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Londons Botanischer Garten der Superlative

Kew Gardens – ein Parkparadies auch im Herbst und Winter

Kew Gardens London
In der Weihnachtszeit erstrahlt das berühmte Londoner Gewächshaus in leuchtenden Farben Foto: RBG Kew

21. Dezember 2024, 7:49 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Herbst und Winter in London heißt Museen und Shopping, das war’s? Auf keinen Fall! Was kaum jemand weiß: Gerade in den späteren Jahreszeiten sind die „Royal Botanic Gardens“, kurz Kew Gardens, ein absolutes Highlight. TRAVELBOOK-Autorin Doris Tromballa hat die herbstliche Pracht besucht.

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Ich liebe Botanische Gärten! Ob Frankfurt oder Teneriffa, ich bin glücklich, wenn ich durch Feigenbaumhaine wandere und Gewächshäuser erkunde! Deswegen zog es mich auch bei meinem letzten London-Besuch (mal wieder) nach Kew Gardens. Der Park ist im Frühling und Sommer spektakulär, aber jetzt im Herbst, wenn sich die Blätter färben, hoffte ich auf ein besonderes Erlebnis.

Umwerfende Farbenpracht im Herbst

Schon der erste Blick nach dem Durchschreiten der Eingangspforte macht klar: Die Bäume sind im Herbst die Superstars in Kew Gardens. Über 11.000 Bäume sind über den Park verteilt, mehr als 2000 verschiedene Arten. Und alle haben verschiedene Farben! Tiefgrüne Norfolktannen, blutrote japanische Ahornbäume, leuchtend gelbe Ginkgos. Umwerfend! Wie in Trance bewege ich mich durch den Farbenrausch. Tipp: Am Eingang des Parks kann man sich eine kostenlose Karte mitnehmen, auf der man speziell zu den schönsten Bäumen des Parks geführt wird. Mein Highlight war der „Treetop-Walkway“. Dort kann man auf 18 Metern Höhe über die Wipfel der Bäume spazieren und ins Farbenmeer des herbstlichen Parks blicken. Auch im Winter ist der Walkway ein Erlebnis – vor allem, wenn der Frost die Äste überzieht und der Park unter einer glitzernden Decke liegt.

Kew Gardens
Blick über den Treetop Walkway Foto: Doris Tromballa

Große und kleine Schätze im Palmenhaus

Die Gewächshäuser von Kew Gardens sind weltberühmt und zählen zu den ältesten der Welt. Die Architektur des „Palmenhauses“ sieht zart und filigran aus, mit seinen ornamentalen Säulchen und dem runden Dach – tatsächlich wurden hier aber ganze 200 Tonnen Eisen verbaut! Innen herrscht tropische Hitze (bis zu 35 Grad). Kein Wunder, die Palmen hier mögen es warm und feucht. Ich ziehe schnaufend meine Jacke aus und mache mich auf den Pfad. Die älteste Topfpflanze der Welt ist hier zu finden: Ein Palmenfarn, der aus Südafrika importiert und 1775 hier eine Heimat gefunden hat. Um die Ecke ragt eine riesige Bananenpflanze aus dem Beet: Sie trägt gerade Früchte und noch immer hängt die altrosa Blüte am Ende des Stängels.

Hier blühen dutzende exotischer Pflanzen – und ich komme kaum nach, die skurrilen Namen in meiner Bestimmungs-App nachzuschlagen. Rosa Kurkuma, Malteserkreuzblume, Bienenkorb-Ingwer. Hier gibt es keinen Winter, alles blüht und duftet wie verrückt. Mitten im Palmenmeer entdecke ich eine winzige, gelbe Orchidee, so groß wie ein Daumennagel. Was für ein Wunder! Über eine schmiedeeiserne Wendeltreppe geht es weiter ins Dach des Palmenhauses – ein Schild am Treppenabsatz warnt noch, dass es oben noch heißer sein kann als unten. Puh, das sind locker 40 Grad! Aber der Aufstieg lohnt sich: Von hier oben sieht das Palmenhaus wie ein echter Dschungel aus.

Mini-Orchidee im Palmenhaus
Eine Mini-Orchidee im Palmenhaus Foto: Doris Tromballa

Pflanzen, die es schon gar nicht mehr gibt

Kew Gardens ist berühmt für seine Sonderausstellungen, denn nicht alle Schönheiten des Botanischen Gartens sind immer zu sehen. Berühmt ist das Orchideenfestival im Frühjahr (hier gibt es die älteste Orchideensammlung der Welt mit mehr als 5000 Arten). Jetzt im Herbst kann ich Pflanzen bestaunen, die sehr selten geworden oder in freier Natur sogar ausgestorben sind.

Im achteckigen Ausstellungsraum des Palmenhauses hängt eine seltene Affenschwanz-Kaktus-Art von der Decke, die – in der Wildnis – nur in den Bergregionen von Bolivien zu finden ist. Daneben reckt sich eine zart weiße Blüte einer Zwerg-Elfenbeinpflanze aus einem Topf. Die Hibiskus-Verwandte galt als ausgestorben, bis man auf St. Helena noch zwei Exemplare fand und sie nachzüchten konnte. Ein Botaniker seilte sich extra von einer Klippe ab, um die beiden Pflanzen zu retten, steht auf der Info-Tafeln daneben. Und die beiden kleinen Vulkanpalmen, die hier am Fensterbrett stehen, wachsen eigentlich nur in Hawaii – und haben deshalb eine verdrehte innere Uhr: Sie wachsen im Winter und ruhen im Sommer.

Kew Gardens
Die Vulkanpalmen wachsen eigentlich nur auf Hawaii Foto: Doris Tromballa

Rosen duften und Bienen summen

Als ich aus dem Palmenhaus komme, durchquere ich den Rosengarten. Kaum zu glauben, selbst jetzt im Spätherbst blühen hier noch einige Sträucher. „James Galway“ steht auf dem Schild vor einem Rosenstrauch, der noch immer kräftige rosa Blüten trägt. Die Rosenart ist bekannt dafür, dass sie bis spät ins Jahr hinein noch alles gibt.

Auch Bienen kann man in Kew Gardens auf eine besondere Art und Weise erleben, habe ich gehört – im „Hive“ (zu Deutsch: Bienenstock). Das ist ein 17 Meter hohes, begehbares Kunstwerk aus kreuz und quer zusammengesteckten Alustäben und LED-Birnchen, mitten auf einer Wiese gelegen. Der englische Künstler Wolfgang Buttress hat es ursprünglich für die Weltausstellung 2015 in Mailand gebaut – jetzt hat es einen Platz in Kew Gardens. Es ist ein betörendes Erlebnis: Bei beginnender Dunkelheit stelle ich mich in das riesige Netz, die 1000 LED-Lichter pulsieren um mich herum. Innen knistert und schwirrt, brummt und summt es lautstark, es ist kaum auszumachen, was das für ein Geräusch sein soll. Da lese ich: „The Hive“ ist live mit einem echten Bienenstock verbunden! Die Geräusche aus den Lautsprechern sind also das, was die Bienen selbst in ihrer Behausung hören.

Gruselspaß zu Halloween

Aber jetzt ist es Zeit für das herbstliche Highlight in Kew Gardens: der Halloween-Pfad! Ich spaziere der Karte nach zum Eingangsbereich des Events – da kommt mir ein Reiter ohne Kopf auf einem pechschwarzen Pferd entgegen! Stumm bleiben er und sein Pferd stehen, der Rappe schnaubt den Besuchern entgegen, die überrascht stehen bleiben. Dann drehen Reiter und Pferd um und entschwinden in der Abendsonne. Okay, hier bin ich wohl auf dem richtigen Weg. Jetzt ist es dunkel, und die Show beginnt.

Halloween ist jedes Jahr ein Fest in Kew Gardens – zwei Wochen lang kann man sich hier optisch sehr ansprechend gruseln. Am schönsten ist es natürlich nachts. Am Beginn des Pfades stehen noch ein paar Buden mit Glühwein, Pommes und Platz zum Sitzen, dann beginnt der Eintritt in die Geisterwelt des Parks. Ich stelle mir vor, wie viel Spaß die Künstlerinnen und Künstler gehabt haben müssen, die fantastischen Kulisse der alten Bäume und weitläufigen Alleen für ihre Spukshow umzubauen. Aus hunderten Kürbissen flackern Kerzenlichter bis zum Horizont, in den Bäumen sind Lichter in Form roter Dämonen-Augen versteckt, die mir bedrohlich entgegenblitzen, auf den Wiesen lauern Gespenster in zerrissenen Laken und echte Vogelscheuchen, Zombies, Vampire, Kerkermeister und Hexen erschrecken die Besucher auf dem 1,5 Kilometer langen Pfad durch die Dunkelheit.

Kew Gardens Halloween
Gruselstimmung herrscht an Halloween in Kew Gardens Foto: Doris Tromballa

Es gibt mehr als ein Dutzend verschiedene Stationen – von Draculas Schloss bis zur Atommüll-Katastrophe, von leuchtenden „Magic Mushrooms“ bis zum mittelalterlichen Verlies. Besonders beeindruckend finde ich die Geräuschkulisse, die an jeder Station, zum Thema passend, aus den vielen kleinen Lautsprechern entlang des Weges kommt: Es knistert und knarrt, man hört diabolisches Lachen und unheimliches Gewimmer. Ich muss gestehen, jetzt habe auch ich Gänsehaut! Am Ende werden alle für ihren Mut mit einer Feuershow belohnt. Und ich freue mich jetzt auf einen heißen Halloween-Punsch am Glühwein-Stand.

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Lichterglanz zu Weihnachten

Als ich Kew Gardens am späten Abend verlasse, weiß ich schon, wann ich wiederkomme: Zu Weihnachten! Im Herbst schon beginnen die Vorbereitungen für das Lichterspektakel in den Botanischen Gärten. Auf den Wiesen werden Lichterketten ausgerollt und in den Bäumen Sterne montiert. Ab Mitte November geht es los: Die Gewächshäuser verwandeln sich in bunte Lichtkunstwerke, durch die Alleen ziehen sich glitzernde Licht-Tunnels und vor dem Palmenhaus gibt es nachts eine spektakuläre Springbrunnen-Show am Kew Pond, dem kleinen See im Park. Vielleicht steige ich dann sogar auf eines der Pferde im kleinen Karussell, das es dort auch zur Weihnachtszeit gibt, und genieße, umgeben von unzähligen Weihnachtsbäumen, den winterlichen Zauber in Kew Gardens.

Kew Gardens
Besucher spazieren in der Weihnachtszeit durch einen gigantischen Lichttunnel Foto: RBG Kew
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