8. Oktober 2022, 16:44 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Das Nationalmuseum von Irland zeigt eine der wohl makabersten Ausstellungen der Welt. Denn die Ausstellung „Kingship and Sacrifice“ stellt Sumpfleichen aus, die zum Teil Jahrtausende alt sind. Das wirklich Gruselige ist aber die Art, wie diese Menschen starben. Denn vieles deutet darauf hin, dass sie einst geopfert wurden.
Wer das Nationalmuseum von Irland in Dublin besucht, der findet hier zahllose Exponate und Ausstellungen rund um die Themen Kunst, Kultur und (Natur)-Geschichte. Eine von ihnen darf man jedoch getrost zu den gruseligsten Expositionen weltweit zählen. Denn unter dem Titel „Kingship and Sacrifice“ werden in Irlands Nationalmuseum teils jahrtausendealte Sumpfleichen gezeigt. Sie erzählen von einer Zeit voller grausamer Rituale.
Im Jahr 2003 beginnt ein internationales Team von Spezialisten laut der offiziellen Seite des Nationalmuseum von Irland an zwei verschiedenen Stellen im Land mit der Ausgrabung von zwei Sumpfleichen. Man datiert die beiden Toten auf einen Zeitraum zwischen 400 und 200 vor Christus. Das Besondere: Die Moor-Mumien sind extrem gut erhalten, und geben damit Aufschluss über eine bizarre Praxis aus längst vergangenen Tagen. Denn mutmaßlich wurden beide zu rituellen Zwecken geopfert.
Grausame Menschenopfer
Wie das wissenschaftliche „Smithsonian Magazine“ berichtet, waren Menschenopfer in ganz Europa wohl schon in der Bronzezeit um 2000 vor Christus weit verbreitet. Schockierend ist allerdings die Grausamkeit, mit der man viele Opfer tötete. Sie wurden gehängt, erwürgt, erstochen und auf jede erdenkliche Weise gefoltert, bevor man sie in Moore warf. In einem Fall schlug man einem Mann zuerst den Schädel ein und strangulierte ihn dann, während man ihm zeitgleich die Kehle durchschnitt.
Auch interessant: 12 Museen, in denen Sie sich garantiert ekeln!
Dem Nationalmuseum von Irland zufolge handelte es sich hierbei, zumindest in Irland selbst, wohl um eine Art Initiationsritus. So opferte man im Zuge der Ernennung eines neuen Königs nicht selten einfach seinen Vorgänger. Darauf, dass die Geopferten oft Menschen höherer Klassen waren, deuten auch die zahlreichen Grab-Beigaben, die man in den Sümpfen fand, aus denen die erstaunlich gut konservierten Leichen geborgen wurden.
Der Hype um die Moorleichen
So barg man neben Schmuck und Waffen in einem Fall einen jahrhundertealten Klumpen Butter bei einem der Toten. Genau wie die Leiche selbst war er durch den in jedem Moor herrschenden Luftabschluss außergewöhnlich gut erhalten. Denn der fehlende Sauerstoff unter den oft meterdicken Torfschichten in einem Sumpf verlangsamt in der Regel die Zersetzung organischen Materials.
Die ersten Moorleichen fand man in Europa bereits vor Jahrhunderten eher zufällig. Torf war damals ein begehrter Brennstoff, den man den Sümpfen abtrotzte. Bei solchen Gelegenheiten kamen immer wieder Körper wie jene zum Vorschein, die heute im Nationalmuseum von Irland zu sehen sind. Dem „Smithsonian Magazine“ zufolge erschien bereits um 1780 die erste wissenschaftliche Studie zu den ungewöhnlichen Mumien. Als 1835 in Dänemark die Sumpfleiche einer norwegischen Königin ausgegraben wurde, löste das landesweite Begeisterung aus.
Nichts für schwache Nerven Ist das Mumien-Museum von Guanajuato das gruseligste der Welt?
Gruselige Touristenattraktion In der Kapuzinergruft in Brünn liegen die Mumien von dutzenden Mönchen
Expertin im TRAVELBOOK-Interview Ist es eigentlich okay, sich ausgestellte Mumien anzusehen?
Ausstellung auch in Deutschland
Die Sumpfleichen im Nationalmuseum von Irland sind aber auf eine makabre Weise besonders. Sie sind so gut erhalten, dass sogar das Fleisch auf den Knochen konserviert ist. Die älteste jemals gefundene Mumie dieser Art, der 2011 entdeckte „Cashel Man“, ist gut 4000 Jahre alt. Neben den gruseligen Körpern bzw. Körperteilen gibt das Museum auch Aufschluss zu Funden aus England, Deutschland, Dänemark und den Niederlanden.
Auch interessant: Diese 11 Museen sind der reinste Horror
Auf dem Portal Tripadivisor zeigen sich die User beeindruckt von der ungewöhnlichen Ausstellung. So schreibt einer: „Es ist ziemlich gruselig, was man sich hier anschaut, einmal lebende Menschen waren. Auf morbide Weise faszinierend.“ Ein zweiter sagt: „Die ‚Kingship and Sacrifice‘-Ausstellung hat mich besonders begeistert.“ Ein dritter fügt schlicht hinzu: „Einfach atemberaubend.“ Der Eintritt in das Nationalmuseum von Irland ist kostenlos.
Wer aktuell aber lieber immer noch nicht in eine anderes Land reisen möchte: Auch in Deutschland kann man eine Sammlung von Moorleichen besichtigen. Im Archäologischen Museum Schloss Gottorf in Schleswig-Holstein sind gleich mehrere, bis zu 2500 Jahre alte Exemplare ausgestellt.