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Hamburgs weltberühmtes Konzerthaus

Was Sie noch nicht über die Elbphilharmonie wussten

Elbphilharmonie
Die Elbphilharmonie ist heute das inoffizielle Wahrzeichen von Hamburg. Doch der Bau wurde begleitet von Pleiten, Pech und Pannen Foto: Getty Images
Robin Hartmann Autorenkopf
Freier Autor

8. Mai 2024, 12:18 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Die Elbphilharmonie in Hamburg ist heute längst so etwas wie das inoffizielle Wahrzeichen der Stadt. Jährlich lockt sie mit ihrem hypermodernen Erscheinungsbild unzählige Touristen in die ohnehin sehr gut besuchte Hamburger HafenCity. Doch der Weg bis zur Eröffnung war nicht nur steinig, sondern auch mehr als zehnmal so teuer wie ursprünglich geplant.

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In Hamburgs ohnehin bereits sehr sehenswerter HafenCity gibt es ein Gebäude, das besonders hervorsticht. Denn zwischen alten Backsteinkontoren und modernen Wohnkomplexen thront auf dem sogenannten Kaispeicher A mit der Elbphilharmonie so etwas wie das inoffizielle Wahrzeichen der Stadt. Die futuristische, vollverglaste Fassade und ihre Form haben das Gebäude schnell zu einem der ikonischsten und wohl auch meistfotografierten im ganzen Land gemacht. Doch der Weg bis zur Eröffnung war für die Stadt und ihre Bürger eine sehr teure Posse, die in ihren Charakterzügen auf unheimliche Weise an den Berliner Flughafen BER erinnert.

Es ist der des Jahres Oktober 2001, als laut „NDR“ der Projektentwickler und Architekt Alexander Gérard gemeinsam mit seiner Frau an der Hamburger Senat herantritt. Ihre Idee: Sie wollen auf dem alten Kaiserspeicher A ein neues Konzerthaus für Hamburg bauen. Nachdem die Stadt Ende 2002 dann 50 Millionen Euro für ein neues Kulturzentrum bewilligt hat, legen das Architekturbüro Herzog & de Meuron einen ersten Entwurf für das vor, was heute die Elbphilharmonie ist. Zum damaligen Zeitpunkt kann noch niemand ahnen, dass der Bau zu einer enormen finanziellen Belastung für Hamburg und seine Bürger werden soll. Was folgt, sind 15 Jahre voller Unsicherheit, Verzögerungen und Streit.

Erste Preis-Schocks

Doch zunächst einmal sieht alles rosig aus für den Bau der Elbphilharmonie. 2005 wird eine erste Machbarkeitsstudie vorgelegt. Die Kostenschätzung beläuft sich auf 186 Millionen Euro, 77 Millionen davon sollen die Steuerzahler tragen. Als der Konzert-Prunkbau dann im Januar 2017 eröffnet, werden es mehr als zehnmal so viel gewesen sein. Dennoch herrscht weiterhin Euphorie beim Gedanken an den neuen Kunst-Tempel, aus privaten Spenden kommen allein im August 2005 etwa 40 Millionen Euro zusammen. Bereits im November 2006 aber, bevor auch nur ein Stein gesetzt ist, kommt der erste Preis-Schock auf die Hamburger zu.

Der damalige Bürgermeister Ole von Beust gibt bekannt, dass die Elbphilharmonie mit gut 241 Millionen Euro deutlicher teurer werden wird als geplant. Die Stadt selbst, also deren Bürger, sollen davon gut 114 Millionen Euro berappen. Dennoch stimmt die Hamburgische Bürgerschaft im Februar 2007 einstimmig für den Bau. Zuvor hatte bereits das Unternehmen Hochtief den Zuschlag für dessen Realisierung erhalten. Die nächsten zehn Jahre sind ein andauerndes Desaster, das in gewisser Weise an einen Comedy-Film erinnert. Denn alles, was schief gegen könnte, geht auch wirklich schief.

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Astronomische Kostensteigerung

Schon kurz nach der Grundsteinlegung am 2. April 2007 muss die Kultursenatorin Karin von Welck verkünden, dass sich die eigentlich für 2010 geplante Eröffnung auf den Herbst 2011 verschiebt. Im November 2008 dann räumt sie ein, dass sich die Kosten für den Steuerzahler auf 323 Millionen verdreifachen sollen. Die Eröffnung visiert sie nun für das Frühjahr 2012 an. Am 16. Dezember 2009 dann ein kleiner Lichtblick, als die erste von heute insgesamt 1100 Glasscheiben an der Elbphilharmonie eingesetzt wird. Doch das soll für sehr lange Zeit auch die einzige gute Nachricht bleiben.

Denn im April 2010 verklagt Hamburg den Bauherren Hochtief darauf, einen verbindlichen Termin für die Fertigstellung der Elbphilharmonie zu verkünden. Einen Monat später setzt die Bürgerschaft einen Untersuchungsausschuss ein, der die astronomische Kostensteigerung untersuchen soll. Bereits das Richtfest am 28. Mai 2010 begleiten erste öffentliche Proteste. Dennoch kann sich die Stadt mit Hochtief auch vor Gericht nicht auf einen verbindlichen Terminplan einigen. So kündigt der Konzern 2011 innerhalb weniger Monate gleich zweimal eine Verzögerung im Bau an. Neuer anvisierter Übergabetermin ist nun der 15. April 2014.

Bauarbeiten zeitweise eingestellt

Elbphilharmonie
Die Elbphilharmonie thront über der Hamburger HafenCity. Sie ist mittlerweile auch eine ihrer beliebtesten Touristenattraktionen Foto: Getty Images

Im November desselben Jahres muss die Firma jedoch die Bauarbeiten am Dach wegen Sicherheitsbedenken zeitweise einstellen. Der Termin für die Fertigstellung verschiebt sich damit auf den November 2014. Ole von Beust muss im Februar 2012 vor dem Parlamentarischen Untersuchungsausschuss zu dem Debakel aussagen. Er übernimmt die volle Verantwortung – und betont gleichzeitig, dass er sich auch unter den gegebenen Umständen wieder für den Bau der Elbphilharmonie entscheiden würde. Die Arbeiten am Dach ruhen derweil weiter. Im Juni 2012 droht die Stadt deshalb sogar, sämtliche Verträge mit dem Bauherren zu kündigen. Am 5. Juli 2012 schließlich geht der Bau weiter.

Im Dezember 2012 ist dann klar, dass der Bau die Hamburger Steuerzahler noch einmal 198 Millionen Euro mehr kosten soll als ursprünglich versprochen. Die Stadt einigt sich mit Hochtief auf einen Fertigstellungs-Festpreis von 575 Millionen Euro. Nun geplante Eröffnung: Juli 2016. Am 1. März 2013 zahlt Hamburg dem Konzern noch einmal 195 Millionen, damit dieser die schlüsselfertige Übergabe für den 30. Juni 2016 garantiert. Die entsprechenden Verträge stellt man für jedermann sichtbar ins Internet, wo sie auf der offiziellen Seite der Stadt noch heute einsehbar sind.

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Fast eine Milliarde Euro Kosten

Im April 2013 zieht Hamburgs neuer Bürgermeister Olaf Scholz, der heute Bundeskanzler ist, erneut Bilanz. Die Elbphilharmonie kostet den Steuerzahler demnach 789 Millionen Euro, mehr als zehnmal so viel wie ursprünglich geplant. Rechnet man die großzügigen Spenden der Hamburger Bürger hinzu, steigt dieser Betrag gar auf 866 Millionen Euro. Scholz sagt dazu nordisch-nüchtern: „Wir haben alles aufgeschrieben, was uns aufgefallen ist. Nach bestem Wissen und Gewissen fehlt da nichts.“ Kurze Zeit später wird bekannt, dass die Stadt auf mögliche Schadenersatzzahlungen von Hochtief in Höhe von bis zu 250 Millionen Euro verzichtet, sofern auch die Hamburger Bürgerschaft die neuen Verträge mit dem Konzern bewilligt. Und das tut diese dann tatsächlich auch.

Im April 2014 klagt der Parlamentarische Untersuchungsausschuss in einem 724 Seiten starken Dokument an. Überforderte Politiker, unfertige Pläne und Chaos auf der Baustelle seien verantwortlich für die unglaubliche Kostenexplosion und die zahlreichen Verzögerungen bei der Elbphilharmonie. Zumindest läuft ab jetzt mehr oder weniger alles nach Plan, Scholz verkündet die geplante Eröffnung für den 11. Januar 2017. Im Juli 2015 verschwinden die letzten Baukräne, im September 2016 probt zum ersten Mal das NDR Elbphilharmonie Orchester, das bereits seit 2005 Partner des Konzerthauses und auch Residenz-Orchester ist.

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Elbphilharmonie
Die Elbphilharmonie beherbergt heute nicht nur zwei Konzertsäle, sondern auch ein Hotel und Luxus-Appartements Foto: Getty Images

Und tatsächlich, am 11. Januar 2017 ist es dann nach fast siebenjähriger Verzögerung so weit. Das NDR Elbphilharmonie Orchester gibt im Rahmen eines großen Festaktes ein erstes Konzert. Bereits im November des Vorjahres fand die Eröffnung der Elbphilharmonie-Plaza statt. In 37 Meter Höhe ist sie laut offizieller Seite des Gebäudes den ganzen Tag zugänglich. Von hier aus hat man einen schönen Blick auf die HafenCity. Die zwei Konzertsäle des Gebäudes bieten 2100 bzw. 550 Menschen Platz. Außerdem befinden sich in dem Gebäude noch 45 Luxus-Appartements mit Glasfront und Balkon. Zudem residiert hier das Hotel Westin Hamburg mit 244 Zimmern und Suiten.

Das aktuelle Programm der Elbphilharmonie finden Sie auf der offiziellen Website. Karten können vorab online gebucht bzw. auch an der Tages-/Abendkasse gekauft werden. Diese öffnet jeweils 90 Minuten vor Veranstaltungsbeginn. Abhängig von den Veranstaltungen kann man auch eine 90-minütige Führung durch das Gebäude buchen, die aktuell in der Basis-Variante 20 Euro kostet. Auf der Website gibt es aber auch weitere Optionen. Geschlossene Gruppen zahlen einen Festpreis von 600 Euro für maximal 30 Personen. Die Plaza des Gebäudes kann man für einen Preis von zwei Euro besichtigen.

Themen Deutschland Hamburg
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