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Mehr als 200 Jahre alt

Die Geschichte des berühmten Kunstmuseums Prado in Madrid

Prado
Der Prado in Madrid ist so legendär, dass sogar der Boulevard, auf dem er liegt, nach ihm benannt ist Foto: Getty Images
Robin Hartmann Autorenkopf
Freier Autor

21. Juli 2023, 6:30 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

In Spaniens Hauptstadt Madrid steht mit dem Prado eines der bedeutendsten und meistbesuchten Kunstmuseen auf der ganzen Welt. In seiner über 200-jährigen Geschichte hat sich seine Sammlung mehr als verzwanzigfacht. Der Kunsttempel zeigt heute die größte und wichtigste Sammlung spanischer Malerei überhaupt – und hat sein vielleicht bekanntestes Werk dennoch freiwillig abgegeben.

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Die Bedeutung eines Gebäudes für eine Stadt kann man meist vor allem daran ablesen, wie leicht es auch für Ortsunkundige zu finden ist. Im Fall des weltberühmten Museums Prado in Madrid ist die Antwort einfach, denn der Kunsttempel thront nicht nur mitten im Herzen der Stadt, sondern liegt auch an einem nach ihm benannten Prachtboulevard. Auf dem Paseo del Prado, so der Name der Straße, stehen mit dem Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía und dem Thyssen-Bornemisza noch zwei weitere erlesene Museen, doch keins von ihnen reicht in Hinblick auf Klasse und Erhabenheit nur annähernd an den Prado heran. Seit mehr als 200 Jahren ist er eine der Top-Adressen für Kunst in Spanien und weltweit.

Es ist das Jahr 1785, als der spanische König Karl III. laut offizieller Webseite des Prado bei dem bekannten Architekten Juan de Villanueva ein Gebäude in Auftrag gibt. Der Monarch hat ursprünglich ein Kabinett für Naturgeschichte im Sinne, als er den Befehl für den Bau erteilt. Drei Jahre später stirbt Karl, und erfährt nie, dass er verantwortlich ist für das heute neben dem Louvre vielleicht bedeutendste Kunstmuseum in Europa. Sein Enkel, Ferdinand VII., lässt den Grundstein für das legen, was das Haus heute ausmacht. Nämlich die umfassendste und wichtigste Sammlung spanischer Malerei auf der ganzen Welt.

Fanatische Kunstsammler

Im Grunde ist aber nicht Ferdinand selbst, sondern seiner Frau, der Königin Maria Isabel de Braganza, zu verdanken. Sie regt an, die immense Kunstsammlung des Herrscherhauses in einem würdigen Rahmen für eine breite Masse erfahrbar auszustellen. Und so kommt es, dass der Prado am 10. November 1819 erstmals seine Pforten für die Öffentlichkeit öffnet. Die erste Ausstellung umfasst 311 Werke von spanischen Künstlern wie Diego Velázquez, José de Ribera und Francisco Zurbarán. Schon bald muss mehr Ausstellungsraum her. „Deutschlandfunk“ zufolge eröffnet nur zwei Jahre später eine Erweiterung, die sich den italienischen Meistern widmet.

Bereits ab 1516 hatte unter Karl V. der Sammelrausch des spanischen Königshauses begonnen, und so nannte man Werke von Künstlern wie Hieronymus Bosch, Tizian, El Greco, Rubens, Jan van Eyck, Albrecht Dürer und zahllosen weiteren sein Eigen. Unter den Habsburger- und Bourbonen-Herrschern waren stets neue Werke dazugekommen, und so wuchs die Sammlung im Prado nun stetig und sehr schnell an. Neben der Malerei machen bis heute auch Skulpturen einen bedeutenden Teil des Museums aus. Schon zu Zeiten der ersten Ausstellung besaß man hier fünfmal so viele Werke, wie man überhaupt zeigen konnte.

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Mehr als 8600 Gemälde und eine dramatische Rettung

Prado
Der neue Flügel des Prado wurde 2007 eröffnet und von dem Pritzker-Preis-Gewinner Rafael Moneo gebaut Foto: Getty Images

Ab 1835 gewann der Prado dann noch weitaus mehr bedeutende Kunst hinzu. Denn damals verfügte die Regierung, sämtliche Klöster des Landes schließen zu lassen. Deren Besitztümer gingen an das Königshaus über, und die wichtigsten Werke landeten so wiederum am Ende des 19. Jahrhunderts in dem damals schon legendären Museum. Doch mit dem Zuwachs entstand auch ein wahres Luxusproblem, nämlich ein Platzmangel bezüglich der Ausstellungsflächen. Und dieser hält, trotz einer spektakulären Erweiterung im Jahre 2007, immer noch an. Bis heute kann der Prado der Öffentlichkeit nur einen Bruchteil seiner Exponate zeigen.

Heute umfasst die Sammlung des Prado laut der offiziellen Tourismus-Webseite der Stadt Madrid mehr als 8600 Gemälde und über 700 Skulpturen. Besonders bedeutende Künstler wie Goya und El Greco haben in dem Kunsttempel ihre eigenen Räume. Die Werke, die hier gezeigt werden, reichen zurück bis ins 11. Jahrhundert. Das vielleicht wichtigste Bild ist das Triptychon Der Garten der irdischen Freuden von Hieronymus Bosch. Das kann man daran erkennen, dass die offizielle Museumswebseite es als Erstes in der Liste seiner Meisterwerke nennt. Das diese heute noch unbeschadet bewundert werden können, ist einer dramatischen Rettungsaktion zu verdanken. Denn mit dem Ausbruch des Spanischen Bürgerkrieges 1936 schaffte man die Werke aus dem Prado zunächst nach Valencia. Von dort aus wurden sie dann in die sichere Schweiz verbracht.

Ab 1981 war im Prado mit Pablo Picassos Guernica auch ein Bild zu sehen, das sich auf monumentale Weise mit dieser schrecklichen Vergangenheit auseinandersetzt. Tatsächlich entschied man trotz der immensen Bedeutung dieses Bildes aber 1992, es an das benachbarte Reina Sofia abzugeben. Die Begründung: Man wolle fortan nur noch Kunst zeigen, die spätestens aus dem 19. Jahrhundert stamme.

So kommen Sie gratis in den Prado

Heute ist der Prado mit etwa drei Millionen Besuchern jährlich längst eines der weltweit populärsten Museen. Die permanenten Ausstellungen werden ergänzt von zahlreichen temporären Expositionen. Montag bis Samstag hat das Kunsthaus von 10 bis 20 Uhr geöffnet, Sonntag von 10 bis 19 Uhr. Der Eintritt beträgt laut offizieller Seite aktuell 15 Euro. Jedoch kann jedermann von Montag bis Samstag im Zeitraum zwischen 18 und 20 Uhr das Museum gratis besuchen, sonntags von 17 bis 19 Uhr. Dieses schmale Zeitfenster reicht jedoch nicht annähernd aus, um die Schätze im Prado angemessen zu würdigen, wie ich aus eigener Erfahrung bestätigen kann.

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Erhabener Kunsttempel

Obwohl der Kunstpalast zu wirklich jeder Zeit des Tages und Jahres mehr als gut besucht ist, herrscht innen eine wunderbare Ruhe. Als Besucher kann man sich einen Audioguide holen, um sich die verschiedenen Werke erklären zu lassen. Ich selbst habe es immer bevorzugt, hinterher bzw. während der Betrachtung selbst kurz zu recherchieren. Ich erinnere mich an zahllose brütend heiße Sommertage, an denen ich vor der Hitze in die kühlen Hallen des Prado geflüchtet bin. Irgendwie scheint die Zeit in dem Haus anders zu gehen. Man fühlt sich auf eine seltsam geborgene Weise völlig abgeschieden von der Außenwelt, die nur ein paar Meter weiter vorbeirauscht.

Spektakulär muss daher auch das neue Angebot des Hauses sein, das es jeden ersten Samstag im Monat gibt. Der Prado bei Nacht öffnet dann von 20.30 bis 23.30 Uhr für Besucher gratis seine Türen. Für reguläre Gäste wäre meine Empfehlung, Tickets vorab online zu kaufen. Vor den Toren des Kunsttempels kommt es fast immer zu nicht unerheblichen Warteschlangen. Und das zu Recht: Noch an keinem anderen Ort auf der Welt habe ich ein Gebäude erlebt, dass eine derart erhabene Sammlung so würdig und der Bedeutung angemessen, aber dennoch unprätentiös präsentiert.

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