20. August 2023, 12:47 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Mitten in Mailands Finanzdistrikt steht vor dem Hauptquartier der italienischen Börse eines der wohl skurrilsten, aber auch provokanteste Denkmale der Welt. Denn das sogenannte L.O.V.E.-Monument zeigt einen ausgestreckten Mittelfinger. Der ist eine Botschaft, und an eine ganz bestimmte Personengruppe gerichtet.
Mailands Piazza Affari wäre wohl normalerweise kein Ort, an den sich viele Touristen verirren. Hier befindet sich das Hauptquartier der italienischen Börse, schlägt das Herz des Finanzdistrikts der Stadt. Doch eine wahrhaft skurrile Sehenswürdigkeit lockt seit 2010 immer mehr Besucher hierher. Die Rede ist vom sogenannten L.O.V.E.-Monument, auch bekannt als Mittelfinger-Statue in Mailand oder „Il Dito“ – der Finger. Genauer gesagt handelt es sich bei dem Denkmal um eine Hand mit ausgestrecktem Mittelfinger. Und der vermittelt eine eindeutige Botschaft.
Dabei bedeutet das Wort love zunächst einmal natürlich Liebe. Die einzelnen Buchstaben im L.O.V.E.-Monument stehen aber laut dem „Institute for Public Art“ für die italienischen Worte libertà, odio, vendetta und eternità. Übersetzt bedeuten sie, der Reihe nach, Freiheit, Hass, Rache und Ewigkeit. Es handelt sich dabei um ein Werk von Maurizio Cattelan, den die „BBC“ als berühmtesten lebenden italienischen Künstler bezeichnet. Seine Werke erzielen Millionengewinne, doch das aus privater Hand finanzierte L.O.V.E.-Monument spendete er der Stadt. Und setzte damit ein Zeichen sowohl gegen den Kapitalismus als auch den Totalitarismus in Italien und Europa.
Provokante Botschaft
Wohl nicht zufällig steht der ausgestreckte Mittelfinger dabei direkt vor dem Palazzo Mezzanotte, ein Gebäude aus Italiens faschistischer Periode, in dem heute die Börse des Landes ihr Hauptquartier hat. Und so wird die Mittelfinger-Statue in Mailand von vielen auch als ein direktes und eindeutiges Zeichen an gierige Banker verstanden, die sich, besonders im Zuge der weltweiten Finanzkrise ab 2008, auf Kosten anderer bereicherten. Cattelan möchte mit seiner Statue dem „Institute of Public Art“ zufolge damit jeden Tag an die für viele Menschen traumatischen Ereignisse von damals erinnern.
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Dem Künstler zufolge ist das L.O.V.E.-Monument aber auch ein anti-faschistisches Statement. Wer genau hinsieht, erkennt neben dem ausgestreckten Mittelfinger, dass die anderen Finger aussehen wie abgetrennt. Und genau das wollte Catellan auch, denn die komplett ausgestreckte Hand symbolisiert auch heute noch den faschistischen Gruß. Indem er die Hand quasi „verstümmelte“, machte der Künstler daraus ein klares und provokantes „Nein“ zu derartigen Tendenzen.
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Kritik und Begeisterung für das L.O.V.E.-Monument
Seine Statue stieß zwar teils auf heftige Kritik, fand aber auch von Anfang an großen Anklang in Mailand. Ursprünglich sollte die Mittelfinger-Statue in Mailand nur eine Zeitlang auf der Piazza Affari stehen. Daraus sind jedoch mittlerweile 13 Jahre geworden. Giuliano Pisapia, der ehemalige Bürgermeister von Mailand, entschied sogar, die 11 Meter hohe Statue aus reinem Carrara-Marmor solle für mindestens 40 Jahre den Finanzdistrikt „zieren“.
Die Debatte um die Mittelfinger-Statue in Mailand machte 2010 international Schlagzeilen. Und seitdem steigt auch die Zahl der Mailand-Touristen stetig, die sich das wohl skurrilste und provokanteste Denkmal der Welt anschauen. Auch auf dem Portal Tripadvisor zeigen sich die User begeistert von der einzigartigen Statue. „Ich liebe diese respektlose und mutige Statue“, schreibt einer. Ein zweiter meint: „Eine witzige und zugleich ernste Stichelei an jene, die den weltweiten Crash mit befördert haben.“ Ein dritter fügt hinzu: „Macht ein Foto und fühlt euch rebellisch!“