24. September 2014, 17:38 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Der Brite Jason deCaires Taylor ist bildender Künstler. Seine viel beachteten Skulpturen stehen allerdings nicht in einem gewöhnlichen Museum – sondern auf dem Meeresgrund vor Yucatan. Dadurch ist die Kunst ist stetigem Wandel, beeinflusst von den Kräften des Wassers und den Meerestieren.
Wer vor Cancún im Norden der mexikanischen Halbinsel Yucatan auf Tauchgang geht, ohne das dort gelegene Unterwassermuseum zu kennen, dürfte erst mal einen gehörigen Schreck bekommen: Bei der Isla Mujeres drängen sich Hunderte lebensgroße Skulpturen auf dem Meeresgrund, 450 an der Zahl. Kinder, Frauen, Schwangere, junge und alte Männer stehen dicht an dicht, die Augen geschlossen und in stiller Pose verharrend.
„The Silent Evolution“ heißt das Werk, das der britische Künstler Jason deCaires Taylor im Jahr 2012 in acht Metern Tiefe installiert hat. Für die Skulpturen standen Mexikaner aller Altersklassen und Schichten Modell.
Die Installation ist Teil des Museo Subacuático de Arte (MUSA), das über zwei „Ausstellungsbereiche“ von insgesamt 420 Quadratmetern zwischen der Isla Mujeres und der Punta Nizuc verfügt. 21 Werke von Jason deCaires Taylor, bestehend aus mehr als 500 Einzelskulpturen, können Taucher und Schnorchler hier in bis zu 10 Metern Tiefe besichtigen.
Das Besondere: Die Figuren werden nicht etwa regelmäßig gereinigt oder gar restauriert – im Gegenteil. Es ist sogar vom Künstler gewollt, dass sich Korallen, Muscheln und Algen auf den Statuen absetzen. Dadurch erhalten die Figuren ein beinahe groteskes Aussehen, geformt von der Natur und den Kräften des Wassers.
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Es geht um mehr als nur um Kunst
Neben dem künstlerischen Aspekt geht es bei den Installationen von Jason deCaires Taylor noch um etwas anderes: den Schutz der Natur. Die nahe gelegenen natürlichen Korallenriffe im Cancún Marine Park, der mit jährlich 750.000 Besuchern zu den beliebtesten Tauchrevieren der Welt zählt, sollen durch den neu entstandenen Tauchspot entlastet werden. Ziel ist es, einen Teil der Tauchtouristen von den Korallenriffen weg zu dem leicht zugänglichen Skulpturenpark zu lotsen, der inzwischen unzählige Fische und Unterwasserpflanzen angelockt hat.
Die Statuen sind aus einem speziellen Beton gefertigt, der 10 Mal härter ist als normaler Beton. Zudem ist das Material pH-neutral, was dem Wachstum von Korallen zugute kommt. „Das Museum, welches das Zusammenspiel von Kunst und Umweltprozessen aufzeigen will, bildet eine komplexe Riffstruktur für die Ansiedlung von marinem Leben“, schreibt der Künstler auf seiner Website.
Dieses Video zeigt eindrucksvoll, wie sich die Skulpturen unter Wasser mit der Zeit verändern:
Ein weiterer Skulpturenpark mit Werken von Jason deCaires Taylor befindet sich vor der Karibik-Insel Grenada. In der Moliniere Bay verteilen sich 65 Figuren auf einer Fläche von insgesamt 800 Quadratmetern. Und auch hier geht es nicht nur um Kunst, sondern um die Rehabilitation des sensiblen marinen Ökosystems, welches in den vergangenen Jahren durch mehrere schwere Stürme in Mitleidenschaft gezogen wurde.
„Die Platzierung einer künstlichen Struktur hat die Grundlage für das Wachstum neuen marinen Lebens geschaffen“, heißt es in der Projektbeschreibung. Die Skulpturen seien darüber hinaus auch entworfen worden, um Tauchern eine Abwechslung zu anderen Gebieten mit Korallenriffen in der Gegend zu bieten, welche durch Wassersportaktivitäten bereits stark überlastet seien.
Impressionen vom Werk „The Silent Evolution“ in Mexiko und weiteren Unterwasser-Installationen von Jason deCaires Taylor sehen Sie oben in der Foto-Galerie!