Direkt zum Inhalt wechseln
logo Deutschlands größtes Online-Reisemagazin
Sie erinnern an ein schlimmes Terrorregime

Bunk’art – die makabren Museen in Albaniens Hauptstadt Tirana

Bunk'art
Dieser alte Atomschutzbunker ist heute ein Museum, das an die Zeit erinnert, als Albanien von einem kommunistischen Terrorregime regiert wurde. Foto: dpa picture alliance/ZUMAPRESS.com | Ervin Shulku
Robin Hartmann Autorenkopf
Freier Autor

25. Februar 2024, 14:41 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

In Albaniens Hauptstadt Tirana erinnern zwei ungewöhnliche Museen an die düstere Vergangenheit des Landes unter dem Terrorregime des Diktators Enver Hoxha. Das Besondere ist, dass sie sich in ehemaligen Atomschutzbunkern befinden. Der Despot ließ diese einst aus Angst vor einer Invasion seines Landes anlegen. Die beiden Bunk’art genannten Orte erzählen von Jahrzehnten der Angst und Verfolgung in Albanien.

Artikel teilen

Albanien wird, vor allem in den letzten Jahren, immer wieder genannt, wenn es um neue, noch unbekannte Ziele für Reisen in Europa geht. Laut einer Meldung des albanischen Tourismusministeriums besuchten 2023 8,3 Millionen Touristen das Land. Heute kaum vorstellbar, dass es noch vor gut 30 Jahren, bis 1991 genauer, eine Diktatur war. Und an diese düstere Vergangenheit erinnern die Bunk’art-Museen in der Landeshauptstadt Tirana. Der Name ist dabei ein zynisches Wortspiel, denn sie befinden sich in ehemaligen Atomschutzbunkern.

Wie die offizielle Webseite von Bunk’art berichtet, wollen die Museen Besucher über die Zeit der albanischen Diktatur informieren, die von 1944 bis 1991 in dem Land wütete. Zum Alltag gehörte dabei die Verfolgung und auch Ermordung vermeintlicher Regimegegner. Die „Sigurimi“, die politische Geheimpolizei, schikanierte im Auftrag des Despoten Enver Hoxha alle, in denen sie Feinde seines Gedankengutes vermutete. Besonders in den Jahren vor seinem Tod 1985 ließ der Tyrann aus Angst vor einer Invasion aus dem Ausland überall in Albanien Schutzbunker anlegen. Diversen Quellen zufolge sollen es mehr als 700.000 gewesen sein.

Isolation und Verfolgung

Bunk'art
Das erste Bunk’art-Museum wurde 2014 am Stadtrand von Tirana eröffnet Foto: dpa picture alliance/Olsi Shehu / Anadolu Agency

Die offizielle Tourismuswebseite von Albanien spricht immer noch von 175.000 dieser Bunker, deren Existenz die heutige Regierung bestätigt. Sie zeugen von einer Zeit, als sich Albanien unter Diktator Hoxha nahezu vollständig vom Ausland isolierte. Die Bunk’art-Museen in Tirana setzen sich seit 2014 dafür ein, dass diese für viele Menschen im Land schreckliche Zeit nicht vergessen wird. im November diesen Jahres eröffnete die erste der beiden Anlagen, Bunk’art 1, am Stadtrand von Tirana in Enver Hoxhas altem Atomschutzbunker.

Auch interessant: Albanien: Die schöne und günstige Alternative zu Griechenland

Das Videomuseum beschäftigt sich mit der Geschichte der albanischen Armee und dem alltäglichen Leben der Bevölkerung unter dem kommunistischen Regime. Bunk’art 2, 2016 eröffnet, befasst sich mit dem Terror durch das Ministerium für Interne Angelegenheiten und der Geheimpolizei. Es ist damit laut offizieller Webseite das erste Museum landesweit, dass sich den Opfern der Verfolgung durch das Terrorregime widmet. Der Seite „Into Albania“ zufolge beherbergt die Bunk’art 2-Ausstellung auf 1000 Quadratmetern 24 Räume. In denen können Besucher etwas über die Schicksale der schätzungsweise 100.000 Albaner erfahren, die von 1944 bis 1991 Opfer politischer Willkür wurden.

Streng geheimer Bunker

Bunk'art
Das Bunk’art 2-Museum in der Innenstadt von Tirana erinnert an die Opfer der Verfolgung durch das Regime von Diktator Enver Hoxha Foto: dpa picture alliance/ZUMAPRESS.com | Ervin Shulku

Obwohl sich das Bunk’art 2-Museum mitten im Stadtzentrum von Tirana befindet, war die Existenz des ehemaligen Atomschutzbunkers lange ein wohl gehütetes Geheimnis. Diktator Hoxha selbst ordnete 1981 seinen Bau an, erlebte aber die Fertigstellung fünf Jahre später nicht mehr. Der unterirdische Bunker war so geheim, dass die albanische Bevölkerung erst 2015 überhaupt von seiner Existenz erfuhr. Und das, obwohl er sich direkt unter den Straßen der Innenstadt befindet.

Doch die Nutzung des ehemaligen Atomschutzbunkers als Museum gefiel nicht allen. So wurde Bunk’art 2 während seines Baus Ziel eines Angriffs. Aktivisten befürchteten, es könne sich bei der Ausstellung um eine Glorifizierung des Terrorregimes unter Enver Hoxha handeln. Die Macher entschlossen sich, die durch die Attacke entstandenen Schäden nicht zu beseitigen. Es handele sich trotz allem immer noch um einen wichtigen Teil von Albaniens Geschichte, so die offizielle Begründung.

Auch interessant: Mit dem Auto durch Albanien: Tipps für einen Roadtrip

Mehr zum Thema

„Düster und tief verstörend“

Lonely Planet“ weist auf seiner Webseite darauf hin, dass die Bunk’art-Ausstellungen zum Teil „düstere und tief verstörende“ Ausstellungsstücke zeigten, weshalb vor allem ein Besuch mit Kindern hier nicht ratsam sei. Wer sich dem dennoch gewachsen sieht, hat dazu im Bunk’art 2 von Montag-Donnerstag sowie Sonntag von 9.30 bis 18 Uhr die Gelegenheit. Freitag und Samstag sind die beiden Lokalitäten von 9.30 bis 20 Uhr geöffnet. Bunk’art 1 ist die gesamte Woche über von 9.30 bis 16 Uhr geöffnet. Auf der offiziellen Webseite kann man aber auch eine virtuelle Museumstour machen.

Skurrilerweise finden sich dort aber leider keine Eintrittspreise für die Bunk’art-Museen. Nutzern der Seite Tripadvisor zufolge betragen diese aber aktuell 700 Lek, umgerechnet knapp sieben Euro. Die Meinung der User über das Erlebnis ist dabei fast durchweg enthusiastisch. „Ein sehr guter Einblick in die albanische Geschichte, die nicht vergessen werden darf“, meint einer. Ein zweiter schreibt: „Definitiv ein Pflichtbesuch“. Ein dritter ergänzt: „Ein sehr interessantes und informatives Museum, das die … Folgen des Hoxha-Regimes aufzeigt.“

Themen Albanien Europa
Deine Datensicherheit bei der Nutzung der Teilen-Funktion
Um diesen Artikel oder andere Inhalte über Soziale- Netzwerke zu teilen, brauchen wir deine Zustimmung für diesen .
Sie haben erfolgreich Ihre Einwilligung in die Nutzung dieser Webseite mit Tracking und Cookies widerrufen. Sie können sich jetzt erneut zwischen dem Pur-Abo und der Nutzung mit personalisierter Werbung, Cookies und Tracking entscheiden.