5. März 2021, 11:31 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Der Brite Jason deCaires Taylor ist bildender Künstler. Seine viel beachteten Skulpturen stehen allerdings nicht in einem gewöhnlichen Museum – sondern auf dem Meeresgrund. Jetzt wurde vor der südfranzösischen Stadt Cannes ein weiteres seiner beeindruckenden Unterwasser-Museen eröffnet.
Es ist bereits die zweite Kunstausstellung, die der britische Künstler Jason deCaires Taylor in europäischen Gewässern installiert hat. Nachdem 2017 vor der kanarischen Insel Lanzarote ein Unterwasser-Museum mit seinen Skulpturen eröffnet hat, können Taucher seit Anfang Februar nun auch in Frankreich seine Werke bewundern. Der genaue Standort des Unterwasser-Museums Cannes befindet sich vor der Île Sainte-Marguerite.
Vier Jahre hat deCaires Taylor gebraucht, um die jeweils etwa 12 Tonnen schweren Skulpturen zu erschaffen. Die sechs Werke basieren auf Porträts von Mitgliedern der Gemeinde, die eine Reihe von Altersgruppen und Berufen abdecken, wie der Künstler mitteilte. Unter anderem zeigen sie einen 80-jährigen Fischer aus der Gegend und eine 9-jährige Grundschülerin. „Jedes Gesicht ist stark vergrößert und in zwei Teile geteilt, wobei der äußere Teil einer Maske ähnelt“, schreibt deCaires Taylor. Das Thema der Masken stehe in Verbindung mit der Geschichte der Île Sainte-Marguerite, wo einst der „Mann mit der eisernen Maske“ gefangen gehalten wurde.
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Mit der Ausstellung möchte der Künstler, dass wir mehr und mehr verstehen, wie unsere Beziehung zum Leben und der Welt unter Wasser funktioniert. Wie sehr wir davon abhängig sind und dass wir das sensible Öko-System schützen müssen – für uns selbst. Teil des Projekts war deshalb auch eine umfangreiche Säuberung des Meeresbodens. Dabei hat man maritimen Müll wie alte Schiffsmotoren und Pipelines entfernt. Das Gelände ist jetzt für Boote gesperrt, um einen sicheren Tauchgrund zu schaffen. Außerdem sollen die Seegraswiesen nicht durch Anker beschädigt werden.
Die Statuen sind aus einem speziellen Beton gefertigt, der 10 Mal härter ist als normaler Beton. Zudem ist das Material pH-neutral, was dem Wachstum von Korallen zugutekommt. Das Besondere: Die Figuren werden nicht etwa regelmäßig gereinigt oder gar restauriert, im Gegenteil. Es ist sogar vom Künstler gewollt, dass sich im Laufe der Zeit Korallen, Muscheln und Algen auf den Statuen absetzen. Dadurch erhalten die Figuren ein beinahe groteskes Aussehen, geformt von der Natur und den Kräften des Wassers.
Neben Lanzarote und Cannes gibt es auch in der Karibik zwei Ausstellungen von Jason deCaires Taylor. Vor Grenada und Mexiko sind die Unterwasser-Figuren mittlerweile längst zu künstlichen Riffen geworden, Pflanzen und Tiere haben sich dort angesiedelt und einen neuen Lebensraum gefunden.