8. Dezember 2022, 10:54 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
In dem mecklenburgischen Ort Wittenburg gibt es die wohl skurrilste Dauerausstellung Deutschlands: Denn hier findet sich das Museum MehlWelten, das sich ganz dem Grundnahrungsmittel verschrieben hat. Seit der Eröffnung 2008 ist eine erstaunliche Anzahl an Exponaten zusammen gekommen. Manche von ihnen haben sogar besondere Geschichten.
Viele Orte weltweit definieren sich auch über ihre Ausstellungshäuser. Paris hat den Louvre, Madrid seinen Prado, New York das Moma. Und das kleine Wittenburg in Mecklenburg-Vorpommern? Das hat die sogenannte „Sackothek“. Sie ist das Herzstück der wohl skurrilsten Sammlung Deutschlands, dem Mehl-Museum Wittenburg. Ausgestellt werden hier in den MehlWelten, wie der Name schon nahe legt, verschiedenste Exponate rund um das Grundnahrungsmittel. Und in der „Sackothek“ sind das eben Mehlsäcke.
Laut der offiziellen Seite des Museums, das sich selbst auch als „flour art museum“ bezeichnet, findet man hier mittlerweile mehr als 3600 Stück aus über 140 Ländern. Säcke von jedem Kontinent sind dabei, auch aus exotischen Orten wie der Insel St. Helena oder der Mongolei. Sie alle sind in der „Sackothek“ zu bewundern, die man sich wie eine riesige Bibliothek für Mehlsäcke vorstellen muss. Denn natürlich hängen diese nicht alle in Vitrinen oder an den Wänden, sondern sind in nach englischen Ländernamen geordneten Kladden verwahrt.
Die Idee entsprang dem Zufall
In dem bereits 2008 eröffneten Mehlmuseum lässt sich aber nicht nur über die zahllosen, ähem, alten Säcke staunen, sondern auch über andere Ausstellungsstücke zum Thema Mehl. So etwa die Replika einer ägyptischen Statue aus dem Jahr 2450 vor Christus, die eine Frau beim Mehlmahlen zeigt. In einem anderen Raum lernt man alles über die Symbole auf den Mehlsäcken. Zum Beispiel, warum Löwen und Lokomotiven beliebte Motive sind, und warum ein Kamel auf einem marokkanischen Mehlsack und ein Drache auf seinem chinesischen Pendant dieselbe Bedeutung haben.
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Dass es das Mehlmuseum heute überhaupt gibt, ist einem Zufall zu verdanken. Und dem Engagement eines einzelnen Mannes. Demnach fand 1998 der Großindustrielle Volkmar Wywiol am Strand von Dubai einen angeschwemmten Mehlsack. Wywiol ist unter anderem Inhaber der Firma Mühlenchemie, die Zusatzstoffe für Mehl herstellt. In der Folgezeit wuchs in ihm die Idee für die MehlWelten. Es waren vor allem Kunden seiner Mühlenchemie, die dem Ausstellungshaus in der Folgezeit die zahlreichen Exponate aus aller Welt zuschickten.
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Jeder kann neue Exponate einsenden
Aber auch Privatpersonen tragen zu der einzigartigen Sammlung im Mehlmuseum bei. So sind unter anderem zwei Mehlsäcke aus der Zeit der Berliner Luftbrücke erhalten. 2008 erhielt das Haus auch eine Spende von einer Frau, deren Mutter, eine Müllerin, im Krieg Mehl gegen Bohnenkaffee eingetauscht hatte. Diesen und noch weiteren geschichtsträchtigen Stücken wird im Raum „Historische Säcke“ Platz geboten. Und weil die Ausstellung auch in Zukunft wachsen soll, akzeptiert das Haus natürlich auch weitere Spenden.
Jeder, der einen neuen Sack einsenden möchte, kann dies zusammen mit einem ausgefüllten Registrierblatt tun. Dieser wird dann künftig in der „Sackothek“ im Mehlmuseum ausgestellt. So heißt es weiter auf der Website: „Als Dankeschön übersenden wir Ihnen ein Sack-Collection-Certificate mit persönlicher Registriernummer“. Dass Wywiol es ernst meint mit dem Mehl, zeigt auch ein bereits mehrfach verliehener „Mehlsack Award“. Hierbei wird das schönste Motiv auf einem der guten Stücke prämiert. 2018 gewann ein „Teilnehmer“ von der Karibik-Insel Guadeloupe.
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Wenn Sie jetzt interessiert sind an einem Besuch im Mehlmuseum in Wittenburg: Es hat jeden Sonntag im Monat von 12 bis 17 Uhr geöffnet. Von Mai bis Oktober kann man die Ausstellung zudem auch jeden ersten und dritten Samstag im Monat zur gleichen Uhrzeit besuchen. Der Eintritt ist kostenlos. Sonderführungen außerhalb der Öffnungszeiten kosten fünf Euro pro Person, werden aber erst ab einem Wert von 100 Euro durchgeführt. Aber genug Information, das müssen Sie jetzt sicher erst mal, Achtung, sacken lassen.