2. Februar 2021, 14:39 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
40 Kilometer außerhalb von Moskau steht ein langsam zerfallendes, seltsames Flugobjekt. Eine gigantische Maschine, die einst sowohl horizontal als auch vertikal starten konnte – der „dreiköpfige Drache“, wie die Bartini Beriev WWA-14 auch genannt wurde. Zwei Prototypen wurden jemals hergestellt, einer existiert noch heute. TRAVELBOOK erzählt seine Geschichte.
Ein Flugzeug, das wie eine Amphibie ist: Das war die Idee hinter der Bartini Beriev WWA-14. Die von Robert Bartini entwickelte Maschine der Firma Beriev war so gebaut, dass sie sowohl an Land als auch Wasser eingesetzt werden konnte. Die Zahl 14 im Namen steht für die Anzahl der Triebwerke, die Abkürzung WWA steht für „вертикально-взлётная амфибия“ („wertikalno-wsljotnaja amfibija“). Es handelt sich bei dem ungewöhnlichen Objekt demnach um ein „vertikal startendes Amphibienflugzeug“. Wie darf man sich das vorstellen?
Die Bartini Beriev WWA-14 wurde in den 1960er Jahren entwickelt und galt einst als die Hoffnung der Sowjetunion gegen U-Boot-Angriffe. Robert Bartini, der laut CNN von einigen Zeitgenossen sogar wegen seiner visionären Ansichten als „Außerirdischer“ gefeiert wurde, hatte sie so konzipiert, dass sie mit den zahlreichen Triebwerken dauerhaft knapp über der Wasseroberfläche fliegen konnte – so wollte man feindliche U-Boote aufspüren.
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Wie WWA-14 zum „dreiköpfigen Drachen“ wurde
Das Besondere: Die WWA-14 sollte im Wasser senkrecht starten, ähnlich dem Start einer Rakete, und erst im Flug um 90 Grad in die Horizontale kippen. Die besondere Konstruktion des Flugzeugs verlieh ihm ein außergewöhnliches Aussehen, das wiederum zu einem ebenso außergewöhnlichen Spitznamen führten: dem „dreiköpfigen Drachen“. Der Name geht auf die Fabelfigur Zmei Gorynich zurück, ein Drache aus einem russischen Volksmärchen, der drei bis zwölf Köpfe habe.
Doch trotz der passenden Marketingstrategie gelang der WWA-14 nie der große Durchbruch. Bereits der erste Prototyp des revolutionären Flugzeugs, der 1972 abhob, hatte keine passenden Triebwerke für den angestrebten Senkrecht-Start – und auch im zweiten Prototyp wurden sie nie verbaut. Der Grund war, laut CNN, dass es keinen passenden Motortyp gab. So wurde nach dem zweiten Prototyp nicht weitergebaut, sondern das Projekt abgeschrieben.
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Mit dem Erfinder starb auch das Projekt
Bartini jedoch wollte das nicht hinnehmen. Er arbeitete zeitlebens an einem weiteren, spektakulären Flugzeugtypen: dem Ekranoplan, der später als „Kaspisches Seemonster“ in die Geschichte einging. Bartini selbst erlebte dies nicht mehr. Die aus seinen Konzepten resultierenden Tests wurden erst nach seinem Tod 1974 durchgeführt.
Mit Bartinis Tod starb auch endgültig das Projekt WWA-14, der zweite Prototyp des Flugobjekts wurde sogar demontiert. Doch der erste existiert noch immer – wenn auch ramponiert. In den 1980er Jahren wurde er geplündert und die dabei entstandenen Schäden bis heute nicht repariert. So fehlen etwa große Teile der Tragflächen. Allerdings würde ein Wiederaufbau laut CNN circa 1,2 Millionen Dollar kosten und ein bis zwei Jahre dauern.
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Heute befinden sich die Überbleibsel des „dreiköpfigen Drachen“ im Zentralen Museum der Luftstreitkräfte der Russischen Föderation in Monino nahe Moskau. Hier hat die WWA-14 immerhin noch späte Berühmtheit erlangt: als Teil der größten Sammlung sowjetischer Flugzeuge weltweit.