30. Januar 2018, 10:50 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Todesfälle, unzählige Verletzte, bestochene Angestellte – als der Action Park 1978 in den USA eröffnete, hat er sich schnell den zweifelhaften Ruf als gefährlichster Vergnügungspark der Welt erworben. Doch trotz zwischenzeitlicher Schließung und zahlreicher Skandale ist er heute wieder da – als Mountain Creek Waterpark.
1976 kommt der Unternehmer Eugene Mulvihill auf eine Idee, wie er das vom ihm erbaute Ski-Ressort in Vernon, USA, das ganze Jahr über für Besucher attraktiv machen könnte: Er lässt zwei gigantische, über 800 Meter lange Betonbahnen bauen, auf denen Adrenalin-Junkies dann auf Schlitten einen Berg hinuntersausen können. Bereits 1978 ist aus den zwei Rutschen ein ganzer Vergnügungspark geworden, der Action Park, über die Jahre kommen immer mehr Attraktionen hinzu.
Mit den Besuchern kommen auch die Tragödien, denn bereits 1980 stirbt der erste Mensch im Action Park, ein 19-Jähriger, der mit seinem Schlitten von der Betonbahn abkommt und dabei tödlich verunglückt, wie „New York Mag“ berichtet. Es ist der erste von insgesamt sechs Todesfällen, die sich über die Jahre anhäufen – andere Opfer ertrinken, eines wird durch einen Stromschlag getötet.
Ein Werbefilm aus dem Jahr 1983 zeigt, wie es damals im Park aussah:
Unzählige Verletzte
Dazu kommt eine unfassbar hohe Zahl an Verletzten – laut „New York Post“ sollen allein im Jahr 1987 zwischen fünf und zehn Personen täglich aus dem Action Park ins Krankenhaus gebracht worden sein. Angeblich habe das Parkmanagement der Stadt sogar zusätzliche Krankenwagen gekauft, um die hohe Anzahl von Unfall-Opfern überhaupt behandeln zu können.
Der Chef des Parks soll seinen Angestellten angeblich auch Geld gezahlt haben, damit sie seine Attraktionen vor den Zuschauern testeten, was natürlich ein Risiko darstellte. Der vorläufige Tiefpunkt kommt 1984, als Mulvihill sich laut „New York Mag“ vor Gericht schuldig bekennt, auf den Cayman Islands eine Scheinfirma angemeldet zu haben – er habe darüber seinen Park selbst „versichern“ wollen. Das Ergebnis: drei Jahre Haft auf Bewährung und eine Strafe von 300.000 Dollar (knapp 266.000 Euro).
Der Park übersteht noch weitere elf Jahre, einen Todesfall, zahllose Verletzte und Klagen, bevor er 1996 seine Pforten schließt – nur, um zwei Jahre später unter dem Namen Mountain Creek Waterpark wieder zu eröffnen. 2010 gelangt er über Umwege wieder in den Besitz der Mulvihill-Familie, und nach dem Tod von Patriarch Eugene übernimmt dessen Sohn Andy die Geschicke.
2014 dann eröffnete die wieder in Action Park unbenannte Anlage wieder, nur um 2016 erneut den Namen in Mountain Creek Waterpark zu wechseln.
Trotz seiner Vergangenheit wirbt der Park für seine Nervenkitzel-Attraktionen. „The Mountain Creek Waterpark bietet eine Menge Adrenalin-Abenteuer für Menschen jeden Alters“, heißt es auf der Website. Darunter sei die weltweit größte Doppellooping-Rutsche „Zero G“. Anscheinend hat man aber dennoch aus der Vergangenheit gelernt, denn es gibt auch eine eigene Rubrik „Safety“ mit einer lange Aufzählung der Sicherheits-Vorschriften.
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„Wie in einer Krankenstation“
Der 2013 erschienene Dokumentarfilm „The Most Insane Amusement Park Ever“ (siehe Video oben) versucht eine Erklärung dafür zu finden, warum der Action Park für die Besucher bis heute ein Faszinosum ist. Der Produzent, Journalist Seth Porges, sagt dazu in dem Film: „Niemand sagte ihnen, was sie zu tun hatten, und das liebten sie.“ Parkbetreiber Andy Mulvihill, der in dem Film ebenfalls zu Wort kommt, sagt: „Wenn mein Vater jemanden mit einer verrückten Idee für eine Attraktion finden konnte, hat er denjenigen sofort eingestellt – auch, wenn er zuvor noch nie etwas gebaut hatte.“
An die tödlichste Attraktion des Parks, den Wave Pool, ein Wellenbad, erinnert sich Andy Mulvihill in dem Film ebenfalls: „Am Tag der Eröffnung haben wir bestimmt 100 Menschen oder mehr daraus retten müssen.“
Die Seite „Buzzfeed“ hat Geschichten von Menschen gesammelt haben, die sich im Park verletzten, oder aber andere dabei beobachteten. „Als ich neun oder zehn Jahre alt war, war ich insgesamt dreimal dort“, wird ein anonymer Zeuge zitiert. „Zweimal musste mich ein Krankenwagen abholen.“ Ein anderer behauptet, am Tag ihres Besuchs sei jemand in der Wasserrutsche stecken geblieben und ein anderer Gast habe sich den Hals beim Klippenspringen gebrochen. Ein Dritter erzählt: „Wenn man durch den Park lief, konnte man meinen, in einer Krankenstation zu sein. Jede dritte Person hatte schlimme rote Schrammen an Armen, Beinen oder Ellenbogen.“
Dazu sagt Parkbetreiber Andy Mulvihill am Ende der Kurzdokumentation nur lapidar: „Klar, einige haben sicher Schrammen oder Narben davon getragen – aber dafür hatten sie bei uns Spaß, und denken gerne daran zurück. Alle Legenden, die Sie vielleicht jemals über den Park gehört haben, sind wahr.“