die es wirklich gibt, um die Klöster von Meteora betreten zu dürfen. Das bedeutet unter anderem keine kurzen Hosen und/oder Röcke, keine ärmellosen T-Shirts, generell nicht zu viel Haut zeigen.
Wer einen Besuch der Klöster von Meteora plant, sollte sich am besten vorab auf der offiziellen Seite über deren Öffnungszeiten informieren. Nur zu gerne vergisst man als Besucher nämlich, dass die Heiligtümer keineswegs vorrangig eine Art Freilichtmuseum sind. Sondern immer noch Orte, an denen Menschen leben, arbeiten und beten. Auch wenn viele von ihnen natürlich einen strategisch günstig positionierten Souvenirshop hat, in dem Besucher sich ein Andenken kaufen können. Dennoch haben bis auf Agios Nikólaos Anapavsá die Klöster nicht jeden Tag geöffnet. Donnerstags beispielsweise haben mit Megalo Meteoron, Rousánou und Agía Triáda gleich drei von ihnen geschlossen. Der Eintritt beträgt pro Kloster drei Euro.
Wer sprichwörtlich noch höher hinaus möchte, sollte das kleine Dorf Vlachava besuchen. Es sieht ein wenig aus, als hätte der Wind hier eher zufällig ein paar Häuschen zusammengeweht, und verfügt mit der Taverna Monaxia aber über ein feines kleines Restaurant. Die Blicke von ganz oben auf das weite Land gibt es gratis dazu, obwohl man von hier die Klöster von Meteora nicht sehen kann. In Kalambaka selbst hat man dann nach einem schönen Tag auf den Bergen unter Restaurants quasi die freie Auswahl. Gute Preise und wirklich absolut absurd große Portionen bietet zum Beispiel das Panellinio. Gut geschmeckt hat es uns auch in der Yamas Taverna. Die Restaurant-Bar Feel the Rocks bietet bei Lounge-Musik eine Dachterrasse mit dem wohl besten Ausblick der Stadt auf die Sandsteinfelsen.
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Unterkünfte sind kein Thema
Um das Thema Wohnen braucht man sich vor Ort eigentlich auch keine Sorgen zu machen, denn Kalambaka und Kastraki bestehen gefühlt ausschließlich aus Unterkünften für Gäste. So buchten wir erst direkt nach unserer Ankunft ein Zimmer in dem etwas skurrilen Theatro Hotel Odysseon, wo jedes Zimmer im Stil eines Films oder Musicals eingerichtet ist. Unser Raum, die Aladin-„Suite“, bestand quasi nur aus einem Himmelbett. Klein, aber sehr liebevoll und mit tollem Ausblick auf die Felsen das Ganze. Rezeptionist Vangelis war zu jeder Tages- und Nachtzeit für ein Schwätzchen zu haben und gab uns gute Tipps für unseren Aufenthalt und die Weiterreise.
Wenn ich die Klöster von Meteora noch einmal besuchen würde, dann käme ich auf jeden Fall wieder im Frühling. Die Temperaturen waren angenehm, bei Sonne war es schon sehr schön warm. Obwohl sie mitunter sehr gut besucht waren, hatte man noch nicht das Gefühl von Overtourism, das einen in der Hauptsaison wohl bedrängen mag.