6. Juni 2024, 6:31 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Einst Sitz der sächsischen Kurfürsten und Könige, ist das Residenzschloss Dresden einer der bedeutendsten Renaissancebauten in der gesamten Bundesrepublik. Besondere Aufmerksamkeit verdient dabei die einmalige Kunstsammlung, die, über Jahrhunderte zusammengetragen, heute in einem unvergleichlichen Glanz erstrahlt. Dabei ist nicht nur das legendäre Grüne Gewölbe einen Besuch wert. TRAVELBOOK-Autor Robin Hartmann hat sich den Prunkbau für Sie angesehen.
Lieben Sie es auch so sehr, an einem Ort, den Sie vermeintlich gut kennen, etwas Neues zu entdecken? So ging es mir kürzlich wieder einmal, als ich bei einem Besuch in Dresden ein paar Stunden Zeit hatte. Durch die wunderschön restaurierte Innenstadt stromernd, blieb mein Blick an einem Gebäude hängen, dass ich zwar schon oft gesehen, aber noch niemals betreten hatte: dem Residenzschloss Dresden. Einst Sitz des sächsischen Adels, beherbergt es heute eine Kunstsammlung, die deutschlandweit ihresgleichen sucht.
Laut der offiziellen Seite des Ortes diente das Residenzschloss Dresden bereits seit 1485 als ständiger Sitz der sächsischen Landesherren, wobei jeder Herrscher bis hin zu August dem Starken seine ganz persönlichen Spuren an dem Bau hinterließ. Und jeder von ihnen trug auch an Kunst das Beachtlichste zusammen, dessen er eben habhaft werden konnte. 1945 fast vollständig ausgebrannt, dauerte es dennoch bis 2019, bis diese wohl weltweit einmalige Sammlung wieder in voller Blüte begeisterten Besuchern aus aller Welt präsentiert werden konnte.
Verschleppte Schätze
Mein Rundgang startete in der Rüstkammer, die eine absolut beachtliche Kollektion an Waffen präsentiert. Bei vielen der Exponate handelt es sich um sogenannte Schmuckwaffen, die die Mächtigen eigens für besondere Anlässe fertigen ließen. Schwerter, Hellebarden, Äxte, Feuerwaffen, Rüstungen, Schilde, Harnische – es lassen sich Artefakte aus den verschiedensten Epochen finden. Meist auch mit Informationen, bei welcher Gelegenheit sie gegebenenfalls „eingesetzt“ wurden. Laut offizieller Webseite handelt es sich dabei um die größte Sammlung von Prunkwaffen und Gewändern der Reformationszeit und des Barock weltweit.
Die Exponate sind allesamt in einem verblüffend guten Zustand. Das ist umso erstaunlicher, wenn man weiß, dass ein Großteil von ihnen im Zuge des Zweiten Weltkrieges aus dem Residenzschloss Dresden nach Russland verschleppt wurde. Das verriet mir ein Mitarbeiter, als ich ihn auf die wirklich makellosen und sehr schön anzuschauenden Waffen ansprach. Für einen Moment kann man hier sogar vergessen, zu welchem Zweck sie geschaffen wurden, und sich einfach nur an der Pracht dieser unglaublich großen Sammlung erfreuen. Wer Zeit mitbringt, kann anhand der umfangreichen Informationen zu den Ausstellungsstücken auch viel über die Geschichte Sachsens und seiner Herrscher lernen.
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Münzen und viel Blattgold
Weiter geht die Tour durch eine andere Perle des Residenzschloss Dresden, nämlich das Münzkabinett. Unglaubliche 300.000 Objekte gibt es hier zu bestaunen, deren Geschichte von der Antike bis zur heutigen Zeit reicht. Ein Highlight sind die zahlreichen Sonderprägungen, die etwa August den Starken nach seiner Krönung zum polnischen König als Herkules zeigen. Eine andere erinnert an die Genesung der Kaiserin Maria Theresia von den Pocken. Zahlreiche Städte gaben zudem Gedenkmünzen heraus, nachdem sie die Pest besiegt hatten. Eine besondere Erwähnung verdient auch die umfangreiche Sammlung an Falschgeld, welches bereits nachweislich vor tausenden von Jahren zum Einsatz kam. Skurril sind zudem die Gegenstände aus aller Welt, die anderswo als Zahlungsmittel gelten bzw. galten.
Ein Muss sind die königlichen Paraderäume, die Kurprinz Friedrich August II anlässlich seiner Hochzeit mit der österreichischen Kaisertochter Maria Josepha im September 1719 einrichten ließ. Erst 300 Jahre danach, also 2019, wurden sie wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Den Prunk der über und über mit Blattgold verzierten Räume kann man nur schwer beschreiben, zumal es sich bei vielen der Ausstellungsstücke hier um Originale handelt. An den Wänden und Decken kunstvolle detailreiche Gemälde, dazu eine beeindruckende Sammlung an Porzellan, Möbeln und Prachtkleidung. Zu sehen ist hier unter anderem das Königsornat von August dem Starken.
Skurrile Sammelstücke
Eine besondere Erwähnung verdient auch der Neue Riesensaal im Residenzschloss Dresden, der auf über 700 Quadratmetern prachtvolle Rüstungen zeigt. Wo einst die Mächtigen Maskenbälle, Feste und Hochzeiten feierten, flanieren heute staunende Besucher wie ich vorbei. Die Harnische, die Pferde und ihre Reiter zum Teil vollständig bedeckten, sind mit einer unvorstellbaren Kunstfertigkeit hergestellt. Fast wähnt man sich auf einem mittelalterlichen Rittertunier, so lebensecht und exzellent erhalten wirkt alles. Knapp 350 erstaunliche Exponate gibt es hier zu bewundern. Daran anschließend findet sich die sogenannte Türckische Cammer, die eine der bedeutendsten und ältesten Sammlungen osmanischer Kunst außerhalb der Türkei beherbergt.
Mein klarer Favorit im Residenzschloss Dresden ist aber das Neue Grüne Gewölbe, das über 1000 zum Teil wahrlich skurrile Exponate aus drei Jahrhunderten Sammelwut beherbergt. Sehenswert ist die Sammlung von Kirschkernen, in die mit einer für meine Logik völlig unerklärlichen Präzision zum Beispiel Bibel-Szenen geschnitzt sind. Erst unter einer starken Lupe offenbart sich dieser sprichwörtliche Mikrokosmos. In Erinnerung geblieben ist mir auch ein Schiff, das komplett aus Elfenbein bestand, sogar die Segel. Das unglaublich detailreiche Diorama, das den Geburtstag des Großmoguls Aureng-Zeb darstellt, ist unter anderem mit mehr als 5000 Diamanten und zahlreichen anderen kostbaren Edelsteinen geschmückt. Des weiteren gibt es diverse, mit echten Korallen gefertigte Kunstwerke sowie auch den größten jemals gefundenen grünen Diamanten zu bestaunen.
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So planen Sie Ihren Besuch
Irgendwann aber, spätestens nach ein paar Stunden, beginnt einem im Residenzschloss Dresden ob all der Pracht und den Informationen dazu mächtig der Kopf zu brummen. Wenn man wie ich nur einen begrenzten Zeitrahmen hat, sollte man sich schon vorher genau überlegen, welche Räume man sehen möchte. Alle wichtigen Informationen dazu finden sich auf der offiziellen Webseite. Und denken Sie immer daran: Bei nur einem Besuch alles sehen zu wollen ist wirklich absolut illusorisch. So war ich denn auch etwas weniger traurig, dass ich es nicht einmal in die wohl berühmteste Ausstellung im Schloss geschafft habe, die sich im Historischen Grünen Gewölbe befindet.
Hier werden 3000 Meisterwerke des Juwelier- und Goldschmiedehandwerks präsentiert. Die Sammlung machte im November 2019 Schlagzeilen, als bei einem spektakulären Einbruch zahlreiche unersetzbare Wertgegenstände entwendet wurden. Der Versicherungswert der Preziosen wird auf mehr als 100 Millionen Euro geschätzt, der ideelle Verlust ist noch ungleich höher. Im Dezember 2022 wurden zwar zahlreiche Einzelstücke zurückgeführt, es fehlen aber immer noch einige, die wohl für immer verschwunden bleiben dürften. Doch auch das tut dem Glanz der Sammlung im Residenzschloss Dresden keinen Abbruch.
Wenn Sie nun neugierig geworden sind und die Museen gerne einmal besuchen möchten, haben Sie dazu von täglich von 10-18 Uhr Gelegenheit. Nur dienstags bleibt die Sammlung geschlossen. Eine reguläre Eintrittskarte kostet 14 Euro, ermäßigt 10,50 Euro. Diese inkludiert allerdings nicht den Besuch im Historischen Grünen Gewölbe, für den noch einmal 14 Euro fällig sind. Die offizielle Seite empfiehlt dafür zudem aufgrund begrenzter Kapazitäten eine Vorab-Buchung online. Ich jedenfalls freue mich jetzt schon auf einen weiteren Besuch im schönen Elbflorenz. Und im Residenzschloss Dresden.