23. Oktober 2023, 13:25 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Das Pergamonmuseum auf der Berliner Museumsinsel ist das meistbesuchte Museum der Hauptstadt. Ab sofort ist es geschlossen. 2027 soll ein Teilbereich wieder öffnen. Die vollständige Wiedereröffnung ist erst für 2037 geplant.
Das Pergamonmuseum ist ein Wahrzeichen der Berliner Museumswelt und gehört mit ihr zum UNESCO-Weltkulturerbe. Jedes Jahr strömen mehr als eine Million Menschen von überall aus der Welt in die riesigen Hallen, um das Ischtar-Tor, das antike Markttor von Milet und den Pergamonaltar sowie zahlreiche weitere historische Schätze mit eigenen Augen zu sehen. Strömten, müssen wir sagen. Denn seit dem 23. Oktober 2023 ist das Pergamonmuseum komplett geschlossen. Erst in 14 Jahren soll das beliebte Museum auf der Berliner Museumsinsel wieder vollständig für Besucher öffnen. Einen Teil kann man schon früher wiedersehen. Denn in dreieinhalb Jahren sollen der Nordflügel und der Mittelteil – und damit mehr als die Hälfte des Museums – bereits wieder für den Publikumsverkehr öffnen. Bis dahin hält sich das Pergamonmuseum mit Sonderausstellungen über Wasser.
Pergamonmuseum muss umfassend saniert werden
Der Grund für die langjährige Schließung des imposanten Pergamonmuseums, zu dem die Antikensammlung, das Vorderasiatisches Museum und das Museum für Islamische Kunst gehören, sind diverse Stellen mit Sanierungsbedarf überall im und unter dem Museum. Das gesamte Pergamonmuseum muss von Grund auf saniert werden – das wird es an einigen Stellen auch bereits seit Jahren. Außerdem soll es neue, verbesserte Räume und mehr Barrierefreiheit geben.
Eine riesige Baustelle in der Baustelle des Pergamonmuseums ist das Dach. Stefan Weber, Direktor des Museums für Islamische Kunst, sagte dazu gegenüber dem TV-Sender „Rbb“: Das Klima ist furchtbar. (…) Was ganz schlimm ist, ist der Regen, der durch die Decke kommt, (…) immer wieder.“ Fast jedes Jahr habe es im Museum mehrere Wasserdurchbrüche gegeben. „Wir müssen dringend die Dächer restaurieren und ich bin so froh, dass wir ein neues Dach bekommen“, sagt Weber.
Ein weiteres, ungleich größeres Problem, befindet sich jedoch unterhalb des Museums. Weber erklärt: „Was weh tut ist, dass das Ischtar-Tor länger geschlossen bleibt. Das liegt daran, dass hier unter uns ein eiszeitliches Flussbett ist, wo der Stein über dreißig Meter tiefer anfängt. Da haben die im Ersten Weltkrieg eine riesige Betonbrücke drüber gebaut, damit dieser Flügel überhaupt hier stehen kann, im Sumpf. Dieser Beton ist 110 Jahre alt und hat (…) unten an der Gründung Risse.“ Deshalb müsse man die Unterseite des Museums unterirdisch stabilisieren – der Grund, wieso die Sanierung des Pergamonmuseums so lange dauere und auch so teuer werde. Nach Angaben der Deutschen Presseagentur (dpa) könnten sich die Gesamtkosten für die Renovierung auf rund 1,5 Milliarden Euro belaufen. Seit des Baustarts im Jahr 2012 hat sich diese Zahl immer weiter erhöht.
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Nordflügel eröffnet in dreieinhalb Jahren
Die Renovierungsarbeiten in Nordflügel und Mittelteil des Pergamonmuseums dauern teilweise bereits mehr als zehn Jahre. Besucher können seitdem unter anderem den Hellenistischen Saal nicht betreten. Nordflügel und Mittelteil sind auch die Bereiche, die in dreieinhalb Jahren wieder eröffnet werden sollen. Und die Arbeiten sind bereits weit fortgeschritten, wie Barbara Große-Rhode, Referatsleitung des Bundesamts für Bauordnung und Raumwesen, gegenüber „Rbb“ erklärte. Laut der Architektin ist der Pergamonaltar bereits fast fertig restauriert, der Pergamonsaal „schon sehr weit“, die Lichtdecke fertig, die Wände „haben ihr Finish“ und auch der Boden sei fertig.
Neben der Restaurierung steht auch ein großer Umzug an: Das Museum für Islamische Kunst soll in den frisch renovierten Nordflügel einziehen und dort ebenfalls ab 2027 zu sehen sein. Direktor Stefan Weber erklärte dazu, dass etwa die Mschatta-Fassade – das größte Exponat des Museums für Islamische Kunst im Pergamonmuseum – Stück für Stück in den Nordflügel umziehen werde. „Dazu werden wir jeden Stein restaurieren“, sagt er und erklärt weiter, dass die Palastfassade aus dem heutigen Jordanien anschließend wieder Stück für Stück aufgebaut werde. In Zukunft sei sie in den neuen Räumen in ihrer Originalgröße von 45 Metern zu sehen.
„Die Sanierung bietet uns eine ganz besondere Chance, die Objekte in Zukunft besser zu bewahren und zugänglicher zu präsentieren“, sagte Barbara Helwing, Direktorin des Vorderasiatischen Museums gegenüber der dpa. Sie erklärt, man überprüfe im Pergamonmuseum nun außerdem alte Restaurierungen, entwickle „moderne Ausstellungskonzepte“ und schreibe „neue Geschichten, die wir sehr bald schon im Rahmen von Sonder- und Interims-Ausstellungen mit unseren Besucherinnen und Besuchern teilen möchten.“