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Mitten in Rheinland-Pfalz

Hier fließt der größte innerstädtische Wasserfall in der EU

Saarburg
Saarburg ist ein romantisches kleines Städtchen mit einem erstaunlichen Superlativ. Das lockt Touristen in Scharen in den Ort Foto: picture alliance / Zoonar
Robin Hartmann Autorenkopf
Freier Autor

17. Juni 2024, 11:02 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Mitten im Herzen der rheinland-pfälzischen Kleinstadt Saarburg rauscht der höchste innerstädtische Wasserfall der gesamten Europäischen Union. Besucher können die Naturgewalt von mehreren Aussichtsplattformen aus beobachten. Unser Autor hat hier einen Tag verbracht und verrät, was sie in dem romantischen Ort unbedingt sonst noch sehen sollten.

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Wahrscheinlich kennt jeder von uns dieses ganz besondere Gefühl: Man kommt an einen Ort, von dem man vorher noch nie etwas gehört hat. Und ist von Anfang an verzaubert von dessen einzigartigem Charme. Beglückt schlendert man durch enge Gassen, auf der Suche nach nichts Bestimmtem, und damit offen für alles. Die Schrittgeschwindigkeit verlangsamt sich unmerklich, fast automatisch, wirklich sehen statt einfach nur Sightseeing. So ging es mir kürzlich wieder einmal, als ich auf einer Reise entlang der Mosel in das beschauliche kleine Städtchen Saarburg geriet.

In der Region rund um den Ort stieß ich zuvor immer wieder auf dieselbe Geschichte, stets mit stolzgeschwellter Brust vorgetragen: „Da müssen Sie unbedingt mal hin, da fließt der größte innerstädtische Wasserfall in ganz Europa.“ Nun bin ich als Reisender und Naturliebhaber ein besonderer Fan solcher Superlative, und so musste ich natürlich eines Nachmittags auf nach Saarburg. Wobei ich zugeben darf, dass mich von Anfang an auch ein Zweifel trieb. Denn ich war mir sehr sicher, den höchsten innerstädtischen Wasserfall Europas bereits besucht zu haben. Und zwar nicht etwa in Deutschland oder gar Rheinland-Pfalz, sondern in Bosnien.

Rekordhalter, je nach Perspektive

Saarburg
Der Wasserfall in Saarburg ist menschengemacht und stammt aus dem Wasser des Leuckbach. Im Bild zu sehen ist nur die höchste seiner Kaskaden Foto: picture alliance / Jochen Tack

Fakt ist: Sowohl in Saarburg als auch im bosnischen Jajce stürzen sich mitten in der Stadt Kaskaden spektakulär in die Tiefe, locken damit zahllose Besucher an. Zwei Orte also, die beide von einer Naturgewalt sehr profitieren. Bei meinem Besuch in Bosnien sagte man mir nun, der Wasserfall in Jajce sei 22 Meter hoch. Eine Zahl, die unter anderem auch die „Berliner Morgenpost“ angibt, die ich aber nicht zweifelsfrei verifizieren konnte. Manche Quellen sprechen stattdessen auch von 17, 18 oder 20 Metern Höhe. Und genau dasselbe ist auch bei „unserem“ deutschen Rekordhalter der Fall.

Die Tourismus-Seite „Saar-Obermosel“ weist unserem Champion stolze 20 Meter zu, andere Quellen sprechen aber von nur 18 Metern. Wie dem auch sei und wie man auch misst: Die Kaskade in Saarburg ist in jedem Fall wohl die höchste der gesamten Europäischen Union (Bosnien gehört Stand Juni 2024 noch nicht dazu), und muss sich wirklich nicht vor größeren Brüdern verstecken. Wie sie so donnernd direkt in der Altstadt von Saarburg am sogenannten Buttermarkt in die Tiefe rauscht, ist schon sehr schön und sehenswert. Dass sie dabei auch noch ein paar alte Mühlräder antreibt, deren Geschichte sich hunderte von Jahren zurückverfolgen lässt, ist ein zusätzliches Plus für das Beobachter-Herz.

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Eine menschengemachte Naturgewalt

Saarburg
Die Altstadt von Saarburg wird wegen ihres romantischen Flairs auch Klein-Venedig genannt Foto: picture alliance / Eibner-Pressefoto

Doch zunächst werden Sie nun vor einem Besuch nun vielleicht erstmal fragen: Moment mal, wo liegt denn nun eigentlich Saarburg? Das Nest befindet sich nur eine knappe halbe Stunde mit dem Auto entfernt von Trier, Deutschlands ältester Stadt. Dieser Topwert ist übrigens absolut unumstritten. Umgeben von grünen, mit Weinreben bewachsenen Hügeln, kuschelt sich Saarburg in die sanfte, von der Saar geprägte Landschaft. Ein Städtchen mit jeder Menge mittelalterlichem Flair, wozu nicht zuletzt die Ruine der namensgebenden Saarburg beiträgt. Und eben der höchste innerstädtische Wasserfall in der Europäischen Union.

Dieser speist sich wiederum aus dem durch die Stadt fließenden Leukbach, und ist tatsächlich nicht natürlich, sondern von Menschenhand geschaffen. Denn „Saar-Obermosel“ zufolge lenkten die Bürger von Saarburg das Gewässer bereits im 11. oder 12. Jahrhundert um, sodass es fortan durch die Stadtanlage floss. Der Grund war, dass auf diese Weise die schnelle Versorgung mit Löschwasser im Falle eines Brandes gesichert werden konnte. Durch die Kraft der herabstürzenden Kaskade konnten man zudem noch mehrere Mühlräder betreiben. Zudem schuf die technische Maßnahme eine wunderbare Stimmung in der Altstadt, die heute auch als „Saarburger Klein-Venedig“ bekannt ist.

Überfüllung und Einsamkeit

Auch mich zieht das Panorama bei meinem Besuch sofort in seinen Bann. Auf gleich mehreren Plattformen kann man den Wasserfall beim Hinabstürzen beobachten und natürlich fotografieren. Rundherum sitzen in brechend gefüllten Restaurants und Cafés auf dem Buttermarkt Besucher aus aller Welt, genießen am rauschenden Wasser sitzend vielleicht ein Gläschen Wein, einen Flammkuchen oder ein Eis. Auch, dass es für so einen kleinen Ort absolut brechend voll ist, tut der Idylle wundersamerweise keinen Abbruch. Ich stehe einfach am Kanal des Leuckbach und genieße den Anblick. Und das Gefühl, mal wieder so richtig etwas entdeckt zu haben.

Das macht Lust auf mehr, und so steige ich dann natürlich auch schon bald auf den Burgberg über der Stadt auf. Ein kurzer Weg, der dennoch wohl nicht für jedes Fitness-Level geeignet scheint. Jedenfalls wird es mit jedem Schritt merklich einsamer. Den sehr gut erhaltenen Bergfried, also den Turm der Burg, habe ich dann minutenlang sogar ganz für mich alleine. Von weit oben kann man dann so richtig den Blick auf Saarburg und das weite sanfte Land genießen. Hier die Dächer der Stadt, da die Weinberge, dahinter einfach nur grüne Fläche, ab und zu mit Farbklecksen in Form von Dörfern akzentuiert.

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Landschaft aus der Vogelperspektive

Und in diese Weite zieht es mich dann auch noch einmal, ein wenig wandern in den Weinbergen rund um Saarburg. Die Rebstöcke, die schon sehr bald mit ihren Trauben-Schätzen schwer beladen dastehen werden, sind bei meinem Besuch noch kahl. Leben, im Begriff zu entstehen. Über eine scheinbar endlose steile Treppe steige ich dann von der Altstadt aus in die lichten Hänge. In den Wiesen blühen Hahnenfuß, Glockenblumen und Disteln. Eidechsen huschen bei meinem Herannahen unter sonnige Steine, wo sie sich kurz zuvor noch gesonnt haben. Auch hier wiederum ein sehr schöner Blick auf die Stadt und vor allem ihre Burg.

Nach einem längeren Spaziergang habe ich dann sogar noch genug Zeit, um eine andere Attraktion von Saarburg zu testen. Und zwar den örtlichen Sessellift, der innerhalb von etwa 10 Minuten auf den Hausberg der Stadt fährt. Gemütlich schaukelt die offene Kabine, die frische Luft schmeckt hier oben, wenn möglich, sogar noch etwas besser. Oben angekommen warten eine Sommerrodelbahn und ein Ferienpark auf Besucher. Die dafür, die Nummernschilder zeigen es, auch aus den Niederlanden anreisen. Von so weit oben ist dann der Ausblick auch wirklich nicht mehr zu toppen. Gefühlt fast schon Vogelperspektive. Es sind genau solche Momente, die das Herz höher schlagen lassen.

Themen Deutschland
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