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Baustelle seit 1882

Die Sagrada Familia – wird Barcelonas ewig unfertige Kirche doch bald fertiggestellt?

Sagrada Familia
Die Sagrada Familia ist die wohl bekannteste Kirche Europas und das Wahrzeichen von Barcelona. 2026 könnte sie nach über 140 Jahren Bauzeit endlich fertig gestellt werden Foto: Getty Images
Robin Hartmann Autorenkopf
Freier Autor

19. Februar 2023, 15:43 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Es ist die wohl berühmteste Baustelle der Welt: Seit 1882 wird nunmehr in Barcelona an der Fertigstellung der Kirche Sagrada Familia gearbeitet. Längst das berühmteste Gotteshaus Europas, überstand sie den Spanischen Bürgerkrieg, wurde von bislang neun Architekten geformt, und soll 2026 vielleicht doch endlich vollendet sein. Dabei gab es für den bizarren Monumentalbau fast 140 Jahre lang nicht einmal eine Baugenehmigung.

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So eigenwillig es auch klingen mag, aber im Grunde genommen ist die bekannteste Sehenswürdigkeit der Stadt Barcelona eine gigantische Baustelle. Natürlich nicht irgendeine, sondern die wahrscheinlich berühmteste Baustelle der Welt. Denn hier, an der Calle de Mallorca 401, erhebt sich mit der Sagrada Familia eine Kirche der Superlative. Und obwohl mittlerweile seit mehr als 140 Jahren an ihrer Errichtung gearbeitet wird, befindet sich das eigenwillige Gotteshaus, das auch einem Fantasy-Film entsprungen sein könnte, immer noch in Konstruktion. Ihr geistiger Vater prognostizierte gar einst, bis zu ihrer Fertigstellung könnten 200 Jahre vergehen. Doch möglicherweise geht jetzt bald alles doch vergleichsweise ganz schnell.

Es ist das Jahr 1866, als der reiche Philanthrop Josep María Bocabella y Verdaguer laut der Webseite von „National Geographic“ eine Idee hat: Er möchte seiner Stadt Barcelona ein ganz besonderes Geschenk machen, und zwar in Form einer Kirche. Der Kirche zur Heiligen Familie, oder auf Spanisch: La Sagrada Familia. Er gründet die religiöse Organisation Asociación de Devotos de San José, die bald mehr als 600.000 Mitglieder vereint. Die Herausgabe einer „Vereinszeitschrift“ bringt ihm schließlich so viel Geld ein, dass er 1881 ein geeignetes Grundstück für seinen Traum erwerben kann. Die Kosten belaufen sich auf 172.000 Peseten, umgerechnet wären das heute etwa zwei Millionen Euro.

Der Visionär und seine Kirche

Sagrada Familia
Einzigartiger Monumentalbau: Am Bau der Sagrada Familia waren bis heute neun Architekten beteiligt Foto: Getty Images

Der offiziellen Webseite der Sagrada Familia zufolge beauftragt Bocabella zunächst den Architekten Francisco de Paula del Villar mit dem Projekt. Dieser entwirft eine eher klassische Kirche im neo-gotischen Stil – völlig anders als der eher expressionistische Sakralbau, der heute jedes Jahr Millionen Menschen nach Barcelona lockt. Am 19. März 1882 legt also Barcelonas Bischoff José Maria de Urquinaona den Grundstein für das heute wohl berühmteste Gotteshaus der Welt. Doch es gibt von Anfang an Streitigkeiten zwischen dem Patron des Projekts und dem Bauherren, und so wird letzterer schließlich nach nur etwa einem Jahr ersetzt. An seine Stelle tritt ein junger, noch unbekannter Architekt, der mit seiner Vision das Bild der Sagrada Familia prägen soll, wie wir sie heute kennen. Sein Name: Antonio Gaudí.

Zu diesem Zeitpunkt weiß dieser Gaudí noch nicht, dass die Sagrada Familia zu seinem Lebenswerk werden sollte, dem er sich bis zu seinem Tod auf immer fanatischere Weise widmen würde. Er träumt von einer riesigen Kathedrale, ja einem Tempel, der laut „Encyclopedia Britannica“ einst bis zu 13.000 Gläubige gleichzeitig beherbergen soll. Und so beschäftigt sich Gaudí, immer besessener von seiner Kirche, ab 1910 nur noch mit dem Weiterbau der Sagrada Familia. Er nimmt fortan keine anderen Projekte mehr an, lebt sogar auf der gigantischen Baustelle. Doch die Arbeiten an solch einem Monument des Glaubens verlaufen nicht in menschlichen Lebensmaßstäben. Als Gaudí schließlich 1926 stirbt, hat er gerade einmal die Fertigstellung eines einzigen Glockenturmes miterlebt.

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Das Ende war schon nah

Nach dem Tod des großen Visionärs übernimmt 1926 dessen Schüler Domènec Sugranyes die Bau-Aufsicht. Doch schon zehn Jahre später ist beinahe alles zu Ende: Im Zuge des Spanischen Bürgerkrieges wird die Sagrada Familia 1936 verwüstet. Pläne, Fotografien und Modelle, unersetzbar für den Weiterbau der Kirche, werden in der Folge für immer vernichtet. Erst drei Jahre später ist klar, dass die Arbeiten an dem Kirchen-Wunder doch weitergehen können. Aus Gaudís Werkstatt ließen sich, vielleicht Gott sei Dank, doch genügend Pläne retten. Und so setzt schließlich der Architekt Francesc de Paula Quintana die Arbeiten fort.

Seit dieser Zeit schreitet der bizarre Bau immer weiter voran, gibt es quasi jedes Jahr neue Meilensteine zu bejubeln. Die Kirche verfügt unter anderem über 18 spindelförmige Türme, die wichtige Figuren aus der Bibelgeschichte repräsentieren. Zwölf von ihnen stehen für die zwölf Apostel, vier weitere für die Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. Am 29. November 2021 erst wurde der Turm zu Ehren der Jungfrau Maria fertiggestellt, mit 138 Metern der zweithöchste im gesamten Kirchenbau. Höher soll nur noch der Jesus Christus-Turm werden. Und es scheint fast so, als könnte die ewige Baustelle in relativ naher Zukunft doch endlich, nach mehr als 140 Jahren, zu einem Ende kommen.

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Fast 140 Jahre keine Baugenehmigung

Sagrada Familia
Die Sagrada Familia ist der größte Touristenmagnet in Barcelona Foto: Getty Images

Denn ursprünglich, so unter anderem „Encyclopedia Britannica“, sollten die Arbeiten an der Sagrada Familia 2026 endgültig abgeschlossen sein. Dann kam Corona, weswegen sich die Zeitpläne noch einmal nach hinten verschoben. Ob es also tatsächlich gelingt, Gaudís ewiges Projekt wirklich zu beenden, ist weiterhin offen. Seit 2005 ist die Kirche bereits Unesco-Welterbe, 2010 weihte sie der damalige Papst Benedikt XVI. zu einer Basilika. Bereits seit 1961 findet sich am Ort auch ein Museum, das Besucher über das weltweit einzigartige Kirchenprojekt informiert.

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Wer die Sagrada Familia besuchen möchte, muss dafür allerdings ziemlich tief in die Tasche greifen. Ein normales Ticket mit Audioguide kostet aktuell laut offizieller Webseite 26 Euro. Schließt man sich eine geführten Tour an, sind es bereits 30 Euro. Wer auch noch die Türme der Kirche sehen möchte, bezahlt schon 36 respektive 40 Euro. Für alle Tarife und auch die über das Jahr stark variierenden Öffnungszeiten konsultieren Sie bitte die Webseite. Für einen Besuch muss man vorab (online) ein Ticket buchen, dass einen Einlass nur zu der gebuchten Zeit gewährt. Wer sich das nicht leisten kann oder möchte, kann auf der Webseite auch eine virtuelle Tour machen.

Der skurrilste Fun Fact um die Sagrada Familia dürfte wohl sein, dass die Kirche laut „CNN“ bis 2019 quasi illegal gebaut wurde. Bis zu diesem Zeitpunkt lag demnach 137 Jahre lang keine offizielle Baugenehmigung der Stadt Barcelona vor. Erst am 7. Juni 2019 war es dann soweit, dass diese ausgestellt wurde. Da war die Kirche natürlich längst zum Wahrzeichen der Stadt und zu einem der größten Touristenmagneten in ganz Europa geworden. Und natürlich möchte man, so denn der Bau einst fertig ist, die Arbeiten mit einem spektakulären Rekord beenden. Der Turm zu Ehren von Jesus Christus soll sich dann 172 Meter hoch erheben – er wäre damit der höchste Kirchturm auf der ganzen Welt.

Themen Barcelona Spanien
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