11. Oktober 2022, 15:36 Uhr | Lesezeit: 2 Minuten
Rosalia Lombardo verstarb vor mehr als 100 Jahren. Der Körper des kleinen Mädchens ist so gut erhalten, dass sie heute als die schönste Mumie der Welt gilt. Beigesetzt ist sie in der Kapuzinergruft in Palermo (Sizilien) – und dort seit Jahrzehnten eine Touristen-Attraktion.
Rosalia Lombardo wurde am 13. Dezember 1918 als Tochter des Generals Mario Lombardo in der sizilianischen Hauptstadt Palermo geboren. Doch ihr Leben endete schon kurz darauf. Noch vor ihrem zweiten Geburtstag, am 6. Dezember 1920, starb das Mädchen in Folge der Spanischen Grippe an einer Lungenentzündung. Doch bestattet wurde Rosalia nicht wie andere Tote der damals grassierenden Pandemie.
Nach ihrem Tod beauftrage ihr Vater den Chemiker Alfredo Salafia mit der Einbalsamierung des Körpers seiner Tochter. Mit einer speziellen Konservierungsmethode gelang Salafia Außerordentliches: Die Mumie, die später in der Gruft des Kapuzinerkonvents in Palermo beigesetzt wurde, ist so gut erhalten, dass sie als die schönste Mumie der Welt gilt. Im Gesicht des Kindes sind selbst kleinste Härchen zu erkennen.
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Rätsel um die „geheime Formel“
Über die von Salafia angewandte Einbalsamierungsmethode haben Wissenschaftler jahrzehntelang gerätselt. Erst 2009 konnte das Geheimnis um die Formel dank wieder aufgetauchter Unterlagen aus dem Nachlass des Chemikers gelüftet werden. Laut Dario Piombino-Mascali, Anthropologe und wissenschaftlicher Kurator der Kapuzinerkatakomben in Palermo, handele es sich dabei um „eine Mischung aus Formalin, Glyzerin, Zinksulfat, Alkohol und Salicylsäure“, berichtet und zitiert „Deutschlandfunk“ den Wissenschaftler.
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„Dornröschenschlaf“ in einem Sarg aus Glas
Von den mehr als 2000 Mumien in der Gruft unter dem Kapuzinerkloster in Palermo ist die Mumie von Rosalia Lombardo die berühmteste. Sie lockt zahlreiche Touristen aus dem In- und Ausland in die Katakomben. Doch das hohe Interesse wurde schließlich gefährlich für die schönste Mumie der Welt. Deswegen wurde sie zum Schutz vor dem Blitzlicht der Kameras und weiteren äußeren Einflüssen 2012 in einen gläsernen Sarg umgebettet, schreibt „Deutschlandfunk“.
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Das Kapuzinerkloster, in dem sie ruht, wurde im Jahr 1534 erbaut, die Gruft 1599. Bis 1670 bestattete man in den Katakomben hauptsächlich Kapuziner. Leichname, die nur wenige Anzeichen von Verwesung aufwiesen, stellte man an den Wänden auf. Später wurden auch Angehörige der Oberschicht in der Kapuzinergruft bestattet – bis die Beisetzungen Ende des 19. Jahrhunderts dort verboten wurden. Ausnahmen gab es aber dennoch: zum Beispiel die Bestattung der Mumie der kleinen Rosalia Lombardo.