19. August 2024, 10:48 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Vor einigen Jahren war unser Autor mit einem Freund und dessen Kindern das erste Mal zu Besuch bei Karls Erdbeerhof. Und hatte in dem eigentlich vor allem auf Kinder ausgerichteten Vergnügungspark auch als Erwachsener so richtig Spaß. Mittlerweile ist er ein echter Fan geworden und kommt jedes Jahr mindestens einmal in das Abenteuerland bei Berlin. Bei TRAVELBOOK verrät er, was man hier erleben kann, und warum der Besuch trotzdem manchmal mit Kopfschmerzen endet.
Mein Name ist Robin Hartmann, ich bin 41 Jahre alt, und ich liebe Karls Erdbeerhof. Dies ist eine Liebeserklärung an einen Ort, von dem ich noch vor ein paar Jahren absolut sicher war, ihn niemals, wirklich niemals im Leben betreten zu wollen. Dann kam der Besuch von einem meiner besten Freunde und seinen zwei Kindern. Und deren Wunsch, in den Sommerferien doch bitte in den überaus beliebten Vergnügungspark vor den Toren von Berlin zu fahren. Was soll ich sagen, seitdem bin ich ein Fan, und war kürzlich erst das dritte Mal dort.
Karls Erdbeerhof ist mittlerweile längst ein internationales Faszinosum, ein Phänomen, für das Familien in Scharen auch aus benachbarten Ländern anreisen. Alles in dem Park hat irgendwie mit der leckeren Sommerfrucht zu tun, mit der irgendwann alles begann. Denn der mysteriöse Karl fing einst als einfacher Erdbeerbauer (gibt es das Wort überhaupt?) an, und schuf dank der süßen Köstlichkeit ein Ehrfurcht gebietendes Imperium, das sich heute über mehrere Erdbeerhöfe und unzählige Verkaufsstellen erstreckt. Alle Wege führen zu Karls, sozusagen, den Eindruck erhält jeder, der an jedem x-beliebigen Tag eigentlich egal zu welcher Zeit auf den Parkplatz vor den Heiligen Erdbeer-Hallen einfährt.
Mehr Parkplätze als ein Regionalflughafen
Da gibt es Stellflächen für PKWs, die wohl so manchen Regionalflughafen vor Neid erblassen lassen würden. Und sie sind eigentlich fast permanent bis auf den letzten Platz belegt. Eine endlose Lawine aus geparktem Blech, und jedes der Autos hat im Normalfall eine mindestens dreiköpfige Familie ausgespuckt. Ich kann mich noch an mein Staunen erinnern, als ich diesen Anblick zum ersten Mal sah, und etwas erschrocken dachte: Na das kann ja heiter werden. Ich sah mich als eine Art Märtyrer, ich tat es für meinen Freund, aber vor allem für seine Kinder. Dass ich am Ende fast genauso aufgedreht wie diese durch Karls Erdbeerhof rennen würde, wäre mir damals nicht einmal im Traum eingefallen.
Das Abenteuer auf Zucker beginnt gleich hinter dem Eingang, keine Vorwarnung, man wird einfach direkt mitten hinein in den Sinnesrausch geschleudert. Und damit in eine riesige Halle, in der man wirklich alles kaufen kann, was irgendwie auch nur im Entferntesten mit Erdbeeren zu tun haben könnte. Da stapeln sich neben Erdbeer-Marmeladen, -Fruchtgummis und -Bonbons Regale mit Keksen, Schokolade, Kuscheltieren zum selber Ausstopfen, Socken, T-Shirts und sogar schicken Sneakers mit Erdbeerlogo. Stände verkaufen zungenfärbende bunte Slushis und Eis, eine eigene Bäckerei bietet Kuchen mit, natürlich, Erdbeeren, aber auch Brot in Form niedlicher Teddybären an. In der „Erwachsenenabteilung“ findet man Wein, Bier und auch härtere Spirituosen.
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Geräuschpegel wie bei einem Konzert
Bereits in dieser Halle befinden sich auch schon die ersten Fahrgeschäfte für Kleinkinder, aber fast immer müssen Mama oder Papa oder am besten beide natürlich mit. Wer möchte, kann aber auch erst einmal frühstücken, denn die Gelddruck-Maschine Karls Erdbeerhof bietet neben dem bunten Rummel auch zahlreiche Restaurants. Das Angebot ist hier erstaunlich reichhaltig und auch gut, bezahlt wird beim Frühstück nach Gewicht, Kaffee-Flatrate für einen langen Tag optional zubuchbar. Und dann ging es für uns erst einmal in die Eiswelt, eine Art Kältekammer mit einer beeindruckenden Ausstellung an aus Eis gehauenen Figuren. Am Eingang erhält man eine Jacke, denn drinnen ist es zum Schutz der vergänglichen Kostbarkeiten doch empfindlich kalt.
Leicht fröstelnd waren wir froh, als wir an einem eigentlich warmen August-Tag dann schließlich draußen in der Sonne standen. Und damit auch im eigentlichen Vergnügungspark mit seinen mehreren Achterbahnen, Karussels, Autoscooter und zahlreichen weiteren Attraktionen, die auch Erwachsenen Spaß machen. Das kann ich aus einiger Erfahrung mit Recht sagen. Der Geräuschpegel, verursacht durch umher rennende und dabei fröhlich kreischende Kinder, gleicht hier etwa dem eines Hardrock-Konzerts. Viele Kids sind auch nur in Badeklamotten unterwegs, denn unter einer Fontäne kann man sich so richtig herrlich nass machen. Während Mama und Papa nur neidisch gucken können und sich wahrscheinlich wünschten, sie könnten sich jetzt auch so gehen lassen.
Der Spaß ist ansteckend
Vielleicht aus nostalgischen Erinnerungen an die Jahrmärkte unserer eigenen Kindheit fuhren wir dann zuerst mit dem Autoscooter, einer der weniger belagerten Attraktionen. Denn eines muss man ganz klar sagen: In punkto Wartezeit vor den Fahrgeschäften kann Karls Erdbeerhof vermutlich ganz locker mit größeren Vergnügungsparks mithalten. Bei der Achterbahn zum Beispiel, dem wahrscheinlich beliebtesten Nervenkitzel, steht man zu Stoßzeiten gerne schon einmal eine halbe Stunde oder länger an. Wir rammten uns stattdessen lieber ein paar Runden lachend gegenseitig weg und demolierten uns in den für Erwachsene eigentlich viel zu kleinen Wagen munter die Schienbeine.
Es ist natürlich vor allem auch der Spaß der Kinder, der bei einem Besuch von Karls Erdbeerhof so richtig ansteckt. Alle drei Male, die ich mittlerweile da war, rannten und zogen sie uns atemlos und quasi ohne Pause von einer Attraktion zur anderen. Mal wurde hier auf riesigen Gummihügeln gehüpft, im nächsten Moment saßen wir vielleicht schon auf einem gemächlich dahin tuckernden Traktor und freuten uns über ein paar niedliche Gänse und Ziegen in ihren Gehegen entlang der Strecke. Auch in der Wolkenbahn, einer Achterbahn für Kleinkinder, saß ich natürlich im vordersten Waggon mit dabei. Und dann, ja dann, kam der Fliegende Regenschirm.
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Lachtränen und Todesangst
Das Gefährt muss man sich vorstellen wie ein Karussell auf einer Schiene mit einer Welle in der Mitte. Auf dieser fährt es immer schneller auf und ab, während es sich dabei um die eigene Achse dreht. Ich sehe den Freund, den ich begleitete, leider viel zu wenig lachen, aber auf dem Fliegenden Regenschirm lachte er Tränen. Vielleicht auch, um die latente Todesangst zu überspielen, die wir neben dem Nervenkitzel beide empfanden. Diese Attraktion ist jedenfalls eigentlich nichts für Kinder. Einige von ihnen brachen dann während der Fahrt auch in panisches Geschrei und Weinkrämpfe aus. Gut, dass unten Mama und Papa schon zum trösten bereit standen. Der ältere Sohn von meinem Freund schlug sich aber so tapfer, dass er gleich mehrere Runden drehte. Während sich mir bereits nach dem ersten Mal auch etwas drehte, und zwar der Magen.
Aber weiter musste es gehen, und so stellten wir uns natürlich doch noch bei der Achterbahn an. Die beachtliche Wartezeit nutzte ich zur Erholung, und tatsächlich baute sich mit fortschreitender Warteschlange dann auch so etwas wie Spannung auf. Würde sich das Anstehen gelohnt haben? Die Antwort ist ein klares Ja, denn der Zug fährt nicht nur ein für einen Kinderpark beachtliches Tempo, sondern hat auch einige halsbrecherische Schikanen eingebaut. Soviel kann ich jedenfalls sagen, mein Kreischen war echt. Und nicht weniger laut als das der vielen begeisterten Kids an Bord. Die Hauptattraktion von Karls Erdbeerhof hat mich bis heute bei keinem meiner Besuche enttäuscht.
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Bis der Kopf brummt
So flogen die Stunden zwischen Anstehen und Austoben nur so dahin, und plötzlich war es Nachmittag. Und uns „Großen“ schwirrte allen mächtig der Kopf. Denn Karls Erdbeerhof ist genau wie die zuckersüßen Früchte, die ihn groß gemacht haben. Man möchte immer mehr naschen, aber sollte das Ganze dennoch in Maßen genießen. Zumindest als Erwachsener. Wie Ruhe-Oasen wirken daher die Restaurants, die nie weit von den Attraktionen weg liegen. Der Vergnügungspark ist absolut genial konzipiert: Wollen die Eltern kurz mal sitzen, sind sie dafür nach dem Eintritt schon wieder den nächsten größeren Geldschein los, und freuen sich auch noch darüber.
Ich kann und will allerdings auch nicht verhehlen, dass sich bei meinem kürzlichen dritten Besuch ein leichter „Abnutzungseffekt“ mit einschlich. Vielleicht liegt das aber auch einfach daran, dass ich keine eigenen Kinder habe, deren Freude an der Vergnügungspark-Maschinerie ich teilen könnte. Dennoch weiß ich schon jetzt, dass ich gerne wieder kommen werde, sobald mein Freund das nächste Mal zu Besuch kommt. Schließlich ist es nie zu spät dafür, dem Inneren Kind einmal einen schönen Ausflug zu spendieren.
Wenn auch Sie jetzt neugierig geworden sind, finden Sie alle Informationen wie Öffnungszeiten, Eintrittspreise und die verschiedenen Filialen auf der offiziellen Seite von Karls Erdbeerhof.