18. April 2023, 6:39 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Als unsterbliches Erbe von Ägyptens mächtigen Pharaonen faszinieren die Pyramiden von Gizeh seit mehr als 4500 Jahren. Lange Zeit die höchsten jemals von Menschenhand geschaffenen Bauwerke, beeindrucken sie heute jedes Jahr Millionen von Besuchern und gehören längst zum Welterbe. Dabei ist es nur einem knauserigen Mann zu verdanken, dass sie heute überhaupt noch stehen.
Nur wenige Kilometer entfernt vom Zentrum der pulsierenden Millionenstadt Kairo liegt ein Ort, der wohl jedem Besucher bei seinem Anblick die Sprache verschlägt. Wie mächtige Monolithen aus einer anderen Zeit ragen dort drei gewaltige Klötze aus dem Wüstensand: Die Pyramiden von Gizeh, das atemberaubende Herzstück der Nekropole von Gizeh, wo einst Ägyptens mächtige Herrscher, die Pharaonen, ihre letzte Ruhe fanden. Als einziges der antiken Sieben Weltwunder sind sie heute noch erhalten – und das ist streng genommen nur dem Geiz eines einzelnen Mannes zu verdanken.
Wir schreiben das Jahr 2600 vor Christus, als der allmächtige ägyptische Pharao Cheops einen Bau in Auftrag gibt, der alles bisher Dagewesene sprichwörtlich in den Schatten stellt. Eine Grabstätte für sich selbst, die ihn auch nach seinem Tod überdauern und an seine Ägide als Herrscher über Ägypten erinnern soll. Cheops kann zu diesem Zeitpunkt nicht ahnen, das er mit der ersten der Pyramiden von Gizeh viel mehr (er)schafft als nur das. Nämlich ein wahres Weltwunder, einen Ort, den auch noch mehr als 4500 Jahre und unzählige Weltreiche später Menschen von überall bewundern werden.
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Ein Denkmal aus mehr als zwei Millionen Steinen
Bis zu 40.000 Arbeiter werden laut der offiziellen Seite der Pyramiden von Gizeh für den mächtigen Bau herangezogen, über einen Zeitraum von schätzungsweise 20 bis sogar 30 Jahren zieht sich die Errichtung hin. Cheops lässt für das Denkmal an sich selbst klotzen, und das im Wortsinn: In der Cheops-Pyramide sind laut heutigem Wissenstand mehr als 2,3 Millionen Steinblöcke verbaut. Jeder einzelne dieser Steine hat ein Gewicht von 50 bis 80 Tonnen. Am Ende steht ein weltweit einzigartiges Mausoleum, 146 Meter hoch. Cheops lässt seine Pyramide am Westufer des mächtigen Nil errichten, denn dieser Ort wird im altägyptischen Glauben mit dem Reich der Toten in Verbindung gebracht, da dort die Sonne untergeht. Nach seinem Tod werde der Pharao im Jenseits als Gott weiterleben, so die allgemeine Vermutung. Dies erklärt auch die reichen Beigaben, die man so oft in Pharaonengräbern entdeckte. Denn man glaubte, der Herrscher würde all diese Schätze in der Nachwelt brauchen.
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So verwundert es nicht, dass sich auch Cheops Sohn Chephren ein solches Denkmal setzen lässt. Und obwohl sie drei Meter kleiner ist als die seines Vaters, wirkt sie durch einen Trick optisch größer. Sie wurde ganz einfach an einem höher gelegenen Standort erbaut. Etwa 30 Jahre nach dem Bau des Grabmals für Pharao Cheops steht damit die zweite der drei Pyramiden von Gizeh. Ihr markantes Erkennungsmerkmal ist die heute noch vorhandene Spitze aus Kalkstein, der ursprünglich das gesamte Bauwerk bedeckte. Und noch ein anderes Monument für die Ewigkeit entsteht ganz in der Nähe der Chefren-Pyramide, nämlich die Sphinx. Auch die legendäre Sagengestalt mit einem Menschenkopf auf einem Löwenkörper ist bis heute erhalten.
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Die größten je von Menschen geschaffenen Bauwerke
Chephrens Sohn Mykerinos ist es dann, der sich die letzte der Pyramiden von Gizeh als Grabmal errichtet. Mit 66 Metern Höhe ist sie nur weniger als halb so groß wie die seiner Vorväter. Das liegt vermutlich daran, dass Mykerinos noch vor ihrer Fertigstellung stirbt, weswegen sie quasi unvollendet bleibt. Als sie etwa 2510 vor Christus steht, endet damit eine ungefähr 90 Jahre dauernde Ära. Doch die Pyramiden werden, genau wie es sich die Pharaonen gewünscht haben, zu Monumenten für die Ewigkeit. Der Universität Bonn zufolge ist sind sie neben der chinesischen Mauer die größten jemals von Menschenhand erschaffenen Bauwerke. Allein die Cheops-Pyramide ist höher als ein durchschnittlicher 50-stöckiger Wolkenkratzer, und nimmt eine Gesamtfläche von unglaublichen 53.000 Quadratmetern ein.
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Spätere ägyptische Herrscher wie Tutanchamun und Ramses II. lassen die Anlage noch lange sukzessive erweitern. Und schon in der Antike werden die gewaltigen Mausoleen zu einem Touristenmagneten. Nachdem die Römer bis 30 vor Christus Ägypten annektieren, bricht ein wahrer Besucher-Boom über die Pyramiden von Gizeh herein. Auch römische Kaiser kommen, Imperator Nero lässt sogar 60 nach Christus deswegen die Sphinx restaurieren. Zu seinem Ruhm wird sie mit einer Treppe und einem Podium versehen, damit man sie fortan besser besichtigen kann.
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Beinahe wurde das Weltwunder zerstört
Dennoch kann man es wohl als Glücksfall bezeichnen, dass die Pyramiden von Gizeh heute überhaupt noch stehen. Zu „verdanken“ ist das dem Sultan Al-Aziz Uthman. Im Jahr 1196 ordnet dieser nämlich an, die Bauwerke zu zerstören. Acht Monate lang machen sich seine Arbeiter daraufhin an der Pyramide von Mykerinos zu schaffen, bevor Uthman seinen irrwitzigen Plan schließlich aufgibt. Der Grund: Man hatte berechnet, dass es genauso teuer sein würde, die Pyramiden abzureißen, wie einst ihre Errichtung gekostet hatte. Noch heute erinnert aber ein Spalt an der nördlichen Seite der Mykerinos-Pyramide an diese Episode.
Nachdem Großbritannien zu Beginn des 19.Jahrhunderts Ägypten erobert, beginnen 1817 die ersten archäologischen Ausgrabungen in der Nekropole von Gizeh. 1837 findet Howard Vyse den Sarkophag des Pharao Mykerinos und möchte ihn nach England bringen lassen. Noch heute finden sich zahllose Stücke aus diversen Raubgrabungen quasi widerrechtlich in England. Mykerinos jedoch kommt niemals dort an, denn das Schiff, das seinen Sarg transportiert, sinkt auf dem Seeweg. Eine skurrile Phase der „Zwischennutzung“ ereignet sich während des Ersten Weltkrieges: Vier Jahre lang sind zahlreiche Soldaten und Krankenschwestern aus Australien und Neuseeland in Zelten auf dem Gizeh-Komplex untergebracht.
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Die Pyramiden sind geschrumpft
Seit 1979 gehören die Pyramiden von Gizeh zum Unesco-Welterbe, jährlich besuchen über 14 Millionen Menschen die antike Kultstätte. Skurril ist, dass die Pyramiden im Laufe der Jahrtausende durch Erosion erheblich geschrumpft sind. So ist die Cheops-Pyramide nur noch 138 Meter hoch, die seines Sohnes Chephren 136 Meter. Das Denkmal an Mykerinos, einst 66 Meter hoch, misst heute nur noch 62 Meter. Insgesamt finden sich in Ägypten heute noch etwa 130 Pyramiden, die älteste davon vermutlich die des Pharaos Dsojer, die um das Jahr 2630 vor Christus entstand.
Heute sind die Pyramiden von Gizeh täglich für Besucher geöffnet. In der Wintersaison kann man sie von 8 bis 16 Uhr sehen, im Sommer von 8 bis 17 Uhr. Tatsächlich kann man nicht nur die gewaltige Anlage begehen, sondern auch alle drei Grabmäler und zahlreiche kleinere Gebäude betreten. Im Inneren der Pyramiden gibt es neben den Grabstätten auch Tempel und die Gemächer der Pharaonen zu besichtigen, die diese dem Glauben nach im Jenseits bewohnten. Die offizielle Webseite des Ortes bietet zahlreiche geführte Tour-Optionen an, die bereits ab 25 Dollar (23 Euro) erhältlich sind.