18. Mai 2024, 10:01 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Seit 2019 hält Rumänien den skurrilen Rekord für die kürzeste Autobahn der Welt. Gerade einmal einen Meter misst die Straße, die unter großem öffentlichen Interesse damals eingeweiht wurde. Hinter dem bizarren Stück Asphalt verbirgt sich jedoch eine interessante Geschichte. TRAVELBOOK erzählt die Story um den Highway.
In der rumänischen Stadt Suceava gibt es seit 2019 das wahrscheinlich skurrilste Stück Straße
auf der ganzen Welt. Es handelt sich dabei um ein gerade einmal ein Meter breites Stück Asphalt mit aufgepinselter „Streckenführung“, auf dem natürlich niemals ein Auto fahren wird, bzw. überhaupt kann. Dennoch wurde die „kürzeste Autobahn der Welt“, wie die
Medien in aller Welt den Ort bald tauften, unter großem öffentlichem Interesse eingeweiht. Denn hinter dem Bau des bizarren Highway steckt in Wahrheit eine kluge Protestaktion.
Wie „BBC“ berichtet, ist dafür der rumänische Geschäftsmann Ștefan Mandachi
verantwortlich. Ihm war es schon lange vor dem Bau des Ein-Meter-Highways ein Ärgernis gewesen, dass es in Rumänien so wenig Kilometer Autobahn gibt wie in quasi keinem anderen europäischen Land. Stand 2019, betrug das Streckennetz gerade einmal
806 Kilometer. Spitzenreiter Spanien lag da schon bei fast 16.000 Kilometern, das zweitplatzierte Deutschland bei weit über 12.000. In der rumänischen Region Moldau, aus der Mandachi stammt, gab es zum damaligen Zeitpunkt tatsächlich nicht einen einzigen.
Katastrophale Zustände
Daher gründete er die Initiative „Rumänien will Autobahnen“, und baute die
Mini-Autobahn auf einem Stück Land, das er privat besitzt. Das mediale und öffentliche Interesse an der Aktion war gewaltig. Hunderte Unterstützer der Initiative waren dabei, als Mandachi seinen Highway feierlich einweihte. An die Regierung Rumäniens
sendete er damit ein deutliches Zeichen. „Wir haben hier keinen Meter Autobahn“, sagte er damals bei der Eröffnung. „Also habe ich einen gebaut, um zu zeigen, dass es möglich ist.“
Der folgende Post auf X (ehemals Twitter) zeigt Stefan Mandachi auf dem von ihm gebauten Stückchen Autobahn:
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Höchste Rate an Verkehrstoten
Rumänien hat zudem die höchste Rate an Verkehrstoten in der gesamten Europäischen Union. Auf eine Million Einwohner kommen hier laut der Website der EU-Kommission 86 Todesfälle. Und damit fast doppelt so viele wie im EU-Durchschnitt (46). Die Zahlen stammen aus dem Jahr 2022 und damit der aktuellsten verfügbaren Erhebung. Immerhin: Bei einer vorherigen Messung im Jahr 2017 waren es laut BBC 98 Tote auf eine Million Einwohner gewesen.
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Die Ein-Meter-Autobahn bezahlte Geschäftsmann Mandachi übrigens aus eigener Tasche. Etwa 4400 Euro kostete ihn das skurrile Stück Straße. Im gesamten Jahr 2018 wurden in ganz Rumänien gerade einmal 58 Kilometer an neuen Highways eingeweiht. Der Website „Romania Insider“ zufolge gab es seitdem aber erhebliche Verbesserungen: So knackte das Land erst 2023 die magische 1000-Kilometer-Schnellstraßen-Marke. Und allein für 2024 versprach der aktuelle Verkehrsminister Sorin Grindeanu zu Beginn des Jahres 250 weitere Kilometer Autobahn.