Direkt zum Inhalt wechseln
logo Deutschlands größtes Online-Reisemagazin
Touristenattraktion in Island

Spektakuläre Tour ins eisige Herz des Langjökull-Gletschers

Bei der Tour „Into the Glacier“ erkunden Touristen das Innere des Langjökull-Gletschers in Island. Für Gänsehaut-Momente dürften dabei nicht nur die kalten Temperaturen sorgen.
Bei der Tour „Into the Glacier“ erkunden Touristen das Innere des Langjökull-Gletschers in Island. Für Gänsehaut-Momente dürften dabei nicht nur die kalten Temperaturen sorgen. Foto: dpa Picture Alliance/David Weyand
Robin Hartmann Autorenkopf
Freier Autor

25. Juli 2023, 5:59 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Nahe der isländischen Stadt Húsafell befindet sich eine der spektakulärsten Attraktionen des Landes. Bei der Tour „Into the Glacier“ kann man den Langjökull-Gletscher erkunden – und zwar von innen. Hier, mitten im Herz des Giganten, befindet sich die größte von Menschen gemachte Eis-Höhle auf der ganzen Welt. Ihre Dimensionen sind wahrhaft beeindruckend.

Artikel teilen

Man kann wohl mit Fug und Recht behaupten, dass Island mit atemberaubenden Naturwundern geradezu gesegnet ist. Doch nahe der Stadt Húsafell gibt es ein ganz besonderes, denn seine Entstehung ist dem Menschen zu verdanken. Hier kann man den Langjökull-Gletscher erkunden, nach dem Vatnajökull der zweitgrößte seiner Art überhaupt in Island und der viertgrößte Europas. Das allein wär vielleicht noch nicht wirklich außergewöhnlich, sind doch Gletschertouren in Island mittlerweile bei Anbietern ein beliebtes Tagesgeschäft. Doch die Attraktion, bzw. Tour „Into the Glacier“ führt Touristen mitten in das Innere des Giganten.

Laut der offiziellen Seite von „Into the Glacier“ befindet sich hier nicht weniger als die größte menschengemachte Eis-Höhle der Welt. Zu ihr führt ein etwa 500 Meter langer Tunnel, ebenfalls in das jahrtausendealte Gletscher-Eis gehauen. Der Zugang zu der Höhle ist drei Meter hoch und dreieinhalb Meter breit, die Höhle selbst misst sieben mal zehn Meter. Es sei zwar nicht mehr als ein „Tropfen in einer Badewanne“, wie die Betreiber auf ihrer Webseite schreiben. Sie spielen damit auf die Größe des Langjökull an, dessen Eis-Panzer eine Fläche von etwa 950 Quadratkilometern bedeckt. Dennoch ist es eine bauliche Meisterleistung.

Aus dem Eis gehauen

Maps4News Platzhalter
An dieser Stelle findest du Inhalte aus Maps4News
Um mit Inhalten aus Maps4News zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.

2010 hatten die beiden Einheimischen Baldvin Einarsson und Hallgrimur Örn Arngrímsson die Idee zu „Into the Glacier“. Sie wollten es Touristen ermöglichen, das ganze Jahr über gefahrlos Europas viertgrößten Gletscher erkunden zu können. Es folgte zunächst eine Planungsphase, in der der Ingenieur und Geophysiker Ari Trausti Guðmundsson die Machbarkeit des Plans eruierte. Würde man einen Tunnel und eine Höhle in das Eis eines Gletschers schlagen können? Und wenn, wie? Schnell war klar, es würde gehen – doch die Anstrengungen dafür wären enorm. Genauso wie die Kosten.

Auch interessant: So soll der schmelzende Thwaites-Gletscher gerettet werden

Anhand von Computer-Modellen nahm man Berechnungen für das bis dato einmalige Bauprojekt vor. Und dann wurde 14 Monate lang geklotzt – und zwar wörtlich. 5500 Kubikmeter Eis mussten aus dem Massiv des Langjökull gegraben werden. Dafür verwendete man unter anderem eine große Maschine, die sonst zum Schneiden von Sandstein eingesetzt wird. Zusätzlich mussten der Abraum regelmäßig entfernt und Belüftungsschächte in das Eis getrieben werden, um die Sicherheit der Arbeiter zu garantieren. Im Winter blockierten regelmäßig teils massive Schneefälle den Zugang zu Tunnel und Höhle. So sehr, dass man zur Räumung Bulldozer einsetzte. In den Sommermonaten wiederum drohte Gefahr durch Schmelzwasser, welches ohne Vorwarnung Spalten im Langjökull-Massiv aufreißen und/oder vergrößern konnte.

Mehr zum Thema

Schönheit in Gefahr

„Into the Glacier“
Schlange stehen für ein bedrohtes Naturwunder: Den Langjökull-Gletscher könnte es bereits in 50 Jahren nicht mehr geben Foto: dpa Picture Alliance/David Weyand

Das Resultat ist umso beeindruckender, wenn man diese Vorgeschichte kennt. 2015 eröffnete „Into the Glacier“ schließlich, und hat sich seitdem zu einer massiven Touristenattraktion in Island entwickelt. Besucher betreten eine unwirklich schön erscheinende Welt, denn das Eis in Tunnel und Höhle schimmern in einem magischen Blau. Dieser Effekt entsteht, wenn auf dem Eis derart viel Druck lastet, dass sämtliche Luft daraus gepresst wird. Die Gletscherdecke der Höhle über den Gästen ist 25 Meter dick, und unter ihren Füßen liegen noch einmal 200 Meter pures Eis. Um dieses menschengemachte Wunder zu erhalten, ist immer noch regelmäßig viel Arbeit vonnöten.

Der Grund dafür ist, dass sich der Langjökull-Gletscher, wie alle seiner Art, bewegt. Nach menschlichen Maßstäben zwar im Schneckentempo. Jedoch müssen Tunnel und Höhle so regelmäßig gewartet werden, um ihre Sicherheit und damit die der Besucher zu garantieren. Ganz günstig sind die „Into the Glacier“-Touren wahrscheinlich auch deshalb nicht, im Gegenteil. Wer von der Hauptstadt Reykjavik aus eine 11-stündige Tagestour buchen möchte, zahlt aktuell laut Webseite ab 33.999 Isländische Kronen (ca. 232 Euro).

Auch interessant: Warum werden Berge nicht höher als 9000 Meter?

Die Betreiber empfehlen für eine Besuch das Tragen von warmer, wasserdichter Kleidung. Sie raten zudem zu einer warmen Kopfbedeckung, Schal und Handschuhen. In der Eishöhle herrschen dauerhaft Temperaturen um die 0 Grad Celsius. Dennoch dürfte ein Besuch hier ein einmaliges Erlebnis sein. Eines, dass man wohl leider nicht mehr allzu lange haben kann. Denn geht die globale Erwärmung ungemindert weiter wie bisher, könnte der Langjökull-Gletscher, dessen Fläche aktuell größer ist als die der Stadt New York, in spätestens 100 Jahren vollständig geschmolzen sein. Bereits 2014 verschwand in Island der Okjökull-Gletscher für immer. Insofern sollte das Abenteuer „Into the Glacier“ Besucher hoffentlich nicht nur an die Schönheit der Natur erinnern. Sonder auch daran, wie gefährdet sie aktuell leider ist.

Themen Island
Deine Datensicherheit bei der Nutzung der Teilen-Funktion
Um diesen Artikel oder andere Inhalte über Soziale- Netzwerke zu teilen, brauchen wir deine Zustimmung für diesen .
Sie haben erfolgreich Ihre Einwilligung in die Nutzung dieser Webseite mit Tracking und Cookies widerrufen. Sie können sich jetzt erneut zwischen dem Pur-Abo und der Nutzung mit personalisierter Werbung, Cookies und Tracking entscheiden.