26. November 2024, 15:10 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Seit Jahrhunderten gibt das Turiner Grabtuch der Menschheit Rätsel auf. Ist es wirklich das Leichentuch, in dem Jesus begraben wurde? Forscher haben nun scheinbar neue Belege dafür gefunden. TRAVELBOOK hat die Infos.
Nicht nur auf Gläubige übt das Turiner Grabtuch eine enorme Faszination aus. Das Leinentuch, das seit dem 16. Jahrhundert im Turiner Dom aufbewahrt und in unregelmäßigen Abständen der Öffentlichkeit gezeigt wird, soll Jesus nach seiner Kreuzigung umhüllt haben.
Übersicht
Es zeigt auf Vorder- wie Rückseite die (schwachen) Umrisse eines bärtigen Mannes. Wie u.a. „Daily Mail“ berichtet, haben Forschende nun eine überraschende Entdeckung gemacht, die die Echtheit des Tuchs bestätigen könnte.
Grabtuch von Jesus tauchte im 14. Jahrhundert auf
Aber der Reihe nach – denn seit den 1980ern haben sich laut „Daily Mail“ mehr als 170 Experten des Grabtuchs angenommen. Und dabei sind sie zu durchaus unterschiedlichen Ergebnissen gekommen. So hätten bereits 1988 gleich drei voneinander unabhängige Labore eine Radiokarbonanalyse durchgeführt, bei der man ermittelt hätte, dass das Tuch nicht viel älter als rund 700 Jahre sein könne. Den Berichten zufolge sei man konkret zu dem Schluss gekommen, dass das Tuch zwischen 1260 und 1390 n. Chr. hergestellt worden sei.
Dies würde das Grabtuch auf ziemlich genau die Zeit datieren, zu welcher es „auftauchte“: Laut „Daily Mail“ hat man das Tuch erstmals in den 1350er-Jahren der Öffentlichkeit präsentiert. Zuvor habe der französische Ritter Geoffroi de Charny das Tuch dem Dekan der Kirche von Lirey in Frankreich übergeben und es zum „Heiligen Grabtuch“ erklärt. Seit 1578 werde es in der Kathedrale San Giovanni Battista in Turin aufbewahrt.
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Echtheit des Grabtuchs ist umstritten
Man kann also verstehen, dass Experten wie Laien an der Echtheit des Grabtuchs zweifeln. Doch die kürzlich durchgeführten, neuen Untersuchungen bringen wieder Spannung in die Debatte. Während sich die 1988 durchgeführten die Untersuchungen auf die Analyse des Zerfalls eines radioaktiven Kohlenstoffisotops (14C) zur Ermittlung des Alters des Materials fokussierten, gehen die neuen Analysen einen anderen Weg.
So haben die Forschenden laut „Daily Mail“ nun kleinere Stoffproben des Grabtuchs unter einem Röntgengerät untersucht, um den Abbau von Zellulose in den Leinen zu messen. Denn Zellulose bestünde aus Ketten miteinander verbundener Zuckermoleküle, an deren Zerfall sich ablesen ließe, wie lange ein Stoff bereits existiere.
Neue Analysen zeigen Erstaunliches
Dabei hätte man auch Alterungsparameter wie Temperatur und Luftfeuchtigkeit berücksichtigt. So sei das Team zu dem Schluss gekommen, dass das Grabtuch etwa 13 Jahrhunderte lang bei einer Temperatur von etwa 22 Grad und einer Luftfeuchtigkeit von ca. 55 Prozent gelagert worden sei, bevor es die Reise nach Europa angetreten habe. Bei einer Lagerung unter anderen Bedingungen sei eine andere Alterung festzustellen gewesen.
In der im Fachmagazin „Heritage“ veröffentlichten Studie betonen die Forschenden zudem, dass der Zelluloseabbau im Turiner Grabtuch mit anderen im heutigen Israel gefunden Leinenstoffen aus dem 1. Jahrhundert übereinstimme. Beim Vergleichsobjekt handele es sich um eine Probe von Leinen, welche historischen Aufzeichnungen zufolge auf die Jahre zwischen 54 und 74 n. Chr. datiert werden könne und in Masada gefunden worden sei.
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Zudem hat das Team laut „Daily Mail“ ebenfalls Vergleiche mit Leinenproben aus den Jahren 1260 bis 1390 n. Chr. durchgeführt – und keine Übereinstimmungen mit dem Zelluloseabbau im Turiner Grabtuch ermitteln können. Laut dem Hauptautor der neuen Studie, Dr. Liberato De Caro, könnte eine Verunreinigung der Proben zu falschen Ergebnissen bei der 1988 durchgeführten Kohlenstoff-14-Datierung geführt haben.
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Zeigt das Turiner Grabtuch das Antlitz von Jesus?
Und auch andere Studien und Untersuchungen nähren den Verdacht der Echtheit des Grabtuchs von Jesus. Wie „Daily Mail“ schreibt, sei bereits in den 1970er-Jahren untersucht worden, ob die Umrisse auf dem Tuch durch Malerei oder Einbrennen entstanden seien – doch dies habe man nicht bestätigen können.
Dafür habe eine Expertengruppe 2017 bekannt gegeben, dass sie Hinweise darauf gefunden hätte, dass sich auf dem (vermeintlichen) Leichentuch das Blut eines Folteropfers befinde. So seien Substanzen wie Kreatinin oder Ferritin identifiziert worden, welche üblicherweise bei Menschen gefunden würden, die gewaltsame Traumata erlitten hätten.
Wer sich selbst ein Bild des mystischen Grabtuchs machen möchte, muss sich wohl noch ein wenig gedulden. Wie „Geo“ berichtet, ist eine erneute Ausstellung des Leichentuchs nicht vor 2025 geplant.