12. November 2021, 5:52 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Wenn man die Lombard Street in San Francisco mit dem Auto befahren will, braucht man zwei Dinge: Top-Bremsen und vor allem gute Nerven. Es kann auch nicht schaden, wenn man sein Auto zwar liebt, eine Beule aber nicht als Weltuntergang empfindet. Wer all diese Voraussetzungen erfüllt, der sollte sich den Spaß gönnen. Denn Kurven bekommen bei dieser Fahrt eine ganz neue Bedeutung.
Die Lombard Street verläuft vom historischen Militärstützpunkt Presidio am Golden Gate bis zum Telegraph Hill (nicht weit von Fisherman’s Wharf entfernt) und durchquert damit fast ganz San Francisco. Die Straße ist die Fortsetzung des Highway 101, der von der Golden Gate Bridge in die Stadt führt. Berühmt aber ist der Teil zwischen Hyde Street und Leavenworth Street auf dem Russian Hill. Als die Straße gebaut wurde, standen die Stadtplaner vor der Aufgabe, ein Gefälle von stolzen 27 Prozent für Autos passierbar zu machen. Die naheliegende Idee: Serpentinen.
Acht Kurven für alle, die starke Nerven haben
Seit 1923 schlängelt sich die Lombard Street hier in acht Kurven 145 Meter lang bergab und wird deshalb oft als kurvenreichste Straße der Welt bezeichnet. Das stimmt zwar nicht (die Konkurrenz gibt es sogar direkt in San Francisco – die Vermont Street im Stadtteil Protrero Hill hat auf nur 85 Metern Länge fünf Kurven). Aber das ändert nichts an der Liebe der Einheimischen und Touristen für die Lombard Street, die auffällig rot gepflastert und rundum mit Blumen bepflanzt ist.
Weitblick in Richtung Telegraph Hill
Vor der Abfahrt (die Piste ist aus gutem Grund eine Einbahnstraße) sollte man sich unbedingt den Weitblick von der Hyde Street aus in Richtung Telegraph Hill gönnen – er lohnt sich. Auch der Blick über die von üppig blühenden Beeten gesäumte Straße ins Tal ist eindrucksvoll. Und dann geht es los! Noch mal tief durchatmen, die Bremsen testen, und langsam losrollen. Beim Fahren heißt es dann: Blick weg von der Aussicht auf die Meter vor der Motorhaube. Und: Atmen nicht vergessen! Profis wedeln die Strecke herunter wie ein Skifahrer. Im verlängerten Schneckentempo, versteht sich. Die Kinder an Bord genießen derweil den Blick und den Nervenkitzel, wenn das Auto doch mal etwas schneller wird.
Auch zu Fuß ist die Lombard Street ein Erlebnis
Auch wer in San Francisco ohne Auto unterwegs ist, sollte diesen besonderen Abschnitt der Lombard Street nicht verpassen. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass es auch als Fußgänger Spaß macht, an der Seite die Straße hinunterzugehen. Dann umgeht man zwar die zahlreichen Kurven, die die Straße so berühmt gemacht haben, kann dafür aber die tolle Aussicht genießen. Entspannter ist es auf jeden Fall!
Abgesehen davon lohnt sich ein Abstecher zur Straße auch für den Ausblick von oben und unten. Von oben hat man einen tollen Blick auf die Stadt. Und von unten lohnt sich ein Blick zurück auf die Schlängel-Straße, die wirklich einzigartig ist. Meiner Meinung nach sollte man die Lombard Street bei einem Besuch in San Francisco auf jeden Fall mitnehmen!
Larissa Königs, Redaktionsleitung TRAVELBOOK
Steil? Die Filibert Street ist noch steiler!
Wer es geschafft und sich den Schweiß von der Stirn gewischt hat, der kann sich kaum vorstellen, dass die Lombard Street nicht einmal die steilste Straße in San Francisco ist. Diese Auszeichnung trägt die Filibert Street, die parallel verläuft und stolze 31 Prozent Steigung hat. Da sie nicht durch Serpentinen entschärft ist, gehört sie zu den Straßen, für die man noch mehr Nerven braucht.
Die Feuerwehr jedenfalls befährt weder die eine noch die andere Straße. Und wer als Fußgänger in der Lombard Street unterwegs ist, der lässt die Serpentinen links oder rechts liegen und nimmt eine Treppe. Die ist allerdings auch eine Herausforderung, denn die 27 Prozent müssen ja auch zu Fuß überwunden werden.
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Lombard Street als Filmkulisse
Kein Wunder, dass die Straße immer wieder Kulisse für Filmaufnahmen ist. So kam sie bereits Ende der 1960er-Jahre in der US-amerikanischen Filmkomödie „Ein toller Käfer“ (1968) zu Ehren: Käfer „Herbie“ flitzte über die Serpentinen der Lombard Street ins Tal. Heute machen es ihm täglich tausende Autofahrer nach. Es macht einfach so viel Spaß!
(Text: Silke Böttcher)