14. August 2018, 11:28 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Seit Jahrzehnten verbindet eine Brücke aus Bambus in Kambodscha die Stadt Kampong Cham mit der Insel Kho Pen. Aus unglaublichen 50.000 Stangen besteht das Gerüst, das Fußgänger, Fahrräder, Motorräder und sogar Autos tragen kann. Ihre Besonderheit: Wegen des darunter liegenden Flusses muss sie jedes Jahr abgebaut und wieder neu aufgebaut werden. Doch nun ist diese Tradition in Gefahr.
Unter der traditionellen Konstruktion von Bambusstangen fließt der Mekong. Während der Regenzeit (von April bis November) steigt der Fluss an, seine enorme Strömung würde die Brücke einfach mitreißen. Daher begannen Einheimische schon vor Jahrzehnten kurz vor der Regenzeit damit, die Bambusstangen abzubauen und sicher zu verstauen. Pünktlich zum Ende der Regenzeit wurden die Stangen dann wieder aufgebaut.
Einheimische müssen etwa 100 Kambodschanische Riel (circa 2 Cent) bezahlen, um die Brücke passieren zu dürfen. Von Touristen wird mitunter das Vierzigfache des Preises verlangt.
Verkleinerte Bambusbrücke seit Bau von Steinbrücke
Doch im vergangenen März bekam die Bambusbrücke Konkurrenz. Damals eröffnete der kambodschanische Ministerpräsident Samdech Hun Sen nämlich eine permanente Brücke aus Stein, wie die kambodschanische Zeitung „Khmer Times“ schrieb. Sie war von der Kambodschanischen Regierung für 13 Millionen US-Dollar (etwa elf Millionen Euro) gebaut worden – und ist seitdem für viele eine Alternative zu der benachbarte Brücke aus Bambus. Dafür gibt es mehrere Gründe.
Die Steinbrücke trotzt den Wassermassen, ist also ganzjährig befahrbar, kann Lasten bis zu 30 Tonnen tragen, hat eine „erwartete Lebensdauer“ von 50 Jahren und kostet für Passanten keine Gebühren. Da mittlerweile immer mehr Menschen (vor allem mit Fahrzeugen) die kostenfreie Brücke aus Stein nutzen, ist unklar, ob die Tradition der immer wiederkehrenden Bambusbrücke in Zukunft überhaupt noch aufrechterhalten werden kann.
„Sie ist eine wichtige Attraktion in Kampong Cham. Sowohl Einheimische als auch Touristen kommen hier her. Die Brücke zu verlieren, würde bedeuten, viele Touristen zu verlieren“, beklagt der Inhaber der Bambusbrücke, Yung Oun, im Interview mit der lokalen Zeitung „The Phnom Penh Post“.
Geld in die Instandhaltung seiner Brücke zu investieren, die regelmäßig repariert werden müsse, würde sich nicht mehr lohnen. Der Bau soll zwischen 50.000 und 60.000 Dollar pro Jahr kosten. Diese Kosten könne er nur stemmen, wenn er Mauten von den Brückenpassanten einnehmen würde, die allerdings aufgrund der neuen Brücke ausbleiben würden.
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In diesem Jahr kehrte die Bambusbrücke noch zurück
Kommentaren auf Tripadvisor nach zu urteilen, steht die Brücke in diesem Jahr wieder – wenn auch in verkleinerter Version, wie einige User schrieben. Ein Nutzer, der offenbar selbst vor Ort war, merkte an, dass aufgrund ihres schlechten Zustandes nur noch Fußgänger erlaubt sein könnten: „Die Brücke ist noch instabiler als vorher, kann nur noch Fußgänger tragen.“