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11 Menschen starben bei ihrem Bau

Die Golden Gate Bridge in San Francisco –die bekannteste Brücke der Welt

Golden Gate Bridge
In nur vier Jahren erbaut, ist die Golden Gate Bridge in San Francisco längst zu einer amerikanischen Ikone geworden. Sie ist auch eine der meistfotografierten Brücken auf der ganzen Welt Foto: Getty Images
Robin Hartmann Autorenkopf
Freier Autor

23. April 2023, 15:43 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Seit 1937 steht die Golden Gate Bridge bei San Francisco symbolisch für den amerikanischen Traum und menschliche Willenskraft. Denn als die USA wirtschaftlich am Boden lagen, gab der Bau der Mega-Brücke vielen Menschen Jobs, und dem Land wieder Hoffnung. TRAVELBOOK erzählt von ihrem Bau – und wie Sauerkraut-Saft dazu beitrug.

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Zwischen der Tech-Metropole San Francisco und dem benachbarten Marin County erhebt sich seit 1937 eines der bekanntesten Wahrzeichen Amerikas über dem Pazifischen Ozean: die Golden Gate Bridge, benannt nach der Meerenge, die sie überspannt. Beinahe drei Kilometer lang, strecken sich ihre mächtigen Türme fast 230 Meter hoch in den Himmel. Wie kaum ein anderes Bauwerk steht sie symbolisch für den amerikanischen Traum – denn sie wurde errichtet, als ein ganzes Land während seiner bis dahin schlimmsten Wirtschaftskrise am Boden lag. In einer Zeit, die heute als „Große Depression“ bekannt ist, war es diese Brücke, die den Menschen wieder Hoffnung gab.

Pläne für eine große Brücke über den Pazifik gab es laut „History“ bereits seit dem großen Goldrausch in Kalifornien um 1849. Es sollte aber noch fast siebzig Jahre dauern, bis diese erstmals Form anzunehmen begannen. So forderte 1916 der Journalist James Wilkins im „San Francisco Bulletin“, eine gut 900 Meter lange Brücke bauen zu lassen, die San Francisco mit seinen nördlichen Nachbarn verbinden sollte. Er schätzte damals noch, das Projekt werde bis zu 100 Millionen Dollar kosten. 21 Jahre später dann war die Golden Gate Bridge schließlich Realität geworden. Als am 27.Mai 1937 der Tag der Eröffnung gefeiert wurde, hatte die Brücke tatsächlich nur etwas mehr als ein Drittel gekostet – dafür aber 11 Menschenleben gefordert.

Eine Brücke als Hoffnungs-Symbol

Golden Gate Bridge
Die Golden Gate Bridge verbindet San Francisco und das nördlich gelegene Marin County Foto: Getty Images

Doch wir greifen vor. Zunächst einmal macht sich der damalige Bürgermeister von San Francisco, Michael M. O’Shaughnessy, 1919 auf die Suche. Und zwar nach einem Ingenieur, der die Golden Gate Bridge für weniger als 100 Millionen Dollar bauen würde. Am besten natürlich für sehr viel weniger. Er findet ihn in dem Ingenieur Joseph Strauss. Dieser verspricht, das technische Wunderwerk für 25 bis 30 Millionen Dollar bauen zu können. 1921 präsentiert Strauss seinen Entwurf, 1925 haben die Stadt und alle umliegenden Counties trotz großer anfänglicher Bedenken dem Projekt zugestimmt. Alles scheint also bereit für den Bau der Mega-Brücke. Doch dann schlägt ab 1929 die „Große Depression“ voll zu.

Millionen Amerikaner verlieren in dieser Krise ihre gesamte Existenz, und auch der Bau der Golden Gate Bridge rückt damit in scheinbar unerreichbare Ferne. Denn um die Konstruktion zu finanzieren, hatte man Anleihen an Bürger verkaufen wollen, die sich nun niemand mehr leisten kann. 1932 dann springt die Bank of America als Retterin ein, um der lokalen Wirtschaft wieder auf die Beine zu helfen. Denn der Bau der damals längsten Hängebrücke der Welt verspricht natürlich nicht nur Prestige, sondern auch sehr viele Jobs. Dabei ist es im wahrsten Sinne des Wortes eine Hochrisiko-Arbeit.

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Sauerkraut-Saft gegen Kater

Am 5. Januar 1933 beginnen die Bauarbeiten laut offizieller Seite der Golden Gate Bridge. Die Spatenstich-Zeremonie entwickelt sich demnach zu einem regelrechten Volksfest, dem 100.000 Menschen beiwohnen. Eine Parade marschiert, Navy-Jets fliegen, Präsident Herbert Hoover schickt ein Glückwunsch-Telegramm. Zu Beginn müssen erst einmal mehr als drei Millionen Tonnen Erde ausgeschachtet werden, um die mächtigen, 12 Stockwerke hohen Brückenpfeiler zu verankern. Schon im selben Jahr kommt es dann aber gleich zu zwei Zwischenfällen, die die Arbeiten um mehrere Monate zurückwerfen.

Zunächst einmal rammt im August 1933 ein Dampfschiff die Konstruktion, dann verwüstet im Dezember ein Sturm die Baustelle. Ingenieur Strauss setzt umso mehr auf höchste Sicherheit seiner Arbeiter. Sie tragen besonders verstärkte Schutzhelme und Atemmasken, sogar ihre Ernährung wird ihnen zusammengestellt, damit sie optimal arbeiten. Nahe dem entstehenden Gerüst der Golden Gate Bridge befindet sich auch ein Lazarett mit eigenen Ärzten nur für die Männer. Wer mit einem Kater zur Arbeit erscheint, bekommt als „Heilung“ Sauerkraut-Saft verabreicht.

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Ein modernes Weltwunder

Dennoch arbeitet die Gefahr immer mit. Laut einer Faustregel stirbt zu diesem Zeitpunkt auf einer beliebigen Baustelle pro investierter Million Dollar ein Mensch. Strauss investiert daher die ungeheure Summe von 130.000 Dollar in ein Netz, das Arbeiter vor dem Abstürzen bewahren soll. Dennoch kommt es zu einer Tragödie, als 1937 ein Baugerüst bei einem Unfall das Netz zerschneidet, und zehn Männer in den Tod stürzen. Zuvor war bereits im Oktober 1936 ein Mann ums Leben gekommen. Doch die tragischen Geschehnisse rücken in den Hintergrund, als die Golden Gate Bridge Ende Mai 1937 schließlich feierlich eröffnet. Am Ende hat die Brücke gut 35 Millionen Dollar gekostet, aber danach fragt niemand mehr. Eine Meisterleistung ist geschafft, die die amerikanische Ingenieursgesellschaft 1994 als eines der sieben architektonischen Weltwunder würdigt.

1937 ist man von der Golden Gate Bridge nicht weniger begeistert. Der 27. Mai markiert den Tag, an dem erstmal Menschen sie betreten dürfen. Bereits um 6 Uhr morgens warten 18.000 Schaulustige, pro Stunde überqueren danach etwa 15.000 Menschen zu Fuß die Brücke. Jeder von ihnen bezahlt 25 Cent für das Privileg, um die 50.000 Hot Dogs werden an nur einem Tag hier vertilgt. Einige Menschen nutzen ihren Besuch auch, um mehr oder weniger skurrile Rekorde aufzustellen. Unter anderem überquert ein Mann als erster die Brücke auf Stelzen. Zwei Schwestern tun es ihm auf Rollschuhen nach. Charles Connor und Charles McFarlane werden die ersten Briefträger überhaupt. Insgesamt kommen etwa 200.000 Menschen.

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Fast immer geöffnet

Golden Gate Bridge
Die Golden Gate Bridge wird heute jedes Jahr von etwa 40 Millionen Fahrzeugen überquert Foto: Getty Images

Eine Woche lang dauern die Einweihungs-Festlichkeiten, schon am nächsten Tag wird die Golden Gate Bridge erstmals für Autos freigegeben. Präsident Franklin Delano Roosevelt eröffnet sie per Telegramm. Seitdem überqueren heute jedes Jahr etwa 40 Millionen Fahrzeuge die Brücke. Bis 1981 war sie die längste Hängebrücke überhaupt, den Höhen-Weltrekord hielt sie sogar bis 1993. Innerhalb der ersten 75 Jahre ihres Betriebes war sie insgesamt nur drei Tage lang wegen Wetterbedingungen nicht befahrbar. Hinzu kam eine Sperrung im Zuge eines Erdbebens im Jahr 1989.

Heute kann man die Golden Gate Bridge entweder auf einer der sechs Fahrspuren mit dem Auto bzw. zu Fuß oder mit dem Fahrrad überqueren. Wer erstere Option wählt, muss laut offizieller Seite aktuell mindestens sechs Dollar Maut zahlen. Natürlich hat man hier auch einen einmaligen Blick auf die Bucht von San Francisco sowie die Stadt selbst. Bei der Eröffnungsfeier 1937 sagte Ingenieur Strauss in einem selbst verfassten Gedicht: „Endlich ist die große Aufgabe geschafft!“ Vielleicht wusste er schon damals, dass er nicht einfach nur eine Brücke gebaut hatte. Er hatte vielmehr einem ganzen Land seine Hoffnungen und Träume zurückgegeben.

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