13. Februar 2020, 7:22 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Viel schöne Landschaft, das ist die Lüneburger Heide. Nun soll in der Region ein neuer Touristenmagnet entstehen. Mit einer riesigen Modelleisenbahn wollen die Macher aber nicht nur Besucher in die Region locken.
Wie ein gewaltiges Raumschiff liegt der futuristisch geschwungene Bau an der Autobahn 7. Mitten in der Lüneburger Heide können Ski-Begeisterte hier zwischen Hamburg und Hannover fern der Alpen ihrem Hobby frönen.
Unter der Halle mit dem künstlichen Schnee samt Sesselliften entstehen derzeit weitere Kunstwelten, eiskalte wie die Arktis, aber auch deutlich wärmere wie der Süden Afrikas. Zusammen sollen die bis zu 50 Themengebiete auf rund 12 000 Quadratmetern unter dem Snow Dome zur größten Modelleisenbahnanlage der Welt werden.
„Mit dem Geländebau sind wir fast fertig, die Details wie Figuren und Beleuchtung kommen jetzt noch“, sagt Geschäftsführer Frank Blin. Der 53-jährige Gastronom hat seinen Favoriten unter den Themenwelten. „Ich finde Bayern am coolsten“, sagt er.
Vor zwei Jahren kam die Idee
Auf der Anlage und in der angrenzenden Werkstatt wird gesägt, gefeilt, geklebt, geschraubt und gemalt. Alpen und Himalaja, afrikanische Märkte und indische Tempel, die Pyramiden Ägyptens, italienische Dörfer und die Freiheitsstatue gleich doppelt. Es gibt Fabriken und Burgen, Bahnhöfe und Kirchen, Läden und Paläste.
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„Wir haben kein Haus fertig gekauft – das ist alles selbst gebaut“, sagt Blin nicht ohne Stolz. Vor zwei Jahren kam ihm die Idee mit der Riesen-Modelleisenbahn, zunächst hat er drei Starter-Sets gekauft. „Jeder hat mit der Eisenbahn gespielt, ich auch“, meint er.
Am Ende werden es nun mehr als 20 Kilometer Gleise sein, die Leitzentrale mit Dutzenden Bildschirmen ist schon fertig. Die eigentliche Anlage steht im Freien unter dem auf Stelzen stehenden hinteren Teil der Skihalle. „Im Winter machen wir die Modellbauwelt zu, das ist witterungsabhängig“, sagt Blin.
Derzeitiger Rekordhalter ist Hamburg
Der derzeitige Rekordhalter ist laut Guinness-Buch das nur knapp 60 Kilometer entfernte Miniatur Wunderland in Hamburg. Es hat sich im Laufe der Jahre zu einem gewaltigen Touristenmagneten entwickelt, mehr als 1,4 Millionen Besucher kommen jedes Jahr in die Speicherstadt, um die Anlage mit schon jetzt mehr als 15 700 Metern Gleisen zu bewundern.
Umgerechnet ergäbe das bei der für Modelleisenbahnen klassischen Spurweite H0 1367,21 Kilometer „echte Gleise“, rechnen die Betreiber vor. Mehr als 1000 Züge und über 9000 Autos sind zu sehen, in den liebevoll gestalteten Themenwelten stehen 130 000 Bäume und über 260 000 kleine Figuren.
In Bispingen sollen rund 500 Züge über 20 000 Gleismeter rollen, weitere zwei Kilometer sind bereits geplant. Anders als in Hamburg und im Miniaturland in Leer wird statt der Spurweite H0 im Maßstab 1:87 die mehr als doppelt so breite Spurweite G mit 45 Millimetern Abstand genutzt, sie hat einen Maßstab von 1:22,5. Alles ist erheblich größer, Loks können mehrere Dutzend Kilogramm wiegen.
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Verdopplung der Besucherzahlen erwartet
Blin erhofft sich eine Verdopplung der Besucherzahlen, bislang kommen nach seinen Angaben 320 000 im Jahr. Das Areal heißt nach einem Besitzerwechsel im Jahre 2015 nun „Berg & Tal Abenteuer Resort Lüneburger Heide“, es gibt bereits 15 Blockhütten zum Übernachten und mehrere Restaurants. Und Blin will mehr – ein großes Hotel entsteht neben der Halle, ein Automuseum soll seine rund 20 Oldtimer zeigen.
Im Winter kommen bis zu 2500 Menschen am Tag, doch im Sommer sind es im Schnitt nur rund 200. Das will er ändern – und Blin ist optimistisch. „Ich hatte neulich eine Gruppe Schweizer da, die waren schon jetzt extra wegen der Bahn hergekommen.“
Die Übernachtungszahlen in der Lüneburger Heide steigen, neben der alten Kulturlandschaft locken auch einige andere Touristenmagneten. Im Freizeitbereich gehören dazu der Heide Park Soltau, der Serengeti-Park Hodenhagen, der Weltvogelpark Walsrode – und eben der Snow Dome bei Bispingen.
„Wir haben derzeit bereits knapp acht Millionen Übernachtungen im Jahr“, freut sich Ulrich von dem Bruch, Geschäftsführer der Tourismusgesellschaft Lüneburger Heide. „Im Erlebnisbereich leben wir von solchen neuen Attraktionen – die ganze Region wird davon profitieren, nicht nur bei den Übernachtungen“, meint er zur Bahn. Das gelte auch für Handel und Dienstleister.
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Unter Snow Dome ist viel Platz
Unter dem Snow Dome haben zweieinhalb Fußballfelder Platz, außer der Modelleisenbahn wird es dort auch zwei Wasserbecken geben, in denen Kinder Boote steuern können, auch eine kleine Eisenbahn für die Lütten zum Mitfahren wird es geben.
Und was sagt die Konkurrenz in Hamburg? „Ich habe mit Bispingen kein Problem, ich glaube, dass die beiden Anlagen sich ergänzen“, sagt Frederik Braun, Geschäftsführer des Miniatur Wunderlandes in Hamburg. „Wir werden die größte maßstabsübergreifende Bahn bleiben“, ist er sich sicher. „Am Ende dürfte es zwei Weltrekorde geben, einmal für HO und einmal für G.“
Bis zur Eröffnung wird noch an Südamerika gearbeitet. Auch in Hamburg werkeln sie unermüdlich weiter. Das „größte Abenteuer in der Geschichte des Wunderlandes“, hat Braun im vergangenen August angekündigt. Über eine Brücke auf der anderen Seite des Fleets sollen 3000 weitere Quadratmeter angeschlossen werden. Dort wird nach zahlreichen europäischen Attraktionen auch ein Südamerika entstehen, gebaut in Argentinien. „Wir haben schon weitere Ideen“, sagt Braun.